Mannheim. Dezent schimmert sie in einem zarten Pfirsichton zu den kräftigen Blautönen des Lavendels und dem leuchtenden Zitronengelb des Frauenmantels, der die gepflasterten Wege säumt: Die Schöne vom See ist eine der vielen neuen Stars, die im frisch überarbeiteten Rosarium gerade jetzt ihren großen Auftritt haben. Und von einer 100 Quadratmeter großen Zusatzfläche, in der Klassiker und Debütanten um die Wette blühen bis hin zu kinderwagen- und rollstuhlgerechten Wegen sowie Versuchsbeete zum Thema „Blattgesundheit“ - das Team im Herzogenriedpark hat sich allerhand einfallen lassen, um sie in noch strahlenderes Licht zu rücken: die größte Rosensammlung Baden-Württembergs.
Im Dienste der Blattgesundheit
Geplant hat das Projekt Wolfgang Adrian, gärtnerischer Leiter des Herzogenriedparks, mit einem engagierten Team an Gärtnern, darunter Spezialisten und Fachkräfte, die sich speziell mit dem Anbau und der Pflege von Rosen auskennen. In einem ersten Schritt tauschten sie fast flächendeckend das Erdreich aus. Die Grünflächenexperten verlegten Beete und legten sie frisch an. Das Wegenetz, das sich größtenteils aus schmucken, aber eben nicht barrierefreien Holzstegen aus historischen Eisenbahndielen zusammensetzte, wurde mit Natursteinen gepflastert. „Auf denen können auch ein Kinderwagen oder ein Rollstuhl bequem vorwärtskommen“, erläutert Park-Chef Joachim Költzsch.
Das Rosarium
- Das Rosarium wurde im Jahre 1975 für die Buga angepflanzt. Bereits 2020 wurden die ersten barrierefreien Wege gepflastert
- In diesem Jahr folgte eine umfassende Umgestaltungsmaßnahme. Insgesamt wurden dabei etwa 100 laufende Meter alte Eisenbahnschwellen gegen Natursteinpflaster ausgetauscht
- Auf 350 Quadratmeter Pflanzfläche wurden rund 70 Tonnen Boden abgetragen und durch neue Erde ersetzt
- Alte, nicht mehr gut erhaltene Rosen wurden durch 680 neue Rosenstöcke ersetzt
- 350 Pflanzen zusätzlich zählt die Anlage mit den insgesamt 100 000 Rosen heute
- Die Anlage wurde um etwa 100 Quadratmeter in einem gegenüberliegenden Bereich erweitert. Blütezeit ist alljährlich ab Mitte Juni bis in den September hinein.
Apropos „Blattgesundheit“: Jeder Gartenfreund kann ein trauriges Lied von Mehltau und Sternruß singen. „Wir ersetzen jetzt immer häufiger pilzanfällige gegen resistente Sorten“, betont Adrian. Mitarbeiter Volker Müller erklärt, dass er meist zwei oder drei Sorten in ein Beet setzt, um zu vergleichen, wie sie sich entwickeln. Denn auch wenn eine Rose als besonders robust angepriesen werde, so sei es noch nicht gesagt, dass sich die Pflanze auch im Rosarium gut einlebe.
Da kann Adrian nur zustimmen. „Natürlich wollen wir auch neuartige Sorten zeigen“, erläutert er sein Pflanzkonzept. „Wir haben uns bei der Auswahl aber nicht nur von der Optik leiten lassen oder von der farblichen Gestaltung der neuen Beete“, so der Gärtnermeister. „Wir haben vor allem darauf geachtet, dass die neuen Rosenstöcke und -sträucher auch mit den veränderten klimatischen Bedingungen unserer Zeit gut zurechtkommen.“ Viele der neuen Sorten sind daher wesentlich robuster gegenüber Trockenheit oder Starkregen - und auch eben gegenüber Schädlingen. Und etliche sind wuchsfreudiger.
Kleinod im Herzen der Neckarstadt
Zu den Neulingen gehören neben der Schönen vom See beispielsweise die Rose „Novalis“ in edlem Lavendelblau, die orangerote „Vulcano“, die erfrischend pinkfarbene „Moin Moin“ oder die „Weiße Wolke“ in, wie es der Name schon verheißt, himmlisch strahlendem Weiß.
„Einige Klassiker, die noch gut erhalten waren, sind natürlich geblieben“, versichert Költzsch. Und verrät, dass die Hingucker, die Spinelli während der Buga 23 zieren werden, bereits dem Herzogenriedpark für eine weitere Ergänzung seiner Rosen-Sammlung in Aussicht gestellt wurden. Doch bei aller Liebe zu der Fülle und Vielfalt der blühenden Königinnen: Gibt es nicht die eine, die es dem Parkchef besonders angetan hat? „Eine Lieblingsrose? Das ist schwierig“, räumt er nachdenklich ein: „Mal denke ich, es ist eine Tiefrote, dann doch eher eine zart Rosafarbene.“ Die Wucht ihrer Pracht, sei es wohl, die ihn fasziniere: „Für mich zählt wohl am ehesten das komplette Ensemble der Beete im Zusammenspiel mit der Grünanlage drum herum.“
Und er wünsche sich, dass dieses Kleinod mitten im Herzen des Neckarstädter Herzogenriedparks in Zukunft noch mehr Besucher anlockt: „Rosenliebhaber, Privatleute, aber auch Fachpublikum.“ Das würde er auch den engagierten Mitarbeitern wünschen: „Schließlich ist das Rosarium so eine Art Visitenkarte ihres Metiers.“ Also sind es auch ein Stück weit „ihre“ Beete? „Ganz genau, mein Garten“, bestätigt Volker Müller lachend: „Sonst würde es hier nicht so gut aussehen.“
Übrigens - zurück zum Thema „Blattgesundheit“: Das intensive Blau des Lavendels soll ja mit seinem optischen Reiz nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch so manchen gefräßigen Besucher mit dem Duft seiner ätherischen Öle vertreiben. Da lacht der Mann mit dem grünen Daumen: „Ja, sicher, wenn Sie ganz fest dran glauben.“ Wir werden es mal versuchen.
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