Fußball - Vor genau 115 Jahren, im Gründungsjahr des SV Waldhof, wurde in der Quadratestadt das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Der damalige Austragungsort: das Stadion an den Brauereien.

Das erste große Fußballereignis in Mannheim

Von 
Andi Nowey
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Das zeitgenössische Bild zeigt das Stadion an den Brauereien, wo das Finale ausgetragen wurde, bei einem späteren Spiel des VfR Mannheim. © Andi Nowey

Mannheim. Am 19. Mai 1907, vor genau 115 Jahren, war der SV Waldhof als Verein gerade erst ein paar Tage alt. Zu jener Zeit war die Mannheimer Fußball-Gesellschaft (MFG) 1896, ein Vorläuferverein des heutigen VfR Mannheim, der stadtprägende und dominierende Fußball-Club der Quadratestadt. Keine Rolle spielte der Verein aber bei der Vergabe des Titels um die Deutsche Meisterschaft jenes Jahres 1907.

Es war erst die fünfte Auflage, die ausgespielt wurde, der lange verpönte Fußballsport suchte zu Beginn des Jahrhunderts noch immer seinen Platz in der Gesellschaft. Um die Jahreswende 1906/07 gab es in Mannheim und seinen Vororten rund 25 Fußball-Clubs. Das bis zu diesem Zeitpunkt wohl bedeutendste Fußball-Ereignis erlebte die Stadt Mannheim, die zudem ihr 300-jähriges Stadtjubiläum beging, mit der Austragung des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft 1907.

„Ansehnliche Menschenmenge“

Dass der Stellenwert des Fußballs noch meilenweit entfernt lag von der heutigen kommerzgetriebenen, medienüberladenen Bedeutung, wurde beim Blick in den General-Anzeiger, der zeitgenössischen Tageszeitung Mannheims, deutlich. Ankündigungen und Meldungen über ein Ballonwettfliegen, ausgehend vom Gaswerk Luzenberg, nahmen mehr Raum ein als das Fußball-Endspiel zwischen dem Freiburger FC und dem Berliner TuFC Viktoria 89.

Anlässlich des Stadtjubiläums hatten die Mannheimer Vereine darum gebeten, den 11. Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes in der eigenen Stadt abzuhalten. In die dreitägigen Sitzungen wurde das Meisterschaftsfinale eingebettet. Spielort war das Stadion an den Brauereien im heutigen Stadtteil Wohlgelegen, später noch viele Jahre die Heimstätte des VfR Mannheim. „Angesichts der hohen sportlichen Bedeutung des Treffens, das bei jeder Witterung stattfindet, ist ein zahlreicher Besuch zu erwarten“, schrieb der General-Anzeiger in der Ausgabe vom 17. Mai 1907 bezüglich des Finales am Pfingstsonntag.

Mannheims erster großer Fußball-Auftritt erfolgte später

Wer nun dachte, dass sich Zehntausende Besucher auf den Rängen tummelten, sah sich allerdings getäuscht. „Am Sonntag nachmittag nach 4 Uhr bewegte sich eine ansehnliche Menschenmenge auf den großen Sportplatz der ,Mannheimer Fußball-Gesellschaft von 1896’ bei den Brauereien. Es mögen wohl ca. 2000 Personen gewesen sein, die dem äußerst spannenden Wettspiel mit Interesse folgten“, berichtete der General-Anzeiger am 21. Mai 1907. „Der Kampf endete nach 1½stündigen Spiel zu Gunsten Freiburgs, denen es gelang, 3 Bälle durch das Tor ihrer Gegner zu bringen, während die Berliner Mannschaft nur einmal die Freiburger überraschen konnte.“

Gerade einmal 14 Zeilen war es der Gazette damals wert, über dieses sportliche Ereignis zu berichten. Der Mannheimer Fußball trat erst im Jahr 1925 auf die bundesweite Bühne. Der VfR Mannheim qualifizierte sich als Süddeutscher Meister als erster Club aus der Quadratestadt für die Endspielrunde.

Die beiden Finalisten von 1907 verschwanden über die Jahre in der Versenkung: Der Freiburger FC kämpft heute in der Oberliga Baden-Württemberg gegen den Abstieg, der FC Viktoria 1889 Berlin hat als ein Nachfolgeverein des unterlegenen Finalisten von 1907 den Klassenerhalt in der dritten Liga verpasst.

Freier Autor Schwerpunkte: Mannheimer Kreisfußball, Kreisklassen A und B, Kreispokal, Waldhof-Legenden

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