Kultur

Chor der Fleischerinnung Mannheim ausgezeichnet

Der Chor der Fleischerinnung Mannheim hat die Feier zu seinem 100-jährigen Bestehen nachgeholt. Damit verbunden war die Auszeichnung mit der höchsten deutschen Auszeichnung für Amateurchöre

Von 
Bernhard Haas
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Karl Wowy (v.l.), Vorsitzender des Chors, und der Präsident des Deutschen Fleischer Sänger Bundes, Berthold Bissinger, mit der Zelter-Plakette. © Bernhard Haas
Die 16 Gründungsmitglieder im Jahr 1921. © Bernhard Haas

Mannheim. Auch vor den Metzgermeistern der Region machte die Pandemie keinen Halt. Deshalb konnte der Chor der Fleischerinnung Mannheim erst mit einem Jahr Verspätung im Saal der Jakobusgemeinde Neckarau sein 100-jähriges Bestehen feiern. Neben Gesang mit Solisten und befreundeten Fleischer-Chören aus Stuttgart und Darmstadt gab es aus diesem Anlass bei einem echten kurpfälzischen Vesper-Büfett und Tanz auch höchste Auszeichnungen.

So erhielt der Chor die vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier unterzeichnete Urkunde als „Auszeichnung für die im langjährigen Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege der Chormusik und des Deutschen Volksliedes“. Damit verbunden war die Übergabe der Zelter-Plakette. Diese Plakette gilt als die höchste deutsche Auszeichnung für Amateurchöre.

Verdienste um deutsches Volkslied

Der Bundespräsident verleiht sie alljährlich an Chöre, die seit mindestens 100 Jahren ununterbrochen musikalisch wirken und sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben. Der Vorsitzende des Chors, Karl Wowy, und der Präsident des Deutschen Fleischer Sänger Bundes, Berthold Bissinger, wurden mit dieser Ehrung durch Stadtrat Alexander Fleck ausgezeichnet.

Im Jahre 1921 gründeten 16 Mitglieder im Haus der Liedertafel in K 2 die „Gesangsabteilung der Fleischerinnung Mannheim“. Dies würde zur Geselligkeit beitragen und das Solidaritätsgefühl stärken, hieß es in dem Gründungsprotokoll. Damals durften übrigens nur selbstständige Fleischermeister in dem Chor, der 1928 in den „Sängerchor der Fleischerinnung“ umfirmierte, mitsingen. Am 1. September 1922 traten die Sänger bei der Weihnachtsfeier der Innung zum ersten Mal öffentlich auf. Noch im gleichen Jahr wurde eine Reisekasse beschlossen, in die jedes Mitglied jeden Monat zehn Mark einbezahlen musste. Zahlreiche Ausflüge und Besuche bei anderen Vereinen zeugen von dem geselligen Vereinsleben.

Frauenchor gegründet

Auf dem Höhepunkt des Gesangsvereins gab es 71 Mitglieder. Das war in den 1950er Jahren. Vorsitzender der Sänger war Robert Hügel. Ein erster Höhepunkt war 1958 die Einweihung der neuen Sängerfahne im Rosengarten. Übrigens unternahmen die Sänger 1959 ihren ersten Ausflug nach Hannover mit dem Flugzeug. 1971 feierte der Chor sein 50-jähriges Bestehen im Rosengarten mit einem Winterball. Nach einem Abschiedsgrillfest fiel 1983 der alte Schlachthof der Spitzhacke zum Opfer. Nur zwei Jahre später wurde das neue Fleischversorgungszentrum mit Gesang eingeweiht. Die Gunst der Stunde nutzten die Frauen der Sänger auf einem Ausflug in den Kaiserstuhl 1988 und gründeten den Frauenchor.

Fast immer ohne Noten

Viele Auftritte – unter anderem zum 100. Jubiläum des Männergesangvereins der Wiener Fleischer – zeugen von dem Können der Mannheimer Sangesfreunde, die fast immer ohne Noten frei vor Publikum vortrugen. Häufig wurde der Gesang mit Pokalen bedacht, die bei der Jubiläumsveranstaltung in Neckarau teilweise gezeigt wurden.

Einen Querschnitt durch bekanntes und weniger bekanntes Liedgut boten die aus Deutschland und der Schweiz angereisten Sänger beim Bundeschorfest des Deutschen Fleischer-Sängerbunds, das 2011 bei seiner 29. Auflage erstmals in der Quadratestadt stattfand. Den Wunsch nach Hoffnung und Frieden brachten die Sänger der Chöre der Fleischerinnung Mannheim mit dem Lied „Oh Herr, gib Frieden“ zum Ausdruck.

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