In den Neunzigern galt er als Surfer der Nation - "Gegen den Wind" hieß die Vorabendserie, mit der er den Durchbruch als Schauspieler schaffte. Heiß begehrt war er damals. Ein echter Frauenschwarm. Jetzt ist Ralf Bauer 49, längst hat er das Surfen hinter sich gelassen, sorgt eher mit seinem politischen Engagement für ein freies Tibet und seiner Yoga-Leidenschaft für Schlagzeilen, weniger durch seine TV-Rollen.
Wir treffen den Allrounder im "Dolce Amaro". Das kennt er gut. Erst kürzlich sei er hier gewesen, mit einer guten Freundin. "Wir haben uns vor Jahren bei Ikea kennengelernt", erzählt er. Die große Liebe wurde es nicht, aber eine enge Freundschaft - und eben seine Verbindung zu Mannheim. "Hier habe ich mich auch für ,Let's Dance' warmgetanzt", lässt uns Bauer wissen. Bei der RTL-Show startete er im Frühjahr 2015. Täglich trainierte er mit einer Profitänzerin, sieben Mal bewertete die TV-Jury sein Können, dann war Schluss. Nicht aber wegen der Salsa, die er in einem Mannheimer Club geübt hatte, sondern weil ihn eine Grippe schwächte.
Das darf im Moment auf keinen Fall passieren. In wenigen Tagen startet die Tour "Bauer in Love". Mit einem Freund, dem Musiker Pat Fritz, und jeder Menge Literatur im Kopf geht er auf die Bühne - "und dann lassen wir uns inspirieren. Von tagesaktuellen Ereignissen. Vom Publikum. Von der Stimmung", erklärt Bauer seine Idee, die sich am Dienstag, 27. Oktober, auch im Mannheimer Capitol entfalten soll.
Bloß nicht krank werden
"Das sind immer sehr besondere und individuelle Abende, die viel Spaß machen", berichtet der Schauspieler. Und weil er also nicht krank werden will, muss er beim Interview drinnen sitzen, gemütlich auf dem Sofa bei Espresso und ungekühltem Wasser. Vorsichtshalber hat er den hellblauen Schal schon mal um den Hals geschlungen und Jogi-Löw-mäßig gebunden. Die angegrauten Haare fallen in den Nacken, die Sonnenbrille auf der Stirn versteckt den schwindenden Haaransatz.
Jemand, der für die Freiheit der Tibeter kämpft, eine Yoga-DVD auf den Markt gebracht hat und lauwarmes Wasser ordert . . . Wir spinnen uns das Gesamtkonzept zusammen: Bestimmt trinkt er keinen Alkohol, fährt nie Auto und findet Handys überflüssig. Ein Vegetarier, vermutlich. Diszipliniert durch und durch.
Wir tasten uns vor, wollen mehr wissen über das Engagement für Tibet. Ganz ohne missionarischen Eifer erzählt Bauer über die Faszination des Volkes: "Ihre Art zu Leben, Demut zu haben. Das hat mir geholfen relaxter zu sein." Bauer ist Katholik, kein Buddhist - "wie viele glauben". Es scheint, als sauge er die Eindrücke, die ihn fesseln, auf wie ein Schwamm. Schnell steht fest: Bauer lebt nicht nach Dogmen, er geht seinen ganz eigenen Weg. Mit Yoga zum Beispiel. Das macht er jeden Morgen eine Viertelstunde lang - "weil es mir damit gut geht und ich seitdem keine Rückenschmerzen mehr habe".
Genüsslicher Ausklang
Der Schauspieler lebt in Baden-Baden, seit kurzem ist das sein einziger Wohnsitz. Ein Loft mit Yoga-Studio richtet er sich gerade ein - "da kann ich auch mal Mönche einladen und Veranstaltungen ausrichten. Das wird super", freut er sich. Auf seinem Handy zeigt er Fotos. Wo man in Mannheim guten Rotwein trinken kann, möchte er bei dieser Gelegenheit noch wissen. Den Abend nach seinem Auftritt im Capitol in zwei Wochen will er nämlich genüsslich ausklingen lassen, plant er.
Dann muss er auch schon wieder los - mit dem Auto sei er gekommen, erwähnt er beiläufig. Tatsächlich? Dann hätten wir jetzt eigentlich nur noch eine Frage: "Essen Sie eigentlich Fleisch?" - "Ja. Warum?" - "Ach. Nur so ..."
"Bauer in Love"
"Bauer in Love" heißt das Programm, mit dem Ralf Bauer gerade durch Deutschland tourt. Musiker Pat Fritz begleitet ihn. Die Abende auf der Bühne laufen mehr oder weniger improvisiert ab, basierend auf literarischen Texten.
Ralf Bauer und Pat Fritz kommen am Dienstag, 27. Oktober, um 20 Uhr ins Capitol. Karten unter: 0621/33 67 333.
Ralf Bauer ist zurzeit nach eigenen Angaben nicht "in Love". Vor einigen Jahren aber, als er wegen der Radio Regenbogen Awards in Mannheim war, kaufte er hier eine Bronze-Figur - und zwar Amor. Die Statue, knapp 50 Zentimeter groß, brachte er auch zum Interview mit.
Was auffällt: Amors Pfeil fehlt. "Das war aber von Anfang an so", versichert Bauer. Über die Jahre hätte der abgeschossene Pfeil wohl schon ein paar Mal getroffen, berichtet Bauer: "Nur eben nicht so richtig."
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