Veterama - Rund 42 0000 Besucher aus ganz Europa pilgern zum Maimarkt-Gelände / Schrauber suchen Rücklichter, Reifen, Rahmen und Rostlauben

Die Liebe zu altem Blech rostet nie

Von 
Bernhard Haas
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So mancher alte Traumwagen wurde auf der Veterama bestaunt. Schrauber aus ganz Europa gaben sich auf dem Maimarkt die Klinke in die Hand, um auch das letzte noch fehlende Teile für das eigene Fahrzeug zu finden.

© Prosswitz

Von der kleinsten rostigen Schraube, die zu einer 250er BMW, Baujahr 1955, passte, bis zum silberglänzenden Adler-Rennwagen, der im Jahre 1934 mit 30 PS über die Pisten bretterte: Auf der Veterama gibt es das alles. Hier trafen sich rund 42 000 begeisterte Sammler aus ganz Europa, um zu tauschen, zu feilschen, in Kisten zu kramen oder um zu fachsimpeln. Der Bann, der von dieser Ausstellung ausgeht, ist unter den Schraubern seit 1975 ungebrochen.

Typischer Benzingeruch

An den beiden Ausstellungstagen streiften die Menschen zeitweise dicht gedrängt vorbei an Reifen, Rücklichtern und Rostlauben. "Überall gibt es etwas, das man noch brauchen kann", staunte Hans Sperber aus Nürnberg. Zu Hause stehen schon einige Oldtimer, die geradezu nach neuen Begleitern lechzen, so der Oldtimerfreund. "Die Veterama ist für mich wie ein Nationalfeiertag", sagte Aussteller Udo Diehl, der mit einem Hänger aus der Nähe von Ludwigshafen angefahren ist. Zusammen mit seinem Sohn hat er seinen Urlaub auf Sylt unterbrochen. "Morgen früh müssen wir um 8 Uhr wieder am Frühstückstisch sitzen, so lange haben wir von der Frau freibekommen", erzählte Diehl.

Auf dem Anhänger thronte ein Daihatsu Allrad-Cabrio aus dem Jahr 1979, an dem schon der Rost der vergangenen Jahre ein wenig nagte. Benjamin Weber aus Bad Rappenau ließ den gerade an. Nach zwei Versuchen kam eine dicke Rauchwolke aus dem Auspuff. Der von den Schraubern so ersehnte Benzingeruch erfüllte den Marktplatz, auf dem viele Old- und Youngtimer angeboten wurden. "Wir werden uns handelseinig", zeigte sich Weber voller Zuversicht.

Nur wenige Meter weiter umringten Besucher ein Mercedes 250 SL-Cabrio. Für stolze 69 500 Euro stand das Auto zum Verkauf. "Schön ist das Fahrzeug schon. Aber dazu sind meine Hosentaschen zu klein", lachte ein Besucher. Feilschen gehöre auf der Veterama zum Geschäft dazu, auch wenn es nicht mehr ganz so gut gelinge wie in früheren Jahren, meinte Uwe Krell aus St. Wendel. Er hatte gerade ein Velosolex erstanden. "Der Preis war schon stramm. Aber weil es nicht ansprang, kam mir der Verkäufer ein wenig entgegen", verriet er augenzwinkernd. Die neu errungene "alte Liebe" wird zu Hause auseinandergebaut, entrostet und wieder zusammengebaut, ehe sie sich zu einer kleinen Sammlung hinzugesellt. "Da gehen schon einige Stunden drauf. Die darf man aber gar nicht zählen. Am Schluss zählt nur, dass das Kultmofa wieder läuft", so der Schrauber aus dem Saarland.

An einem anderen Stand inspizierten zwei Männer ein Fahrrad. "Ein Wanderer aus dem Jahre 1929 in gutem Zustand" stellte Tobias Sauer von Lilienfeld fachkundig fest. "Schon im letzten Jahr habe ich drei Fahrräder innerhalb einer halben Stunde gekauft. Die werden alle ohne Gangschaltung gefahren. Auf den Königstuhl zu strampeln, ist damit eine Herausforderung", lachte der Heidelberger. Über den Kauf des Wanderers war das letzte Wort nicht gesprochen. Neben dem Preis gab es nämlich noch ein weiteres großes Problem: "Ob mir meine Frau den Kopf abreißt, wenn ich damit nach Hause, das weiß ich noch nicht."

Durch Helme, Reifen, Sitze, Lenkräder und historische Tanksäulen schlängelte sich der Mannheimer Nico Imhof: "Jetzt muss ich mir einen Tunnelblick zulegen. Sonst wird es fürchterlich. Gekauft habe ich mir einen Ölfilter und Fußrasten für mein BMW-Motorrad. Außerdem habe ich noch ein Buch gekauft über einen Mercedes. Das ist für meine Frau - die liebt alte Autos."

Die Veterama in Zahlen

Mittlerweile zählt die Veterama zu Europas größtem Markt für Oldtimer, Youngtimer, Klassiker und Ersatzteile.

Gezählt wurden an zwei Tagen rund 42 000 Besucher aus ganz Europa. Mit 4500 Ausstellern aus zwölf Ländern war der Teilemarkt ausgebucht.

Die Ausstellungsfläche betrug circa 260 000 Quadratmeter im Freien und 15 000 Quadratmeter Hallenfläche.

Auf dem Marktplatz wurden knapp 500 Komplettfahrzeuge angeboten, darunter Pkw, Lkw und Traktoren. Die Preise für die Fahrzeuge lagen zwischen 750 und 69 500 Euro.

Etwa 4000 Motorräder aller Marken suchten auf den Händlerständen einen neuen Liebhaber. has

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