Mannheim. In Windeseile hatten 20 ehrenamtliche Helferinnen den Lore-Marzenell-Saal des Sportvereins SV 89/07 Seckenheim in eine moderne Nähfabrik verwandelt. Dort, wo sonst Yoga-Kurse stattfinden oder die Sänger der Liedertafel ihre Stimme üben, ratterten unablässig Nähmaschinen.
Die Frauen kamen aus der ganzen Region. Den weitesten Weg hatte Elvira auf sich genommen. Sie war mit dem Zug aus der Nähe von Offenburg gekommen, um einen Tag lang die „Initiative Nähen für Regenbogenkinder und Frühchen“ zu unterstützen. Wie am Fließband entstanden Strampler, Schlafanzüge, Socken.
„Heute nähen wir vor allem für Frühchen der Universitätsmedizin Mannheim (UMM). Heute Morgen war eine Vertreterin des Elternkreises Frühgeborene und kranke Neugeborene Mannheim da und hat erklärt, was vor allem fehlt. Jetzt produzieren wir das“, erklärte Stefanie Avril, Leiterin des „MM“-Redaktionssekretariats, die sich seit rund zehn Jahren in der Initiative engagiert. Gaby Seitz hatte den Tag in Seckenheim organisiert und so einen gehörigen Anteil zum Gelingen der Arbeit beigetragen. Sie hatte die Initiative über die Freiwilligentage beim „MM“ kennengelernt. Ihre Firma Fliesen Seitz spendete die Getränke für den Aktionstag.
Das Stück Stoff, das da eine der Frauen vorbereitet hatte, war kaum größer als die Hand eines erwachsenen Menschen. Doch selbst ein völliger Laie erkannte: Daraus soll später ein Oberteil werden. Deutlich waren die Öffnungen zu erkennen, aus denen die Händchen und Füßchen herausschauen. Ärmel und ein Ansatz für den Kragen sind erkennbar. Dieses Kleidungsstück war für ein Frühchen bestimmt – also ein Kind, das deutlich vor dem errechneten Entbindungstermin zur Welt gekommen ist und viel kleiner ist als andere Neugeborene. Auch die Kleinsten sollten es warm haben, wenn sie auf dem Bauch der Mutter liegen, erklären die Damen. Als Frühchen gilt, wer vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wird. Das sind in Deutschland zwischen sieben und acht Prozent aller Kinder.
Auch für Sternenkinder wird Kleidung genäht
Babys, die tot auf die Welt kommen, heißen Sternenkinder. Bekommen deren Eltern später noch ein gesundes Baby, nennt man dieses Regenbogenkind. Und für all diese Kinder arbeiteten die Frauen. Es kamen wunderschöne Teile in den Kindergrößen ab 32 heraus. Auch für Sternenkinder wurde Kleidung angefertigt, damit ihre Familien sie würdevoll beerdigen können.
Elvira wird schmunzelnd von Yvonne zur Arbeit angehalten: „Jetzt hast du aber lange genug Pause gemacht.“ Die beiden Frauen lachen. Ernst wird es nur, wenn die Kleidungsstücke nach Schnittmustern angefertigt werden. Diese müssen exakt zugeschnitten werden, ehe sie zusammengenäht werden.
So wie die Frauen die Nähfabrik aufgebaut hatten, räumten sie am Ende auch wieder auf. Was nicht an die UMM ging, wird in zwei Lagern eingelagert. „Bei Bedarf können wir es in kürzester Zeit zuschicken“, so Avril. Claudia und Gerhard Elißer vom Vorstand des Sportvereins schauten vorbei und meinten: „Für so eine Aktion stellen wir gerne den Raum kostenlos zur Verfügung.“
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