Mannheim. Das Gelände am Deutschen Fertighaus Center umgibt am Samstagabend ein mediterranes Flair: Auf der Wiese stehen Tische mit weißen Tischdecken, die geschmackvoll gedeckt und hübsch dekoriert sind. Die mehr als 200 weiß gekleideten Gäste lassen sich das Essen schmecken, das auf Porzellantellern appetitlich angerichtet ist. Sie unterhalten sich angeregt. Die Band San Remo spielt Klassiker von „Tu Vuò Fa' L'Americano“ bis „Volare“ und unterstreicht damit die entspannte Atmosphäre der lauen Sommernacht. Die beliebte Veranstaltung Le Dîner en blanc hat erneut für ein stilvolles Ambiente gesorgt.
Auf die Beine gestellt wird das Dinner von Chanthasene Sananikone, der das Event im Jahr 2011 in Mannheim ins Leben gerufen hat. Angefangen hat alles, als er von einer Freundin in Hamburg zu einem Dinner in Weiß eingeladen wurde. „Ich konnte aber nicht hingehen“, erzählt er. Doch die Idee ließ ihn nicht mehr los. In Mannheim gebe es viele schöne Orte, die häufig nicht allen bekannt sind, so der Veranstalter.
Diner en Blanc kommt ursprünglich aus Paris
Traditionell werde die Location bis kurz vorher geheim gehalten, da man eigentlich eine Veranstaltung ab 100 Personen anmelden müsse, so Sananikone. Damit wolle man vermeiden, dass das Treffen durch die Polizei aufgelöst wird. Denn, auch wenn das Dinner, das stets im öffentlichen Raum in Mannheim organisiert wird, eine friedliche, non-profit Zusammenkunft ist, stelle es gewissermaßen eine Guerillaaktion dar. Probleme mit Polizeibeamten habe es aber bis jetzt noch nie gegeben, winkt Sananikone lächelnd ab.
Das Picknick in geschmackvollem Rahmen finde weltweit in Metropolen wie London oder Paris statt, erzählt er. Den Ursprung habe das Speisen unter freiem Himmel, bei dem jeder in weißer Kleidung erscheint, in der französischen Hauptstadt. Dort treffen sich Leute zum gemeinsamen Dreigang-Menü in Parks. In der Quadratestadt organisiere er im Rahmen eines Kunstprojekts von Laboratorio 17 das Dinner in Weiß im Jungbusch. Was ein großer Erfolg wurde.
„Es kamen mehr als 200 Leute beim ersten Mal“, sagt er. Und so wurden die Folgeveranstaltung stets and anderen Orten in Mannheim abgehalten. „Es kamen von Jahr zu Jahr mehr Gäste“, so der Organisator. Dieses Jahr habe er etwas anderes ausprobiert – und den Veranstaltungsort bereits lange im Voraus kommuniziert. Damit die Leute besser vorab planen, erklärt er.
Eigentlich hätte die Veranstaltung bereits am 22. Juni stattfinden sollen, musste aber aufgrund des schlechten Wetters kurzfristig verschoben werden. Da an diesem Wochenende viele Events parallel stattfinden, seien weniger Leute als sonst erschienen, so der Organisator. Doch auch in kleinerem Kreis bleibt die Stimmung gut. Die Teilnehmenden bringen nicht nur den Tisch und die Deko selbst mit: Auch für das Essen sind sie selbst verantwortlich. Dass sie nach dem Fest ihren Müll mitnehmen, damit der Platz sauber hinterlassen wird, ist für die Gäste ebenso selbstverständlich.
Wichtig sind Sananikone bei der Planung, dass die Gäste genug Parkmöglichkeiten haben oder den Platz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen können. Außerdem müssen Toiletten vorhanden oder zumindest in der Nähe sein. Anfangs habe es wechselnde Musiker gegeben. Die Band San Remo jedoch sei ihm von den Kulturbrücken empfohlen wurden. „Inzwischen sind sie jedes Jahr mit dabei.“
Chanthasene Sananikone feiert mit einer Gruppe von Freunden. Bei ihnen werden bei dem Drei-Gänge-Menu unter anderem Köstlichkeiten wie Quiche Lorraine und edle Weine aufgetischt. Unter ihnen ist Dorota Laus. Für die Inhaberin der Neckarauer Boutique Mod’oro, ist die Auswahl eines stilvollen Outfits ein leichtes. „Ich finde weiß elegant“, schwärmt sie. Sie genießt den Abend in schicker Kleidung, gutem Essen in angenehmer Gesellschaft sichtlich. Einige Meter entfernt schlemmt eine Familie Leckereien wie Vitello Tonnato, Quiche und Tiramisu. Nebenan speisen Hiltrud und ihr Mann Rainer mit ihren Freunden Willi und Beate. „Wir waren schon viermal dabei“, verrät Hiltrud. Das befreundete Ehepaar haben sie eingeladen.
Diner en Blanc - der Überraschungseffekt fehlt dieses Mal
Am Tisch von Hans und seiner Partnerin Andrea bringt ein Strauß weißer Rosen festliches Flair. Sie dinieren mit ihren Freunden Birgit und Steffen sowie Kirsten und ihrem Partner Peter. Jeder der drei Paare hat etwas zum Menü beigesteuert, wie sie erzählen. Ob Feta-Quiche oder süßer Nachtisch mit guten Weinen, das Sextett lässt es sich gut gehen. Lediglich die Tatsache, dass die Location nicht erst kurz vor dem Fest sondern im Vorfeld bekannt war, finden sie schade. Denn der Überraschungseffekt sei weg, so Hans, der es spannend fand zu spekulieren, wo das Dinner möglicherweise stattfinden könnte.
Mona und Mark hätten sich ebenfalls gewünscht, dass die Location geheim geblieben wäre. „So bleibt es spannend bis zur letzten Minute“, sagt Mark, der schon öfter dabei war. Er wünscht sich, beim nächsten Mal wieder mehr in Richtung Innenstadt zu feiern. Für ihre Freunde Moritz und Tom ist Le Dîner en blanc eine Premiere. Tom sieht den Abend als Gelegenheit den Genuss am Leben stilgerecht zu zelebrieren. Für ihn ist die Veranstaltung zudem rundum gelungen. „Ich finde die Location auch sehr gut.“
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