Zum Abschluss unserer Wittelsbacher-Serie, in der wir die wichtigsten Herrscher vorstellten, sprachen wir mit dem heutigen Chef des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern, über die Ausstellung und die heutige Rolle seiner Dynastie.
Königliche Hoheit, ohne manche Wirrung der Geschichte wären Sie heute Pfalzgraf bei Rhein und damit Herrscher auch über die Kurpfalz - wäre das für Sie vorstellbar?
Herzog Franz von Bayern: Mit der Revolution im Jahr 1918 endete die Zeit der Monarchie und ich möchte keinerlei Spekulationen über deren Rückkehr anstellen. Schon mein Vater, geboren 1905, also noch zu Zeiten des Königreichs, legte den Titel des Kronprinzen bewusst ab. Seither führen wir den alten Titel des Herzogs von Bayern als Familiennamen und vor dem Hintergrund der geschichtlichen Verpflichtung auch den der Pfalzgrafen bei Rhein. Alle meine direkten Vorfahren gehen auf die pfälzische Linie zurück. Diese Verbindung ist für uns Wittelsbacher Teil unseres Selbstverständnisses.
Dafür haben Sie das Patronat über die Ausstellung übernommen. Welche Bedeutung hat das?
Von Bayern: Die Schau "Die Wittelsbacher am Rhein" ist eine einmalige Retrospektive gemeinsamer Geschichte. Sehr gerne habe ich dafür das Patronat übernommen, als Zeichen der historischen Verbundenheit und als Referenz an die großartige Leistung, so eine Ausstellung zu konzipieren und über Ländergrenzen hinweg zu organisieren.
Mit welchen speziellen Leihgaben?
Von Bayern: Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds, die Wittelsbacher Landesstiftung und das Geheime Hausarchiv am Bayerischen Hauptstaatsarchiv haben, meines Wissens, Leihgaben zur Verfügung gestellt. In diese Institutionen sind seinerzeit auch Kunstschätze und Archivalien eingelegt worden, die von den Pfälzer Wittelsbachern kommen. Dabei sind unter anderem Hausurkunden wie der Hausvertrag von Pavia von 1329 und Kleinodien aus der Mannheimer Schatzkammer.
Freut Sie das rege Interesse der Menschen an Ihrer Familie?
Von Bayern: Natürlich freut es mich immer, wenn sich ein Interesse an Geschichte und Kunst zeigt. Die großen Landes- oder Geschichtsausstellungen erfüllen wohl die Erwartung der Besucher, etwas über die eigene Geschichte zu erfahren, und es ist wunderbar, wenn eine Ausstellung diese Neugier befriedigt. Ob die Mitglieder meiner Familie so im Mittelpunkt des Interesses stehen, erscheint mir dabei nicht so wichtig.
Ist in ihrer Familie, ist in Bayern noch präsent, dass wir - sprich die Kurpfalz und Bayern - einst zusammengehörten?
Von Bayern: In meiner Familie ist die Zusammengehörigkeit der Pfalz und Bayerns sehr wohl präsent. Es ist, gemessen an 800 Jahren gemeinsamer Geschichte, noch nicht so lange her, nämlich nur rund sechzig Jahre, dass sie getrennt wurden. Die Pfalz ist durch den Regierungsbezirk Oberpfalz durchaus noch im bayerischen Bewusstsein vorhanden. Die "Obere Pfalz" war ja ein Teil der Pfalz und wurde lange Zeit auch von Heidelberg aus regiert. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch der Landesverband der Pfälzer in Bayern, der schon 1949 gegründet wurde und heute unter anderem die Pfälzer Residenzweinstube in München betreibt. Das allein wäre nicht so bemerkenswert, würde dieser Verband nicht durch die Bayern-Pfalz-Stiftung auch auszubildende und studierende Pfälzer sowie Forschungszwecke fördern. Und die Studienstiftung Maximilianeum fördert die besten Abiturienten der Pfalz und Bayerns. Sie können bei freier Kost im Maximilianeum wohnen.
Gibt es noch direkte verwandtschaftliche Beziehungen in unsere Region oder leben heute alle Mitglieder des Hauses in Bayern?
Von Bayern: Obwohl alle lebenden Wittelsbacher aus der Pfälzer Linie stammen, leben heute die meisten in Oberbayern, wobei die junge Generation durch Studium und Beruf in anderen Teilen der Welt unterwegs ist.
Was bedeutet es für Sie, Oberhaupt einer einst so einflussreichen Familie zu sein?
Von Bayern: Als Familienchef erfülle ich im Wesentlichen zwei Aufgaben: Eine davon betrifft die inneren Angelegenheiten der Familie, den Frieden und den Zusammenhalt. Die zweite Aufgabe richtet sich mehr nach außen. Sie ist repräsentativ akzentuiert. Die rund 800-jährige Verbindung des Hauses Wittelsbach mit dem Land Bayern hat zwar 1918 ein äußerliches Ende gefunden, nicht geendet hat jedoch die gegenseitige Verbundenheit und Wertschätzung. Den daraus gewachsenen, gegenseitigen Respekt aufrecht zu halten, betrachte ich als wichtigste Aufgabe als Chef des Hauses Wittelsbach.
Ihre Vorfahren, gerade Kurfürst Carl Theodor in Mannheim, haben in erster Linie Kunst und Kultur unterstützt. In welchen Bereichen engagieren Sie sich?
Von Bayern: Sowohl auf der Pfälzer als auch auf der altbayerischen Seite haben viele Wittelsbacher Kunst umfassend und gekonnt gesammelt. Vielleicht haben wir da ein gutes Gen in uns, von dem auch etwas auf mich gekommen ist. Mir ist dabei wichtig, dass diese Objekte auch anderen Interessierten zugänglich sind. Deshalb ist ein Großteil meiner Sammlungen unter anderem in den Wittelsbacher Ausgleichsfonds eingelegt worden und in staatlichen Galerien ausgestellt. Sehr wichtig ist es mir auch, soziale Belange nicht aus den Augen zu verlieren und soweit möglich auch zu helfen.
Franz von Bayern
Herzog Franz von Bayern wurde am 14. Juli 1933 als ältester Sohn von Herzog Albrecht in München geboren. Er ist Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. Seit 1996 ist er Familienoberhaupt des Hauses Wittelsbach.
Herzog Franz ist Diplom-Kaufmann, unverheiratet und bewohnt einen Trakt des Schlosses Nymphenburg.
Bereits in den 1950er Jahren begann er, zeitgenössische Kunst zu sammeln. Einen Großteil seiner Sammlungen übergab er bereits 1984 in die Stiftung Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Sie sind heute in der Pinakothek der Moderne und in der Staatlichen Graphischen Sammlung zu sehen. Er ist Mitglied des International Council des Museum of Modern Art in New York.
Er engagiert sich in nahezu zweihundert karitativen und kulturell ausgerichteten Organisationen als Mitglied oder als Schirmherr. pwr
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