Sollte Geschlechtsidentität frei wählbar sein? War die Erhöhung des Bundeswehretats eine angemessene Reaktion auf den Krieg in der Ukraine? Und: Leben wir noch in einer Demokratie? Ist die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau bereits erreicht?
Die Abendakademie sucht mit diesen kontroversen Fragen erneut Mannheimerinnen und Mannheimer, die Lust auf ein Blind Date der anderen Art haben. Das Projekt „Mannheim spricht“ vermittelt nun bereits zum zweiten Mal Leute mit unterschiedlichen Meinungen. Sie werden dabei in Vieraugengespräche über aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen aufgeteilt. Ein Algorithmus führt diejenigen Gesprächspaare zusammen, deren Antworten am gegensätzlichsten ausgefallen sind. Im letzten Jahr hatten sich mehr als 100 Mannheimer beteiligt. Ab sofort können Interessierte sich registrieren (siehe Infobox). Die Gesprächspaare verabreden sich dieses Jahr selbstständig und unterhalten sich am 16. Juli in „live und in echt“ in der Abendakademie. Dafür stehen dort Räume zur Verfügung. Zudem gibt es an diesem Tag ein Event mit Rahmenprogramm mit dem RNF-Live-Truck und Event-Poeten, die auftreten.
So können Sie an "Mannheim spricht" teilnehmen
- Und so funktioniert „Mannheim spricht“: Wer teilnehmen möchte, beantwortet noch bis zum 3. Juli Fragen zu aktuellen politischen Themen im Netz auf der Homepage www.mannheimspricht.de und registriert sich online.
- Die Gespräche finden am 16. Juli in der Abendakademie statt. Dort stehen Räume bereit, Gesprächspartner verabreden sich eigenständig zu den Treffen. Gleichzeitig bildet der Tag den Abschluss des Projekts mit vielen Event-Programmpunkten. Der „MM“ ist Medienpartner der Aktion.
- „Deutschland spricht“ wurde im Jahr 2017 von Zeit online entwickelt, um der wachsenden Spaltung der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen.
- Das Vorhaben wurde schnell ein großer Erfolg, und es gab Nachfragen aus der ganzen Welt. So entstand die Plattform My Country talks.
- Über sie haben in der Zwischenzeit mehr als 170 000 Menschen in über 40 Ländern an über 60 000 Gesprächen teilgenommen.
- Mannheim gehört zu den ersten Städten, die das etablierte Format „Deutschland spricht“ von Zeit online auf die kommunale Ebene holte. see
„Wenn wir nicht immer wieder miteinander reden, gibt es keine Demokratie, keinen Zusammenhalt, wir erreichen keine gemeinsamen Ziele“, sagt Susanne Deß, Geschäftsführerin der Abendakademie. Mit „Mannheim spricht“ wolle man zu einer „respektvollen Kommunikation“ beitragen - und lade alle herzlich ein, so Deß.
„Vielleicht haben Sie ein mulmiges Gefühl, wenn Sie auf eine fremde Person treffen, von der Sie nur wissen, dass Sie eine andere Meinung hat als Sie“, heißt es weiter von der Abendakademie. Die hier für diesen Fall gleich vorgesorgt hat: Denn auch in diesem Jahr bietet sie als Vorbereitung auf die Gespräche kostenlose Workshops an.
Die Initiative „Wertschätzung (er)leben“ etwa gestaltet den Workshop „Wertschätzende Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft“. Die Veranstaltung findet ebenso in Präsenz in der Abendakademie statt und umfasst vor allem aktive Gesprächsübungen mit anderen Kursteilnehmenden.
In den Workshops lernt man auch, einmal genau zu hören, was hinter den Worten des Gegenübers steckt. Und sich so auszudrücken, dass der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin einen besser verstehen kann. Der Workshop wurde von Psychologen aus Mannheim entworfen und erprobt. Er diene dem Zweck, „die bedingungslose Wertschätzung in der Gesellschaft zu fördern“, heißt es von der Abendakademie. Um Anmeldung wird gebeten. Ein Workshop ist noch frei: Samstag, 9. Juli, von 10 bis 12 Uhr lauft der Impuls-Workshop „Wertschätzung (er)leben - wie gelingt respektvolle Zuhören?“ Link zur Anmeldung unter www.bit.ly/39gReeS
Einen weiteren Workshop bietet die Organisation „Gegen Vergessen - für Demokratie“ an. Sie ist Teil des Kompetenznetzwerks Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft. In einem Online-Workshop kann man alles um das Thema Kommunikation mit Andersdenkenden lernen. Er findet in zwei Modulen je 180 Minuten über Zoom statt: Mittwoch, 6. Juli, und Mittwoch, 13. Juli, jeweils von 18 bis 21 Uhr. Die Anmeldungen gehen nach Datum der Anmeldung.
Damit der Workshop auch wirklich zum Mitwirken anregt, ist die Teilnehmerzahl auf 20 Personen begrenzt. Anmeldungen sind möglich unter info@mannheimspricht.de
Und wer steckt eigentlich hinter „Mannheim spricht“? Das Projekt ist die lokale Edition von „Deutschland spricht“, welches von Zeit online entwickelt wurde. Möglich wird die technische Umsetzung durch die Plattform My Country Talks (deutsch: Mein Land spricht). Die Idee, „Deutschland spricht“ nach Mannheim zu holen, hatte die Bürgerin Katharina Missling. Sie brachte die Idee im Beteiligungshaushalt 2019 ein, erhielt aber keine Mehrheit für dieses Projekt.
Dafür erreichte sie die Unterstützung von Sylvia Löffler (Stadt Mannheim) und Adrian Tavaszi (Abendakademie), so dass die Idee verwirklicht werden konnte. Außerdem gehören zum Unterstützerteam Anne-Marie Geisthardt (Initiative Kulturparkett), Julia Hoffmann (Initiative Nice to meet you), Robin Preuß (Initiative Wertschätzung (er)leben), Monika Simikin und Amanda Chartier Chamorro (beide Abendakademie).
„Mannheim spricht“ gehört zur hiesigen sogenannten Themeninsel „Zusammenhalt in Vielfalt“ in der Quadratestadt. Diese zielt darauf ab, verschiedene Veranstaltungsformate zu entwickeln und in Mannheim auszuprobieren. „Mit dem Ziel, Menschen aus verschiedenen Stadtteilen, unterschiedlicher Herkunft, mit verschiedenen Lebensentwürfen oder mit unterschiedlichen politischen Ansichten“ die Möglichkeit zu geben, miteinander Gemeinschaft stiftende, wertschätzende Diskussionen und Begegnungen zu erfahren, so die Verantwortlichen der Abendakademie.
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