Rheindamm

Mannheimer Rheindamm-Sanierung: Fast alle Bäume könnten gerettet werden

Um die Mannheimer Rheindammsanierung gab es lange Streit - aber geht es auch günstiger, grüner und sicherer? Ein von der Stadt beauftragter Gutachter stellt nun seine Ergebnisse öffentlich vor  

Von 
Thorsten Langscheid
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Mannheim. Applaus von zahlreichen Zuhörern auf der Empore, strahlende Gesichter, große Freude bei Stadträten und Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) am Dienstagabend im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) des Gemeinderats: „90 Prozent der Bäume am Rheindamm können erhalten werden“, nahm sie das Ergebnis des von der Stadt beauftragten Gutachtens zur Sanierung des Hochwasserschutzbauwerks vorweg.

Ronald Haselsteiner, Geschäftsführer der Beratungsfirma M&P Water in Koblenz, begründete diese Einschätzung in einem flotten Kurzvortrag mit wenigen Stichworten: „baumfreie Zonen entlang des Damms braucht es nicht“, und: „wir ziehen einfach die in Teilen sowieso geplante Spundwand ganz durch und machen sie ein bisschen tiefer.“

Damit könne ein Sanierungsverfahren umgesetzt werden, das in den meisten Anschnitten zwischen Lindenhof und Großkraftwerk nichts grundsätzlich anders vorschlägt, als das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, das aber auf den im Bereich Waldpark vorgesehenen kompletten Neubau des Erddeichs verzichtet. Alleine damit würde die Umsetzung von gut 300 000 Kubikmeter Erde wegfallen.

Der von der Stadt beauftragte Gutachter Ronald Haselsteiner am Dienstag im Foyer des Stadthauses N 1. © Michael Ruffler

Auf dem rund 3,7 Kilometer langen Abschnitt des Rheindamms zwischen Großkraftwerk und Lindenhof müssten nach den vorliegenden Plänen des RP aber auf einem rund sieben Hektar umfassenden Geländestreifen entlang des Damms gut 1000 - möglicherweise auch mehr - Bäume gefällt werden. Laut Gutachter Haselsteiner würden mit dem Erhalt all dieser Bäume auf der anderen Seite auch umfangreiche Ausgleichspflanzungen an anderer Stelle wegfallen: „Ein großer Gewinn für den Artenschutz“, sagt er.

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Mit Hilfe einer durchgezogenen Spundwand aus Stahl, die mit Betonköpfen nach oben hin gesichert werden sollte, könne der Damm auch praktisch nicht mehr brechen, so der Gutachter. Und: Das Bauwerk hätte dann eine sehr lange Lebensdauer. Haselsteiner: „Die Spundwand hält dann 200 bis 300 Jahre.“ Auch eine sogenannte „Dammverteidigung“, also die Stützung und Verstärkung des Deichs mit Sandsäcken, sei nicht erforderlich, erklärte Haselsteiner, da an dem Damm im Waldpark bei Rheinhochwasser „keinerlei Strömung“ herrsche.

Allerdings warnte der Wasserbau-Experte, dass die Spundwand zwar Hochwasser zurückhalten könne, aber - wie die Erdbauvariante des RP auch - keine Abdichtung nach unten gegen steigendes Grundwasser ermögliche. Das heißt: Auch nach der Sanierung des Damms können die Keller im Lindenhof und im Niederfeld durch Druckwasser überflutet werden.

Die ersten Vorarbeiten zu der Dammsanierung starteten bereits gegen Ende des Jahres 2016. Baden-Württemberg begann damals mit den Planungen für die Sanierung überalterter und maroder Hochwasserschutzanlagen an den Flüssen und Wasserläufen des Landes. Rheindammabschnitte in Mannheim und Karlsruhe wurden dabei mit höchster Priorität angegangen.

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Thorsten Langscheid
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Zuletzt wurden die Kosten für das Vorhaben im Mannheimer Stadtgebiet auf rund 15,5 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt, die selbst Eigentümerin des kleinen, gerade mal 200 Meter langen Deich-Abschnitts nördlich der Speyerer Straße ist, fungiert somit als Bauherrin, als Trägerin der öffentlichen Belange in Mannheim und gegenüber dem eigentlich übergeordneten Regierungspräsidium, dem der große, rund 3,5 Kilometer lange „Rest“ des Damms gehört, als Genehmigungsbehörde für die Sanierungs- bzw. Erneuerungspläne.

Die vom RP mit drei bis vier Jahren angegebene Bauzeit könne zudem deutlich verkürzt werden, setzte Haselsteiner einen weiteren Pluspunkt: „In zwei Jahren sind wir mit der Spundwand durch“, meint er. Derzeit - bis einschließlich Mittwoch, 21. Dezember - können Bürger Einwendungen gegen das Sanierungsvorhaben bei der Stadt Mannheim, Fachbereich Klima, Natur, Umwelt, Glücksteinallee 11, 68163 Mannheim, einreichen. Noch bis einschließlich Montag, 21. November, liegen die Pläne im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens öffentlich zur Einsichtnahme aus; und zwar im Erdgeschoß des Technischen Rathauses in der Glücksteinallee 11, montags bis freitags von acht bis 18 Uhr. Eine Anmeldung zur Einsicht ist nicht erforderlich.

Auch das - erst Anfang der Woche fertig gewordene - Gutachten Ronald Haselsteiners soll alsbald im Bürgerinformationssystem der Stadt veröffentlicht werden, wie Bürgermeisterin Pretzell ankündigte. Zahlreiche positive Reaktionen kamen in der Aussprache nach Haselsteiners Vortrag von Vertretern der Ratsfraktionen. Der Lindenhöfer Bezirksbeirat Wolf Engelen dankte am Ende dem Gutachter: „Sie haben in sehr vielen Punkten das aufgegriffen, für das wir seit Jahren kämpfen!“

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