Mannheim. Lange haben Vereinsgründer Matthias Caroli und die Mitglieder warten müssen. Doch endlich ist es soweit: Der Cannabis Social Club (CSC) Grüne Liebe Rhein-Neckar in Mannheim hat endgültig grünes Licht bekommen und darf seine ersten vereinseigenen Pflanzen anbauen. „Einfach mega“ sei das Gefühl, sagt Caroli im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir haben die eine oder andere Freudenträne verdrückt“, schildert er weiter und betont, welch langer Prozess hinter dem CSC Grüne Liebe liegt: „Immerhin haben wir zwei Jahre dafür gekämpft.“
Ganz legal wird jetzt im Vereinsheim auf der Rheinau also Cannabis angebaut. Und das nicht zu knapp: Seit gut eineinhalb Wochen wachsen hier mehr als 250 Pflanzen. „Wir haben momentan Kapazität für rund 20 Kilogramm pro Durchgang“, die am Ende herauskommen und die Mitglieder für rund drei Monate versorgen sollten, sagt Caroli. In sieben bis acht Wochen will der Club ernten. Kurz darauf kann und darf der CSC dann erstmals Cannabis an seine Mitglieder ausgeben. Nicht nur als erster Club in Mannheim, sondern auch in Baden-Württemberg.
Dafür haben sich Caroli sowie sein Team und die Mitglieder, die mit Hand anlegen, in den vergangenen Wochen ordentlich ins Zeug gelegt. Nachdem im November 2024 die Anbaugenehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg vorgelegen hatte, trudelte erst vor etwa vier Wochen die Bewilligung des Mannheimer Bauamts für die Nutzungsänderung der von dem CSC angemieteten Räumlichkeiten ins Haus. Danach hat der Verein sofort die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um mit dem Cannabis-Anbau beginnen zu können.
Beim CSC Grüne Liebe in Mannheim wachsen mehr als 250 Cannabispflanzen
Hierfür stehen dem Club insgesamt 80 Quadratmeter zur Verfügung. Momentan wachsen rund 215 Pflanzen in einem extra errichteten, 40 Quadratmeter Meter großen Raum. Hinzu kommen mehrere spezielle Anbau-Zelte, in denen derzeit insgesamt rund 50 Mutterpflanzen herangezogen werden, die den Club künftig mit Stecklingen versorgen sollen. Für die Mitglieder momentan interessanter dürfte aber vor allem der besagte Raum sein, in denen die 215 Pflanzen wachsen, die bald die ersten THC-haltigen Blüten liefern sollen.
„Hochwertiges Gras“ sollen die Mitglieder bekommen. Diese Qualität soll der Raum ermöglichen, der wohl so etwas wie das Herzstück des Vereins ist. „Die Anlage gibt es so kein zweites Mal“, ist Caroli sicher und betont: „Wir sind direkt unter dem industriellen Level.“ So werden die Pflanzen unter anderem mittels ausgeklügelter Technik mit Reinstwasser gegossen. Bei der Beleuchtung setzt der CSC auf energiesparende LED-Technik, ein Ozongenerator reinigt die Luft. Darüber hinaus werden die Pflanzen in einem geschlossenen Kreislaufsystem mit CO₂ begast, was schließlich höhere Erträge einbringen soll.
Die Anlage, die der CSC in den vergangenen Wochen in Eigenregie auf die Beine gestellt hat, macht jedenfalls Eindruck. Es scheint, als will Caroli mit seinem Team nichts dem Zufall überlassen. Genauso wichtig wie den Anbau der Pflanzen nimmt er aber auch seine Rolle als Sucht- und Präventionsbeauftragter des Vereins. „Das nehme ich sehr, sehr ernst. Für manche Menschen ist Cannabis einfach nichts“, betont Caroli. Auf das Konsumverhalten seiner Mitglieder will er genau achten. „Wenn ich den Eindruck habe, dass jemand zu viel raucht oder sich sein Verhalten ändert, dann nehme ich ihn mir zu Seite“, erläutert Caroli. Für schwerwiegendere Fälle gebe es zudem eine Kooperation mit dem Drogenverein Mannheim.
Wenn ich mitbekomme, dass jemand vor Kindern raucht oder Cannabis an andere weitergibt, dann ist er sofort raus.
