Mannheim. Als die Band Musaik den Festakt zur Verleihung des ersten Mannheimer Demokratiepreises musikalisch eröffnete, war nicht klar, ob die Gruppe nicht auch einen Demokratiepreis gewinnen würde: Mit einer über das Musikalische hinausgehenden vielfältigen Einheit zeigten die drei Musiker Luna Ghebrai, Miroslav Stauer und Ibrahim Önel, wie gelebte Vielfalt funktioniert. Musaik war gerade erst frisch gegründet worden und erst ein paar Stunden alt, als die Musiker ihr erstes Konzert gaben und auf der Bühne im EinTanzHaus standen: „Es war eine Challenge, in fünf Sprachen zu singen“, sagte Frontfrau Ghebrai.
Entschlossenheit gefordert
Auch der Mannheimer Demokratiepreis erlebte am Samstagabend seine Premiere, zum ersten Mal wurde die von einem Bürgerbündnis ausgelobte und mit insgesamt 5500 Euro dotierte Auszeichnung verliehen. Dass es überhaupt einen Demokratiepreis geben muss, das wurde an diesem Abend wiederholt betont und mit aktuellen Beispielen aus Nachbarstaaten und auch durch die eigene deutsche Geschichte untermauert. „Der Wille des Volkes steht im Vordergrund“, sagte der evangelische Stadtdekan Ralph Hartmann, einer der Mitinitiatoren des Projekts, „doch Demokratie ist fragil, und sie zu erhalten ist nicht nur Aufgabe der Politik.“ Die Entschlossenheit, für die Demokratie einzustehen, müsse das gemeinsame Anliegen aller sein – und das wolle auch der Preis.
„Mannheim und der Demokratiepreis passen gut zusammen.“ – Heidrun Kämper vom Institut für Deutsche Sprache unterstrich die Bedeutung des Preises für die Stadt, „in der Menschen aus 170 Nationen zu Hause sind“. Die Mitinitiatorin bezeichnete die Vielfalts-, Integrations- und Diversitätsmanagements der Stadt „als urdemokratische Prinzipien der Teilhabe und Chancengerechtigkeit“.
In seinem Grußwort nannte Oberbürgermeister Peter Kurz die Initiative als zentral wichtig. Institutionen seien nicht unbegrenzt belastbar, mangelnde Bereitschaft zu Empathie und Gespräch nannte er als Hauptprobleme. Im Dialog und der Möglichkeit, Begegnung zu schaffen, sieht er Lösungsansätze: „Wir müssen die Anderen suchen.“
21 Bewerbungen waren für den Preis eingereicht worden, aus denen die Jury drei Preisträger sowie einen Extrapreis für sprachliche Leistung vergeben konnte. Der Sonderpreis ging an die Mannheim Cemevi - Alevitische Gemeinde Rhein-Neckar-Kreis und die Alevitische Jugend Rhein-Neckar für ihr Projekt „Color is beautiful“, das sich gegen Rechts und gegen Alltagsrassismus einsetzt: Betroffene hatten dabei ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus eine Sprache gegeben, wie Laudator und Nationaltheater-Schauspielintendant Christian Holtzhauer betonte.
Den dritten Preis bekam die Friedrich-List-Schule für ihr Projekt „Kultur des Erinnerns“ zugesprochen. Damit wird die seit 15 Jahren bestehende Demokratiearbeit der Schule und ihre Aufarbeitung der Geschichte gewürdigt. Der zweite Preis ging an die Abendakademie für ihr Theaterstück „Treibholz. Ein Fundstück“, bei dem die Überschreitung von Grenzen für Migranten, Schauspieler und auch für die Zuschauer thematisiert wird.
Beim Gewinner des ersten Preises lobte REM-Generaldirektor Alfried Wieczorek die gelebte Vielfalt. Genau das nämlich habe die Justus-von-Liebig-Schule mit ihrem Projekt „Hand drauf“ und „Zusammenhalt und Solidarität in Vielfalt“ geschafft, bei dem mehr als 1000 Schüler aus 60 Nationen mitwirkten und mit persönlichen Botschaften und Bildern eine Schule ohne Rassismus thematisierten.
„Ich bin total ergriffen“, sagte die Schulleiterin Marianne Sienknecht. „Wir arbeiten an dem Thema, weil es einfach wichtig ist für uns.“ Und auch die Pädagogin Anne Bizenberger erklärte, der Preis sei eine besondere Würdigung ihrer täglichen Arbeit mit den Schülern für Demokratie, Einheit und Vielfalt.
Das Projekt
- Ausgangspunkt für den Mannheimer Demokratiepreis war die Demo „Für Demokratie, Mitmenschlichkeit und Rechtsstaat“ vor zwei Jahren in Mannheim.
- Zu den Initiatoren des Preises gehören unter anderem der evangelische Dekan Ralph Hartmann, Heidrun Kämper (Institut für Deutsche Sprache), Baren Alpayci/Anelia Deova-Neumüller (Interkulturelles Haus), Elina Brustinova (Stadtjugendring), Thilo Dieing (Stadtschülerrat), Christian Holtzhauer (Nationaltheater), Tim Sperber/Lea Werner (Sportkreisjugend Mannheim) und Alfried Wieczorek (Reiss-Engelhorn-Museen).
- Der Preis soll das zivilgesellschaftliche Engagement für Demokratie und Grundrechte fördern.
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