Mannheim. Gern zitiert wird der Spruch „Home is where your heart is“ - „Heimat ist dort, wo du mit dem Herzen bist“. Das Gefühl fürs Quartier soll auf dem umgestalteten Konversionsgelände Franklin auch durch eine entsprechend vielfältige Architektur entstehen: Vier große Gebäude werden in der Form der Buchstaben HOME gebaut und stehen symbolisch für die neue Heimat der rund 10 000 Bewohner. Das 51 Meter hohe „E“ ist schon weitgehend gebaut, am Mittwoch fand das Richtfest statt.
Es ist der architektonisch einfachste der Buchstaben: Die zwei Freibereiche der drei Querstriche des E sind lediglich zurückversetzt. Trotzdem sprach Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG, in seiner Rede vor rund 100 Gästen von einem „architektonischen Zeichen, das man jetzt schon deutlich erkennen kann“. Als der Plan mit den vier Buchstaben vorgestellt wurde, sei er kritisch gewesen, doch: „Als der Entwurf für das E vorgestellt wurde, war mir klar: Das funktioniert!“ Geplant wurde das Gebäude vom Frankfurter Architekturbüro AS+P. Frings bedankte sich besonders bei den Handwerkern auf der Baustelle.
Rund 80 000 Arbeitsstunden
In 14 Stockwerken entstehen 113 Wohnungen, einige von ihnen sind barrierefrei. Die Größe liegt zwischen 38 und 150 Quadratmetern, Fußbodenheizung und Parkettböden sind Standard. Im Erdgeschoss gehen sogenannte „Townhouses“ über zwei Stockwerke. Die GBG will alle Wohnungen verkaufen. Insgesamt erstellt die GBG auf Franklin 600 Wohnungen, davon 256 gefördert und damit mit gedeckeltem Mietpreis.
Bürgermeister Ralf Eisenhauer sprach stellvertretend für den Aufsichtsrat der GBG. Dass Frings der architektonischen Idee kritisch gegenübergestanden habe, sei richtig gewesen: Schließlich sei die Aufgabe der GBG, guten, vermietbaren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Doch sei die GBG auch wichtig für die Entwicklung eines Quartiers: Dazu gehöre unterschiedliche Architektur für unterschiedliche Lebensentwürfe und Einkommen.
Während im Minutentakt Betonmischer auf der Straße zu anderen Baustellen fahren, erklärt Eisenhauer: „Was hier in kurzer Zeit vorangeht, ist unglaublich!“ - und empfiehlt, sich das Quartier vom Radweg „Loop“ anzuschauen.
Karlheinz Heffner ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Diringer & Scheidel, das Mannheimer Bauunternehmen ist Generalunternehmerin beim „E“. Er betont, dass seit April 2500 Lkw-Ladungen Beton zur Baustelle gefahren worden seien, dazu kommen noch Betonteile, mit denen man vier Fußballfelder bedecken könne. In 1,5 Jahren sei ein Rohbau „in einer Qualität, die sich sehen lassen kann“ entstanden, und das in rund 80 000 Arbeitsstunden an sechs Tagen die Woche. Der heiße Sommer sei für die Mitarbeiter hart gewesen. Heffner ist zuversichtlich, dass der Bau bis zum Spätsommer 2023 fertig wird - „es sei denn, es gibt weitere Folgen durch Corona oder den Ukraine-Krieg“. Es stünde noch rund die Hälfte der Arbeiten aus.
Beim architektonisch deutlich anspruchsvolleren „H“ ist erst die Baugrube ausgehoben, die Arbeiten liegen laut GBG aber im Plan. In der George-Washington-Straße entstehen rund 130 Wohnungen mit 45 bis 120 Quadratmetern Größe, die ab 2024 bewohnbar sein sollen. Die Miete soll rund 13,60 Euro pro Quadratmeter betragen. Die Kosten liegen insgesamt bei ungefähr 75 Millionen Euro. Im „Sockel“ werden eine Kindertagesstätte, Gewerbeeinheiten sowie Maisonette-Wohnungen entstehen.
„O“ kostet 99 Millionen Euro
„O“ und „M“ werden vom Projektentwickler RVI Saarbrücken errichtet. Letzteres ist noch in der Bauantragsplanung, geplant sind in der Birkenauer Straße 170 Wohnungen und eine Sportanlage über dem 15. Geschoss - die Fertigstellung ist voraussichtlich 2026/27.
Das 99 Millionen Euro kostende O soll 2024 fertig sein, dann können 135 Wohnungen in den 15 Geschossen bezogen werden. Bei einer Pressekonferenz 2021 hatte RVI einen Verkaufspreis von 6700 bis 9000 Euro pro Quadratmeter für die Wohnungen genannt. Der vergleichsweise hohe Preis wurde mit der Architektur begründet: Auch das „Loch“ in der Mitte des O müsse sozusagen mitfinanziert werden - im Vergleich zu einem „normalen“ Hochhaus entstünde weniger Fläche und der Bau sei aufwendiger. Laut RVI gibt es bisher keine Bauverzögerungen bei dem markanten Gebäude mit großer Freitreppe über vier Stockwerke. Satellitengebäude und die Anlage drumherum sind voraussichtlich 2025 erstellt.
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