Auch die Regeln, die das Cannabis-Gesetz vorschreibt, nimmt Caroli ernst. „Unsere Mitglieder haben vor der ersten Abgabe eine Selbsterklärung zu unterschreiben, dass sie das Cannabis-Gesetz gelesen und verstanden haben“, erläutert er. Gleichzeitig macht der 53-Jährige deutlich: „Wenn ich mitbekomme, dass jemand vor Kindern raucht oder Cannabis an andere weitergibt, dann ist er sofort raus“. Caroli selbst findet die Regeln zwar auch streng. Aber er hält sich daran. Aus gutem Grund, wie er erklärt: „Wir dürfen jetzt mal loslegen. Da kann man von jedem Einzelnen auch erwarten, dass er irgendwie mitdenkt und Rücksicht auf andere nimmt.“ Es gehe dabei nicht nur um die juristische, sondern auch um die gesellschaftliche Akzeptanz, verdeutlicht er.
Das war auch die Motivation dafür, dass sich der Club im November 2023 gegründet hat. Die Mitglieder könnten somit bald nicht nur einwandfreies Cannabis rauchen, vor allem aber müssten sie es sich nicht mehr auf dem Schwarzmarkt besorgen. „Wir wurden über viele Jahre in eine Ecke gedrückt, in die wir nicht gehörten. Cannabis-Konsumenten sind ganz normale Menschen, das sind keine Verbrecher“, sagt Caroli und fügt an: „Jetzt hat sich die Möglichkeit ergeben, einen rechtssicheren Raum zu schaffen für diese Menschen“. Es sei die Chance, um aus der „Schmuddelecke“ herauszukommen und die habe er nutzen wollen.
Dafür seien bisher rund 150.000 Euro in den Verein investiert worden. Aber nicht nur Geld, sondern auch eine Menge Nerven kostete das Projekt bisher. Denn auch der Kampf mit den Behörden sei aufgrund der strengen Auflagen nicht zu unterschätzen gewesen. Viele andere Vereine gingen daran kaputt, weiß Caroli, der im Vorstand des Dachverbandes der Cannabis Social Clubs in Baden-Württemberg ist, zu berichten. Allein sieben Vereine aus Mannheim kenne er, die ihr Vorhaben deswegen aufgegeben hätten.
CSC Grüne Liebe Rhein-Neckar startet mit Preis von zehn Euro pro Gramm Cannabis
Doch der Kampf gegen die Behörden ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Über die kann Caroli zwar viel erzählen. Doch er blickt lieber voraus. So denkt der CSC schon über eine Vergrößerung nach. Am Ende sollen es mal 500 bis 600 Pflanzen sein, die in der Halle wachsen. Das ist natürlich abhängig von der Mitgliederzahl. Noch rund 200 kann der Verein aufnehmen, bevor die Höchstanzahl von 500 erreicht ist.
Da muss man sich schon mal pieksen.
Wer bereits Mitglied ist, bezahlt nun in einem ersten Schritt erst mal zehn Euro für ein Gramm Cannabis. „Solange, bis wir wissen, wie hoch unsere Kosten waren, um überhaupt produzieren zu können. Und dann muss man schauen, ob man das in die eine oder in die andere Richtung korrigiert“, erläutert Caroli. Auch wenn ein finanzieller Gewinn übrig bleiben sollte, will Caroli die Abgabepreise verringern. Zur Auswahl stehen anfangs elf Sorten. „Doch letztlich entscheiden die Mitglieder, was hier geht und was nicht. Wir sind ein demokratischer Verein“, betont Caroli, wie es mit der Sortenauswahl weitergeht.
Während Caroli all das erzählt, scheint es, als habe er selbst noch nicht ganz realisiert, dass der Club nach zwei Jahren endlich legal Cannabis anbauen darf. Doch der lange Atem hat sich ausgezahlt – auch für die Mitglieder, die den Verein in all der Zeit unterstützt haben und bald das erste Cannabis des CSC Grüne Liebe Rhein-Neckar konsumieren dürfen. „Da muss man sich schon mal pieksen“, sagt Vereinsgründer Matthias Caroli. „Aber wir konnten loslegen und das haben wir getan.“
Weitere Infos zum CSC Grüne Liebe Rhein-Neckar unter: https://www.gruene-liebe-rn.com/
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