Gesundheit - Diskussion um die Gründung eines Cannabis Social Clubs / Verwaltung will wohlwollend prüfen

Drei Fraktionen möchten medizinischen Cannabis Club für Mannheim

Von 
Bertram Bähr
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Cannabis wird über Hanfpflanzen gewonnen. Der Stoff dient nicht nur als Rauschmittel, sondern wird auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt. © dpa

Mannheim. Wohlwollend, aber zurückhaltend: So lässt sich die Reaktion der Stadtverwaltung auf drei Anträge der Grünen, der SPD und der Li.Par.Tie im Bildungsausschuss des Gemeinderats beschreiben. Die Fraktionen möchten, dass die Verwaltung die „Möglichkeiten zur Errichtung eines medizinischen Cannabis Social Clubs“ (CSC) prüft. Ziel: eine Ausnahmegenehmigung, um einen CSC für Mannheim ins Leben zu rufen. Solche Clubs sind eine Art Anbaugenossenschaft für Cannabis.

Grunert zeigt sich bereit, eine Ausnahmegenehmigung zu prüfen: „Grundsätzlich befürwortet die Verwaltung den medizinischen Einsatz“ von Cannabis, betont der Bürgermeister. Allerdings „werden wir Zeit benötigen, bevor wir möglicherweise weitere Schritte einleiten“, dämpft er die Erwartungen. Notwendig sei eine „differenzierte Prüfung mit Akteuren der Gesundheitskonferenz“.

Die von den Fraktionen genannte Begründung für einen CSC kann Grunert nachvollziehen. Auch er sei dafür, „Menschen, die gesundheitliche Unterstützung brauchen, zu helfen“. Die Nachfrage nach Cannabis für den medizinischen Gebrauch steige jährlich stark an, erklärt die Fraktion Li.Par.Tie in ihrem Antrag. Das belegten Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Doch für Betroffene sei der Erwerb schwierig.

Teure Privatrezepte

Nur wenige Ärzte, so Thorsten Riehle (SPD), seien bereit, „entsprechende Rezepte zu schreiben und Anträge bei Krankenkassen zu verfassen“. Denn ein solcher Antrag sei „mit viel Aufwand, minimaler Vergütung und einer hohen Wahrscheinlichkeit der Ablehnung verbunden“. Den Patientinnen und Patienten bleibe deshalb oft „nur ein teures Privatrezept oder der Schwarzmarkt“. Dem wolle man in Mannheim mit einem Modellversuch entgegenwirken.

Cannabisblüten auf Privatrezept kosten nach Darstellung der Parteien zwischen 15 und 25 Euro pro Gramm. „Unter Berücksichtigung der Betriebskosten könnte ein Cannabis Social Club intern für circa 7 Euro pro Gramm Cannabisblüten ausgeben.“ Damit bleibe der CSC auch unter dem Schwarzmarktpreis, der über zehn Euro pro Gramm liege. Erkrankte, die eine hohe Dosis von etwa drei Gramm pro Tag brauchen, würden monatlich gegenüber einem Privatrezept mehrere Hundert Euro sparen.

Grüne, SPD und Li.Par.Tie betonen ausdrücklich, dass es ihnen nicht um einen allgemeinen, sondern einen medizinischen CSC geht. Ein allgemeiner Club möchte Cannabis – in strengen Grenzen – auch als Genussmittel abgeben. Das geht aus einer Mustersatzung hervor (Internet: cutt.ly/pnen0Gg), die der Hanfverband Rhein-Neckar für Heidelberg entworfen hat.

Beim medizinischen CSC dagegen sei „der Konsum des Cannabis für Menschen, die über kein Rezept verfügen, nicht gestattet“, heben SPD und Li.Par.Tie hervor. Der Club, so die Grünen, solle nur Menschen offenstehen, „die sich aufgrund fehlender Genehmigung ihrer Krankenkasse die bei einem Privatrezept anfallenden Kosten nicht leisten können und bislang auf eine illegale Beschaffung angewiesen sind“. Nach Einschätzung von SPD und Li.Par.Tie liege „eine denkbare, realistische Größe des Vereins bei 50 Mitgliedern“. Da es sich um ein Modellprojekt handeln solle, bestehe „kein Anspruch auf die vollständige Versorgung aller Konsumenten und Konsumentinnen“.

Trotz aller Einschränkungen: Im Ausschuss werden Bedenken laut. So lehnt es Kathrin Kölbl (FDP) ab, einen Club ins Leben zu rufen, „auch nicht als Modellprojekt“. Schließlich gebe es „eine Regelung über Krankenkassen“. Ulrich Lehnert (AfD) bemängelt, dass in den Anträgen nicht zwischen Cannabisblüten und dem darin enthaltenen Rauschmittel Tetrahydrocannabinol (THC) unterschieden werde: „Was Sie mit THC machen wollen, lassen Sie offen“, kritisiert Lehnert.

Das könnte eine der Fragen sein, die die Mannheimer Gesundheitskonferenz zu prüfen hat. Dabei, so Hanna Böhm (Li.Par.Tie), solle man sich die Kenntnisse des Hanfverbands Rhein-Neckar zunutze machen. Grunert will diese Anregung aufgreifen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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