Mannheim. Die Tafeln auf dem Ring stammen aus dem Jahr 1990. Sie zeigen den Autofahrern an, wie viele Plätze in den Innenstadt-Parkhäusern frei sind. In Zukunft soll das alles komfortabler laufen. Die Stadt will ein digitales Parkleitsystem einrichten, das mit Navigationsgeräten und gängigen Handy-Programmen (Apps) vernetzt ist. Es soll Autofahrern in Echtzeit die – je nach Ziel – besten Parkplätze und die schnellste Route dorthin präsentieren. Bis spätestens Ende 2021 soll das neue System in Betrieb gehen, wie es in einer Rathaus-Vorlage an die Stadträte heißt.
Rund 3,7 Millionen Euro kostet das Projekt, knapp 1,9 Millionen Euro davon kommen aus einem Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums, rund 200 000 Euro übernehmen die Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB). Die Stadt muss damit noch rund 1,6 Millionen Euro beisteuern. Der Technik-Ausschuss des Gemeinderats hat sich in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig für die Investition ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat am 26. November. Das dürfte allerdings nur noch Formsache sein.
Vom neuen System – es soll auch die von der MVV Energie betriebenen freien Ladepunkte für Elektroautos anzeigen – verspricht sich die Stadtverwaltung, dass weniger Autos auf der Suche nach Parkplätzen in der Innenstadt unterwegs sind. Das wiederum sorge für weniger Lärm und für weniger Ausstoß von Schadstoffen wie Stickoxid. Das neue Parkleitsystem soll zunächst für die Innenstadt aufgebaut werden, perspektivisch ist es aber für das gesamte Stadtgebiet gedacht. Eine Machbarkeitsstudie soll darüber hinaus noch weiter in die Zukunft blicken: Sie soll zeigen, wie Parkhäuser für autonom parkende Fahrzeuge umgerüstet werden müssen.
Ein externer Anbieter wird nun das Konzept für das neue Parkleitsystem entwickeln, dessen Basis eine Datenbank ist. Die bereits vorhandenen Apps von MPB und Verkehrsverbund Rhein-Neckar sollen dazu als Grundlage dienen. Um die Daten liefern zu können, müsse „die vorhandene Technik“ in den Garagen der MPB und der teilnehmenden privaten Betreiber gegebenenfalls ertüchtigt werden, heißt es. Aber trotz aller Digitalisierung – komplett verzichten will man auf die Anzeigen am Straßenrand nicht, wie Sven Riffel von der Stadtverwaltung in der Sitzung betonte. „Eventuell werden es aber ein paar weniger.“
Baustellen werden angezeigt
Neben dem Parkleitsystem will die Stadtverwaltung auch ein digitales System fürs Baustellenmanagement einführen, für das der Ausschuss ebenfalls ohne Gegenstimme votiert hat. Für die Genehmigung von Baustellen gibt es bereits ein verwaltungsinternes Computerprogramm. Das neue System soll die Information aber auch an Navigationsgeräte weitergeben und außerdem auf laufende Großveranstaltungen hinweisen. Dieses System kostet circa 900 000 Euro. Auch hier übernimmt das Bundesverkehrsministerium rund 450 000 Euro.
Von den Stadträten im Ausschuss kam am Dienstag durch die Bank Lob für das neue Parkleitsystem. „Eine gute Nachricht, nicht nur für die Innenstadt“, sagte Thomas Hornung (CDU). Eine sinnvolle Lenkung vermeide überflüssigen Verkehr, und davon profitiere die gesamte Stadt. Ein solches System sei außerdem „die Basis“ für die aktuell diskutierten Vorschläge für eine Verkehrsberuhigung von Teilen der Innenstadt. Denn gerade bei solchen Maßnahmen sei es wichtig, die Autos direkt in die entsprechenden Parkhäuser zu lenken. Ähnlich argumentierte Isabel Cademartori (SPD): Das Leitsystem sei „die Grundlage für jede Anstrengung zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt“. Auch die Grünen begrüßen das System, weil es den Suchverkehr reduziere und die Digitalisierung voranbringe, so Deniz Gedik. Thomas Trüper (Linke) mahnte, der Datenschutz „muss mitgedacht werden“.
Der Einzelhandelsverband ist mit der digitalen Suchhilfe ebenfalls einverstanden. „Wir unterstützen alle Bemühungen, die leichte Erreichbarkeit des Einzelhandelsstandorts zu verbessern“, sagte Geschäftsführer Swen Rubel auf Anfrage.
Mittel im Kampf gegen Abgase
- Das geplante neue Parkleitsystem ist Teil des 2018 gemeinsam mit den Städten Ludwigshafen und Heidelberg sowie dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) erstellten „Masterplans Green-City“. Sein Ziel: die Stickoxidbelastung zu senken.
- Die Stadt Mannheim hatte auf Anregung des CDU-Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel beim Bundesverkehrsministerium einen Förderantrag für das neue Parkleitsystem gestellt. Im Frühjahr dieses Jahres wurde das Geld aus dem Programm „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ bewilligt.
- Das aktuelle Parkleitsystem zeigt auf rund 60 Tafeln an, wie viele Plätze in den Parkhäusern frei sind. Grundlage sind knapp 3000 Parkflächen in den Garagen der Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB) sowie von acht privaten Betreibern. Das derzeitige System stammt aus dem Jahr 1990 und werde bald nicht mehr zeitgemäß sein, so die Verwaltung. Die Tafeln sollen voraussichtlich ab Mitte 2020 erneuert werden.
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