Mannheim. „Carola statt Corona!“ Am Freitag erklingt der Schlachtruf der Fasnachtsprinzessin vom Gelände der Eugen-Neter-Schule (ENS): Verkleidete Kinder toben dort im Sonnenschein, und ihr Lachen unter dem Mund-Nasen-Schutz reicht von einem Ohr zum anderen. Tatsächlich feiert das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung eine Fasnachtsparty mitten in Corona-Zeiten – mit Mund-Nasen-Schutz, Abstand und strengen Hygiene-Regeln, aber auch tollen Ideen.
Zwölf Schüler pro Gruppe
Eugen-Neter-Schule
Die Eugen-Neter-Schule richtet sich an Schüler, die wegen starker Ent-wicklungsverzögerungen und Behinderungen Bildungsgängen in allgemeinen Schulen nicht folgen können und individuelle Hilfen benötigen. Sie wurde 1966 unter Trägerschaft der Stadt gegründet und ist die größte staatliche Schule Baden-Württembergs mit diesem Bildungsgang.
An der Schule arbeiten 106 Lehrkräfte und 30 weitere Mitarbeiter. 256 Kinder und Jugendliche besuchen Stammhaus, Außenstelle und Außenklassen. 54 weitere lernen inklusiv an anderen Mannheimer Schulen. baum
Auf der Blumenau findet trotz Pandemie seit Monaten Unterricht nach Stundenplan statt: „Wir bieten im aktuellen Schuljahr durchgängig Präsenzunterricht an“, erklärt Sonderschulrektorin Silvia Challal. Es besteht zwar keine Präsenzpflicht, doch rund 80 Prozent der Mädchen und Jungen nehmen am Lernen vor Ort teil. „Wir haben natürlich auch vulnerable Schüler, mit Mukoviszidose, Gendefekt oder einer Herzproblematik, die zuhause bleiben müssen. Doch unsere Lehrer arbeiten sehr gut online über verschiedene Plattformen“, berichtet Challal. Die Schülerinnen und Schüler werden zeitweise per Videokonferenz dem aktuellen Unterricht im Klassenzimmer zugeschaltet. „Und zusätzlich haben sie auch Einzelgespräche mit den Lehrern“, berichtet Challal.
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Die Klassen der ENS sind in Kohorten aufgeteilt: Rund zwölf Kinder arbeiten dabei stets fest zusammen: „Bei uns ist Unterricht aber nicht Stillsitzen, wir machen Spaziergänge im Käfertaler Wald, viel Programm“, sagt Challal. Mit der Stadt Mannheim konnte die Schule die Busbeförderung so umstellen, dass die Jahrgangsstufen zu unterschiedlichen Zeiten ankommen und abgeholt werden: „So gibt es hier auch keine Durchmischung“, sagt Challal. Lehrkräfte tragen durchweg Mund-Nasen-Schutz, auch Jungen und Mädchen ab Klasse fünf: „Zumindest die, die es können. Bei manchen geht das wegen ihrer Erkrankung oder Behinderung nicht“, erklärt die Rektorin. Das Mittagessen findet in den Klassenzimmern innerhalb der Kohorte statt. Auch für die Fasnachtsfete hatten Schulleitung und Lehrkräfte ein ausgeklügeltes Hygienekonzept erarbeitet – wie Unterricht ohne Durchmischung der Kohorten und mit viel Abstand. „Wir achten hier den ganzen Tag auf Distanz, aber man muss ja auch noch irgendwie leben“, findet Challal.
Für die Feier bekommt jede Kohorte am Freitag Absperrband und markiert damit einen Bereich, in dem sich die Mädchen und Jungen einer Gruppe aufhalten können. Unter freiem Himmel, bei Sonnenschein und frischer Luft, hüpfen und tanzen die Mädchen und Jungen ausgelassen in ihren jeweiligen Bereichen. Die Musik erklingt vom Balkon herunter. Den Gesichtern ist anzusehen, dass die Freude riesig ist. Und als das Prinzenpaar der Schule, die Lehrkräfte Carola Wenger-Oberle und Peter Sieron, das närrische Treiben betritt, gibt es kein Halten mehr. „Heute feiern wir allein, lassen keine Viren rein!“, rufen die Kinder.
Das besondere Tollitäten-Paar achtet übrigens auch bei der Parade auf ausreichend Abstand: Die Erwachsenen haben sich lange Arme gebastelt, mit denen sie den Kindern auf die Schultern klopfen können – Berührung mit Distanz. „Es ist so schön zusehen, wie groß die Freude ist“, strahlt Schulleiterin Silvia Challal am Ende der besonderen Feier. „Es sind hier wirklich alle Corona-müde. Doch das hier ist ein Lichtblick für die Kinder und uns – auf ein hoffentlich bald zurückkehrendes, normales Leben.“
Info: Weitere Bilder unter morgenweb.de/mannheim