Mannheim. Die Mutter von zwei Töchtern im Kindergartenalter, die schwer an Krebs erkrankt ist, die Schwangere, die sich von Herzen wünscht, ihr Baby bei einer Wassergeburt zur Welt zu bringen. Und die junge Frau, die sich in ihrem Körper unglücklich fühlt: Thalia Erbes wird täglich mit einer Vielfalt an Schicksalen konfrontiert. Seit einem Jahr steht sie als Chefärztin an der Spitze der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Diako des Brüderklinikums Julia Lanz. Im Gespräch erzählt sie von ersten berührenden Begegnungen und ihrem Bestreben, immer den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen.
Chefärztin der Gynäkologie: 23 Jahre Klinik- und OP-Erfahrung
Ein warmer Händedruck, ein offenes Lächeln und ein Blick, der Zugewandtheit und Aufmerksamkeit signalisiert. Thalia Erbes empfängt den Besuch in ihrem Büro mit ein paar Minuten Verspätung: „Entschuldigung, ich wurde noch mal in den OP gerufen.“ Selbstverständlich, schließlich gehört das zu ihren Grundsätzen: „Wissen Sie, mir ist es ganz wichtig, dass niemand im Team zögert, mich anzurufen, wenn er an einen Punkt kommt, wo es ihr oder ihm einfach lieber ist, wenn noch jemand mit drauf schaut“, sagt die Chefin in aller Bescheidenheit, obwohl die 48-Jährige bereits auf 23 Jahre Klinik- und OP-Erfahrung zurückblicken kann - 13 in der Uniklinik Freiburg, jeweils fünf in Starnberg und Düren-Birkesdorf.
Erbes lobt „hochkompetentes“ Team am Standort in Mannheim
Wie sie auf Mannheim kam? Schließlich praktiziert ihr Mann Hans Jürgen Erbes nach wie vor in seiner Landpraxis im idyllischen Simonswald bei Freiburg, was für das Paar Pendelei zwischen Kurpfalz und Schwarzwald bedeutet. Die Antwort kommt prompt: „Hier hat einfach alles gepasst.“ Die Größe des Diako samt zertifiziertem Brust- und Krebszentrum, die Attribute und qualitativen Standards einer Uniklinik sowie die Attraktivität der Metropolregion, was in Zeiten von Personalknappheit nicht unbedeutend sei: „Ich bin hier auf ein hochkompetentes Team gestoßen.“ Das sei ihr wichtig: „Nur gemeinsam mit meinem Team kann ich unsere Patientinnen rundum bestens versorgen.“
Thalia Erbes: Forscherin und Praktikerin
- Thalia Erbes wurde am 7. Januar 1976 in Siegen als Tochter des Ingenieurs Panagiotis und der Schneiderin Angelique Marinopoulos geboren.
- Sie ist mit dem Allgemeinmediziner Hans Jürgen Erbes verheiratet.
- Seit Juli 2023 ist sie Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Diako Mannheim mit den Schwerpunkten gynäkologische Onkologie sowie spezielle Geburtshilfe, Perinatalmedizin und Transgenderbrustchirurgie.
- Zuvor war sie nach Promotions- und Facharztprüfung in kleineren Häusern tätig, bevor sie als Oberärztin an die Unifrauenklinik Freiburg wechselte.
- Nach erfolgreicher Habilitation wurde Thalia Erbes im März 2021 zur außerplanmäßigen Professorin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ernannt. Sie forschte u. a. an der Entwicklung eines Urintests zur Brustkrebsdiagnostik.
Von der Krankenschwester bis zur Ärzteschaft und dem Direktorium sei sie herzlich empfangen worden. Und habe erlebt, wie sehr sich alle mit „ihrem“ Diako identifizieren. Worte, bei denen Thalia Erbes lächelt: „Da muss ich Ihnen ein Beispiel erzählen.“ Neulich sei eine Patientin auf Station ganz verzweifelt gewesen, weil ihr Handyladegerät zu Hause liegen geblieben ist: „Da hat ihr der Mann einer Krankenschwester von uns einfach eines vorbeigebracht.“ Ein Engagement, das weit über das herkömmliche „Sich-kümmern“ hinausgeht - und „in unserem Haus ein hohes Maß an Menschlichkeit widerspiegelt“.
Meine Aufgabe ist es, die bestmöglichsten Behandlungsoptionen darzulegen und damit Zuversicht zu geben, Wege nach vorne aufzuzeigen.
Die im gesamten Diako vielleicht noch besonders spürbar ist? „Ja, das empfinde ich so, das ist hier eine Art Grundeinstellung“, versichert Thalia Erbes. Ob auch ihr der Glaube bei der Arbeit hilft? „Na klar, auch in der Rolle, mich für meine Patienten verantwortlich zu fühlen, selbst wenn sie die Klinik schon verlassen haben. In meinem Sekretariat stehen oft ehemalige Patientinnen, bringen ihr Baby mit oder brauchen noch einen medizinischen Rat.“
Thalia Erbes hat sich auch auf Transgenderbrustchirurgie spezialisiert
Den Leidensdruck von Menschen zu verringern, sie optimal medizinisch zu versorgen, das sind zwei Gründe, warum sich Thalia Erbes unter anderem auf das „kleine, aber sehr interessante“ Gebiet der Transgenderbrustchirurgie spezialisiert hat. Die OP sei nach medikamentösen Behandlungen und psychologischer Mitbetreuung im neuen Geschlecht ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den die Patienten anstreben: „Und wir können hier eine gute medizinische Lösung anbieten.“
Und wie geht die Chirurgin mit niederschmetternden Diagnosen um? „Meine Aufgabe ist es, die bestmöglichsten Behandlungsoptionen darzulegen und damit Zuversicht zu geben, Wege nach vorne aufzuzeigen. Man lernt im Laufe des Lebens, etwas besser damit umzugehen.“ Dennoch bleibe nicht immer am Ende des Tages ein Patientenschicksal „im Arztkittel stecken“.
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Zum Ausgleich befasst sich die Chefärztin dann mit abstrakter Malerei von Gerhard Richter oder Werken von Karin Kneffel, geht Joggen, Bergwandern oder kocht für Familie und Freunde. Außerdem hat sie ihre Vorliebe für die Pfalz entdeckt: „Nach dem Aufstieg zur Pfälzerwaldhütte ein Saumagenbrötchen und dazu ein Glas Wein, einfach super.“
Zudem gibt es gottlob auch beglückende berufliche Momente: „Vor ein paar Tagen konnte ich eine Patientin mit Eierstockkrebs so operieren, dass sie danach tumorfrei war.“ Da habe sie auch für sich gedacht: „Heute war es ein sehr guter Tag.“ Menschenorientiert arbeiten, dafür sorgen, dass der Patient in einer Klinik mit kurzen Wegen, wie dem Diako, möglichst von der Ärztin oder dem Arzt, die oder der operiert, auch weiter betreut wird. Die Patienten so versorgen wie einen eigenen nahen Angehörigen: „Das ist es, was diesen Beruf ausmacht.“ Und warum ihn Menschen wie Thalia Erbes mit so viel Leidenschaft ausüben.
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