Ehrenamt

Die guten Feen vom Reiter-Treff des Maimarkt-Turniers

Wirtin Hildegard Machat sorgt zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen auch bei der 61. Ausgabe des Maimarkt-Turniers für das Wohl ihrer Gäste.

Von 
Christine Maisch-Bischof
Lesedauer: 
Die jüngste Besucherin am Tresen des Reiter-Treffs: Die elf Monate alte Fleur auf dem Arm von Parcours-Assistentin Steffi Redler-Bogner mit den ehrenamtlichen Wirtinnen Christine Züll (v.li.), Hildegard Machat und Sarah Pratzschke. © Christine Maisch-Bischof

Mannheim. An ihrer Theke gibt es zwar meist keine Schaumkronen, aber ob Isabell Werth oder Ludger Beerbaum: So mancher Sportstar lässt sich dort das Wasser oder Saftglas reichen. Natürlich ist immer mindestens ein Auge auf die große Fensterfront gerichtet, die den Blick nicht über eine idyllische Landschaft schweifen lässt, sondern auf das Turnier-Geschehen. Schließlich handelt es sich auch nicht um die kleine Kneipe in unserer Straße, sondern um den Reiter-Treff im Richterturm auf dem Mühlfeld.

Hildegard Machat ist nun schon seit vielen Jahren Wirtin der kleinen Gaststube und als „Chefin“ zusammen mit 15 Frauen vom Reiter-Verein Mannheim verantwortlich für das leibliche Wohl ihrer Gäste. Auch beim 61. Maimarkt-Turnier sorgen sie wieder ehrenamtlich dafür, dass von der Weltmeisterin bis zum Richter oder Tierarzt niemand Durst und Hunger leiden muss.

Das Rundum-Versorgungspaket gilt aber offenbar auch schon für nur wenige Monate alte Gäste. „Könnt ihr das bitte irgendwie ein bisschen warm machen?“ Während die Freizeit-Gastronomin und ehemalige Grundschullehrerin Hildegard Machat ein Baby-Gläschen der Sorte Gemüse-Süßkartoffel entgegennimmt, wird schnell klar, warum der Service auch in diesem Fall wichtig ist. Bei der kleinen Besucherin, die ihr Gegenüber freundlich vom Arm der Mama aus anlächelt, handelt es sich um Fleur, die jüngste Enkelin der berühmten Parcours-Chefin Christa Jung.

Und Fleurs Mama ist die Tochter dieser Reitsportlegende und Parcours-Assistentin Steffi Redler-Bogner, die gleich wieder zu einer Besprechung eilen wird. Jetzt setzt sie sich erst mal an einen der Tische und füttert die kleine Maus auf ihrem Schoß Löffelchen für Löffelchen mit einem orangefarbenen Brei, was Fleur sichtlich genießt: „Ja, sie ist wirklich fast immer so gut drauf.“

Aus Verbundenheit zum Reitsport zum Job gekommen

Inzwischen erzählt Hildegard Machat, wie sie zu ihrem Ehrenamts-Job kam, beziehungsweise er zu ihr. Als sogenannte „Reitermutter“ von Julia Kühn fällt ihr die Antwort leicht: „Ganz klar, aus Verbundenheit mit diesem Sport, den die ganze Familie liebt.“ Nicht nur ihre Tochter als Berufsreiterin, auch deren Papa Rudolf hilft als VIP-Betreuer beim Maimarkt-Turnier. „Und unsere Enkel Hannah und Philipp gehen bereits beim Führzügelwettbewerb an den Start.“

Dass Kinder sich bereits so früh für Pferdesport interessieren, das freut Helferin Sarah Pretzschke „immer wieder“. Als Erzieherin im Kindergarten in Bobenheim-Roxheim kann die 31-Jährige den pädagogischen Wert des Reitens besonders gut einschätzen. Jetzt verteilt die Kurpfälzerin Erdbeerkuchen auf einem großen Teller. „Ich brauche noch fünf Stücke für die Tierärzte.“ Für das Turnier hat die Hobby-Reiterin auch in diesem Jahr wieder drei Tage Urlaub genommen.

Und die Chefin hat Verständnis? Ja, sicher, dies sei so, da erfahre die Sandhöferin große Wertschätzung und Unterstützung für ihr Ehrenamt. Was sie an der Aufgabe besonders reize, seien jedoch nicht nur die Begegnungen mit den Weltmeistern, die übrigens alle „extrem nett“ seien. Von Extrawünschen keine Spur: „Die bitten höchstens mal darum, dass wir für sie die Butter weglassen.“ Ansonsten würde immer gegessen, was auf den Tresen käme: „Halt typisch Reiter, völlig unkompliziert.“ Dennoch: Kurz vor ihrem Start sind sicher selbst die Stars ganz schön nervös. „Och nö, das lassen die sich nicht anmerken.“

Helferinnen im Reiter-Treff: Immer nah dran am Geschehen

Aber was „einfach total Spaß“ macht, sei die Atmosphäre in dem kleinen Café im Richterturm: „Man ist so nah dran am Reiten und hat einfach nochmal einen ganz anderen Blickwinkel als die Zuschauer im Stadion.“ Helfer-Kollegin Christine Züll nickt zustimmend. „Und man muss sich in seinem Verein auch schon mal engagieren“, versichert die ehemalige Informatikerin und begeisterte Schülerin beim Reiter-Verein Mannheim, wo sie ihren 23-jährigen Liebling Franz stehen hat: „Eine echte Schmusebacke.“

Da nehmen die drei Ladies auch die langen Tage beim Dienst auf dem Mühlfeld gerne in Kauf. Schon morgens um acht Uhr beginnt der Einsatz. Die von der Bäckerei Grimminger spendierten Brötchen belegen sie sorgfältig mit Käse und Wurst immer wieder frisch. „So, wie sie halt nach und nach gebraucht werden“, berichtet Hildegard Machat.

Frisch geliefert wird auch der Erdbeerkuchen. „Und immer wieder schaut eine von uns nach, ob auch die Richter fürs Springen hier oben im Turm und für die Dressur im Häuschen am Platz genug Getränke und Brötchen haben“, erzählt die Reiter-Treff-Wirtin zwischen Tassenspülen und Limonade reichen.

Mehr zum Thema

Maimarkt-Turnier

Maimarkt: Dressurreiterin Schneider in der Kür nicht zu besiegen

Veröffentlicht
Von
Maximilian Wendl/dpa
Mehr erfahren
Pferdesport

Maimarkt-Turnier: Springreiter Will bereit für krönenden Abschluss

Veröffentlicht
Von
Sibylle Dornseiff
Mehr erfahren
Maimarkt

Sonntag bisher besucherstärkster Tag auf dem Maimarkt

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

„Vielen Dank. Sie retten mich gerade“, gesteht Dressur-Richterin Christine Prip, während sie am Tresen ein zuckerfreies Getränk entgegennimmt. „Das macht mich gleich fit für die nächste Prüfung“, die sie in wenigen Minuten mitbewerten muss. Und schon verschwindet die Dänin wieder in Richtung Treppenhaus. An einem großen Tisch schart nun Peter Hofmann, der Chef des Reiter-Vereins Mannheim, bei Mineralwasser und frisch gebrühtem Kaffee einige Verantwortliche um sich, um noch kleine Details abzusprechen.

Nein, es ist nicht ganz so wie in der einst von Peter Alexander besungenen kleinen Kneipe in unserer Straße. Aber auf jeden Fall begegnen sich hier – in dieser kleinen, ganz speziellen Familie – Menschen, die eines gemeinsam haben: Ihr Herz schlägt für den Reitsport.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke