Mannheim. Christoph Ullmann nahm am Freitagabend noch einen Schluck aus seiner Bierflasche, ehe er sich den Fragen der anwesenden Journalisten stellte. Dem 40-Jährigen wurde zuvor zusammen mit Marcus Kink im Rahmen ihres Abschiedsspiels die höchste Ehre zuteil, mit der ein Eishockeyspieler für sein sportliches Lebenswerk ausgezeichnet werden kann.
Die Trikots mit der Nummer 47 (Ullmann) und 17 (Kink) wurden feierlich unter das Hallendach der SAP Arena gezogen und werden bei den Adlern Mannheim in Zukunft nicht mehr vergeben - die Nummern gelten als „gesperrt“. Dieser Akt bedeutet den beiden Akteuren viel. „So was ist ja nicht wie bei einem Geburtstag, wo man sagt ,schön war’s und bis zum nächsten Mal’, sondern so etwas erlebt man - wenn überhaupt - nur einmal in seinem Leben“, betonte Ullmann.
Viele waren gekommen, um sich von dem Duo Ullmann/Kink zu verabschieden und ihnen für ihre ereignisreichen Karrieren den nötigen Respekt zu zollen. Nicht nur auf der Tribüne, auf der 8199 Zuschauer ihre Idole immer wieder hochleben ließen, auch auf dem Eis gaben sich prominente Eishockey-Namen wie etwa Jochen Hecht, Christian Ehrhoff, Dennis Endras, Glen Metropolit oder Ronny Arendt den Schläger in die Hand. „Ein Legendentreffen“, fasste es Ullmann prägnant zusammen.
Über einen Mitspieler in seinem Team „Ulle“ freute sich der ehemalige Stürmer aber ganz besonders: seinen Sohn Lennox. „Ich bin sein größter Fan. Dass ich mit ihm zusammen spielen durfte, hat mir unglaublich viel Spaß gemacht“, sagte Ullmann.
Wenn der Vater mit dem Sohne
Seinem Sohn erging es da nicht anders. „Ich mag es einfach, mit ihm zusammen zu spielen, denn es klappt immer sehr gut. Aber es war schon sehr aufregend vor so vielen Zuschauern zu spielen“, sagte Lennox. Die Nervosität merkte man dem erst 13-Jährigen auf dem Eis aber nicht an. Er erzielte im Abschiedsspiel sogar die ersten beiden Tore - und zwar in einer Art und Weise, als wäre es das Einfachste auf der Welt.
„Beim ersten Treffer habe ich ehrlich gesagt gar nicht das Ziel gehabt, dass er reingeht, sondern wollte den Puck einfach nur Richtung Tor bringen. Zum Glück war er drin“, erläuterte Lennox wie ein abgeklärter Profi und ergänzte: „Beim zweiten konnte ich meinen Alleingang einnetzen, dann rufen alle deinen Namen, das war cool.“
Christoph Ullmann musste über das ganze Gesicht grinsen, als er auf die beiden Treffer seines Sohnes angesprochen wurde. „Ich kenne ihn, er hat jetzt keinen emotionalen Gefühlsausbruch auf dem Eis gehabt, aber ich weiß natürlich, was in ihm vorgeht“, sagte er.
Lennox Ullamm fand sich aber nicht nur mit dem Puck am Schläger bestens auf der Eisfläche zurecht, sondern behielt auch im Duell „Mann gegen Mann“ die Oberhand als er Adler-Spieler David Wolf bei einem „Faustkampf“ direkt zu Boden drücken konnte. „Ich habe dem Lennox gesagt, wenn er noch ein Tor gegen uns schießt, dann muss ich ihn unter das Hallendach prügeln“, sagte Wolf mit einem großen Augenzwinkern. „Da musste ich ihm dann zeigen, wohin der Weg führt“, konterte Lennox, der später mal „genauso gut wie der Papa oder noch besser“, werden möchte und lachte.
Tränen bei der Zeremonie
Beim Abschiedsspiel an sich schoss „Team Ulle“ im ersten Drittel eine 5:0-Führung heraus. „Team Kinki“ schlug aber zurück und holte noch ein 6:6. Eine Entscheidung leitete dabei die Aufholjagd ein. Geoff Ward, Adler-Meistertrainer von 2015, wechselte nach den ersten 17:47 Minuten von der Kink-Bande zur Ullmann-Spielerbank. „Was ein Trainerwechsel doch alles ausmachen kann“, sagte Kink lachend. „Im Ernst: Wir waren halt wie ein Motor, der ein bisschen älter ist. Der muss erstmal ins Laufen kommen.“
Dass ihre Familien, Freunde und ehemaligen Weggefährten an „ihrem Abend“ dabei waren, bedeutete für Ullmann und Kink die Welt. Deutlich zu sehen auch bei der abschließenden Bannerzeremonie. Als neben Lennox auch Tochter Lina und Ehefrau Nadine sein Trikot unter das Hallendach zogen, konnte Ullmann seine Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Da ist alles das hochgekommen, was mir in den vergangenen Wochen durch den Kopf gegangen ist. Die Familie ist für mich mein Ein und Alles. Das war alles schon sehr, sehr emotional“, sagte Ullmann, der in dieser Situation auf dem Eis von seinem ehemaligen Kapitän und guten Freund „Kinki“ in den Arm genommen wurde.
„Man kann es gar nicht beschreiben, es war eine Explosion der Gefühle“, betonte auch Kink, der 2007 als junger Spieler seine erste DEL-Meisterschaft mit den Adlern gewann und das Team 2015 und 2019 als Kapitän zu weiteren Titelgewinnen führte. „Die Eishockey-Tradition in Mannheim ist so groß. Dass ich mich da einreihen darf, berührt mich. Ich wollte meiner Rolle bei den Adlern immer gerecht werden - ob als Spieler oder als Kapitän. Dass mein Trikot jetzt da oben hängt, zeigt mir, dass ich vieles richtig gemacht habe. Darauf bin ich stolz.“
Freundschaft fürs Leben
Stolz war natürlich auch Ullmann. „Was mich richtig bewegt ist, dass ich das mit einem Freund teilen durfte. Denn es gibt Arbeitsverhältnisse und es gibt Freundschaften - und die mit Marcus ist schon sehr eng“, betonte er. „Das verbindet uns für ewig“, bestätigte Kink.
Ullmann nahm indes noch einen Schluck aus seiner Bierflasche, verabschiedete sich von den Journalisten und stapfte noch mit den Schlittschuhen an den Füßen in Richtung einer Partynacht, die er zusammen mit seiner Familie, Freunden und zelebrierte.
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