Eishockey-Playoffs

Darum gibt ein Fan der Adler Mannheim sein Bergmann-Trikot zurück

Gegen die Eisbären Berlin kämpfen die Mannheimer Adler um den Einzug ins DEL-Halbfinale. Nach Provokationen von Ex-Spieler Lean Bergmann geben Fans ihre Trikots mit dessen Namen zurück. Wir haben mit einem von ihnen gesprochen

Von 
Christian Rotter
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Die Adler-Fans haben mit Lean Bergmann abgeschlossen. © Patrick Löffel

Mannheim. Vor drei Jahren war die Eishockey-Welt eine andere. Als es darum ging, ein Trikot für den Sohnemann zu organisieren, fiel die Wahl auf das Jersey von Lean Bergmann, das mit der Nummer 19. „Der Spielertyp hat uns einfach gefallen. Wir haben seinen Kampfgeist gefeiert“, erklärt Tobias Flügel seine Entscheidung von damals. Heute bereut er sie. Das, was Bergmann am vergangenen Mittwoch in Spiel zwei der Viertelfinalserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen seinen Ex-Club Adler Mannheim abgezogen hat, ist bei Flügel gar nicht gut angekommen - und damit steht der 35-Jährige nicht allein da.

Bergmann, seit dieser Saison Angreifer der Eisbären Berlin, schoss sein Team nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 in Führung. Der 25-Jährige feierte seinen Treffer allerdings nicht nur ausgelassen, sondern provozierte bei seinem Jubel auch die Adler-Fans mit mehreren Gesten. „Seit zwei Jahren habe ich eine Dauerkarte für die Adler. Klar, dass ich am Mittwoch auch in der SAP Arena war. Als ich das gesehen habe, war ich menschlich sehr enttäuscht“, sagt Flügel. Aus diesem Grund machte er am Sonntag vor dem vierten Duell der Viertelfinalserie von einem Angebot der Adler Gebrauch: Er gab sein Bergmann-Trikot zurück und erhielt dafür einen 25-Euro-Gutschein für einen neuen Fanartikel.

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Nach Provokation: Adler Mannheim Fans können Bergmann-Trikots zurückgeben

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Von
Philipp Koehl
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Bergmanns Aktion und der sich daraus ergebende kurze Faustkampf mit Mannheims Verteidiger Leon Gawanke - ein gebürtiger Berliner - hatte in den vergangenen Tagen hohe Wellen geschlagen. Die Disziplinarkommission der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verdonnerte beide Widersacher am Freitag zu einer Geldstrafe, in der ersten Drittelpause von Spiel drei äußerten sich die Geschäftsführer beider Clubs.

Adler-Geschäftsführer Binder stellt die Charakterfrage

Matthias Binder war der Ärger über den Ex-Spieler deutlich anzumerken. „Als Lean bei uns unter Vertrag stand, haben wir ihm all seine Wünsche erfüllt. Zuletzt haben wir ihn auf seine Bitte hin aus familiären Gründen an Iserlohn verliehen“, erklärte der Adler-Geschäftsführer und betonte: „Seine Aktion war nicht respektvoll unserem Verein gegenüber, das gehört sich nicht. So etwas macht man nicht nach dieser Vorgeschichte, die er in Mannheim hatte. Da stelle ich mir schon die Charakterfrage. Ich weiß, dass das harte Worte sind, doch dazu stehe ich, dazu steht der ganze Verein“, sagte Binder sichtbar aufgewühlt.

Tobias Flügel ist von Lean Bergmanns Verhalten enttäuscht. Am Sonntag hat er das Trikot des ehemaligen Adler-Spielers zurückgegeben. © Christian Rotter

Auch Tobias Flügel hatte das, was „sein“ Verein für Bergmann getan hatte, nicht vergessen. „Natürlich kenne ich die ganzen Hintergründe nicht und weiß nicht, was hinter den Kulissen abgelaufen ist“, sagt der 35-Jährige, der zu jedem Heimspiel aus dem pfälzischen Monsheim nach Mannheim fährt. „Wir Fans haben Bergmann bis zum Ende seiner Zeit in Mannheim unterstützt. Seine Pöbeleien uns gegenüber haben mich sehr gestört. Warum macht er das?“

Die Mannheimer Anhänger solidarisierten sich auch mit Gawanke, der Bergmann am Mittwoch gestellt hatte. „Mannheimer halten zusammen“, ließ das Fanprojekt am Freitag über seine sozialen Kanäle wissen, als bekannt wurde, dass die DEL eine Geldstrafe gegen den Adler-Verteidiger verhängt hat. Im Beitrag heißt es: „Deckst du uns den Rücken, decken wir auch deinen. Deshalb geht die Strafe auch auf uns.“ Gesammelt wurde am Sonntag. Kommt mehr Geld zusammen, als für die Strafe nötig ist, kommt der Betrag einem gemeinnützigen Zweck zugute.

Die Folgen der Bergmann-Provokation blieben nicht auf das Geschehen auf dem Eis beschränkt, sondern wurden durch die Merchandising-Abteilungen beider Clubs fortgeführt. Die Eisbären starteten am Donnerstagvormittag eine 20-Prozent-Rabattaktion für Fantrikots von Lean Bergmann. Zudem gibt es einen Fan-Puck, auf dem Lean Bergmann mit der Aufschrift „Ich bin ein Berliner“ abgebildet ist. Die Retourkutsche der Adler ließ jedoch nicht lange auf sich warten, sie boten die Rückgabe des Bergmann-Trikots an.

Tobias Flügels Sohn Fabian darf sich nun im Fanshop etwas anderes raussuchen und dafür die 25 Euro investieren, die er für das Bergmann-Trikot erhalten hat. „Mein Sohn hat Bergmann als Vorbild gesehen. Es ist schade, dass der Spieler dieser Verantwortung nicht gerecht geworden ist“, sagt Tobias Flügel.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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