Das Theaterprojekt „Schwarzweißbunt“ stellte sich einer großen Frage: Wie gut funktioniert eigentlich das Leben der Menschen in Mannheim mit Bürgerinnen und Bürgern aus 166 Ländern? Und weiter: Welche Art des Miteinanders prägt den Alltag der Quadratestadtbewohner? Wie weit ist ein (teils unbewusster) Alltagsrassismus verbreitet? Und wie fühlt es sich an, wenn man nicht gebürtig von hier ist oder nur nach dem Denken einiger nicht so aussieht?
Für das Theaterstück hat das Team um Regisseur Stephan Rixecker in der Vergangenheit Interviews auf Mannheims Straßen geführt. Und wurde dafür nun mit dem Demokratiepreis in der Kategorie „Sprachpreis“ ausgezeichnet. Realisiert hat es Rixeckers Kunstkollektiv km42 mit dem Landesverband der Sinti und Roma Baden-Württemberg und der Abendakademie.
„Wir waren 2020 sehr besorgt wegen der Entwicklungen in Halle und Hanau“, so Rixecker im Gespräch mit dem „MM“. „Wir wollten wissen, wie ist es eigentlich in Mannheim?“, erzählt er. „Ganz ergebnisoffen sind wir an die Sache rangegangen. Wir wollten wissen, wie die Menschen ihr Leben und ihren Alltag hier erleben.“
„Hochpolitisches Projekt“
„Es ist nicht nur ein soziokulturelles, sondern auch ein hochpolitisches Projekt, das die demokratiegefährdenden gesellschaftlichen Entwicklungen und Erscheinungen unserer Zeit, die die Vielfaltsgesellschaft bedrohen, auf besondere Weise aufgreift und dramaturgisch umsetzt“, heißt es derweil in der Begründung der Jury.
Mehr als 30 Menschen aus 13 Ländern waren an dem Projekt beteiligt. Sie erarbeiteten aus Interviews mit etwa 80 Mannheimerinnen und Mannheimern ein Theaterstück, deren - so schrieben es die Projektverantwortlichen in ihrer Bewerbung für den Demokratiepreis - „kulturelle, religiöse, geschlechtliche oder sexuelle Zugehörigkeit für andere vermeintlich ein Problem darstellen könnte“.
Vielfalt dokumentiert
Ziel war also, ein Bild der Mannheimer Vielfaltsgesellschaft zu erhalten, so die Jury. Mit diesem Material wurde das Theaterstück erarbeitet, das die Gruppe dann plus Bühnenbild und Kostüm umsetzte. „Mit schauspielerischer Begabung wurde es in Mannheim vier Mal mit großem Erfolg aufgeführt“, so die Juroren. Als Beteiligungsprojekt, das ganz dem Sinn des Demokratiepreises entspricht, dokumentiert es zum „einen die sprachliche Vielfalt Mannheims in ihre unterschiedlichen Ausprägungen“, so die Jury. Zum anderen sei in der Umsetzung von Interviewtexten in einen aufführungsreifen, aus vielen unterschiedlichen Rollen zusammengesetzten Theatertext „eine große sprachliche Leistung“ erkennbar. Den Sprachpreis hatten in diesem Jahr das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache und der „MM“ ausgelobt, er war mit 1000 Euro dotiert.
„Viel über unsere Stadt gelernt“, hat indes Regisseur Rixecker bei der Produktion des Stücks. Von Erfahrungen mit „Amtsgeschichten“, wie Rixecker sagt, bis hin zu Erfahrungen bei alltäglichen Begegnungen auf der Straße ist alles bei der Darstellung dabei - das Stück wurde nun auch bereits in Karlsruhe aufgeführt.
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