Klinikum Mannheim

Bund meldet sich in Hygiene-Affäre zu Wort

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So idyllisch es auch aussieht: An diesem Mittwoch bekam das Mannheimer Uniklinikum äußerst unangenehmen Besuch,... (Bild: Priebe) © dpa/Priebe

Mannheim. Der Hygieneskandal in der Mannheimer Uniklinik beschäftigt auch den Patientenbeauftragten der Bundesregierung. "Wer sich auf den OP-Tisch legt, sollte das im höchsten Vertrauen auf die Patientensicherheit tun können", erklärte Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. "Dafür hat der Gesetzgeber strengste Regeln erlassen. Wer sich nicht daran hält, muss zur Verantwortung gezogen werden." Der Mannheimer Fall müsse gründlich aufgearbeitet werden, damit er sich nicht wiederhole. "Krankenhäuser dürfen nicht das ökonomische Interesse über die Sicherheit der Patienten stellen."

Betriebsrat bestätigt Sabotage-Vorwürfe

Unterdessen bestätigte der Betriebsrat des Uni-Klinikums auf Anfrage des "Mannheimer Morgen", dass Mitarbeitern mutmaßlich sabotiertes OP-Besteck aufgefallen sei und sie diese Beobachtungen an den Betriebsrat weitergegeben hätten. Dieser informierte nach eigenen Angaben die Geschäftsleitung.

Auch die Leiterin der Zentralen Sterilgutversorgung hat die Vorwürfe laut Betriebsrat "nach oben" weitergegeben. Mitarbeiter hatten gegenüber dem "MM" berichtet, dass sterilisiertes OP-Besteck gezielt verunreinigt worden sein soll - indem Schutzhüllen eingestochen und Blutspuren aufgetragen worden sein sollen. Der Bundespatientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU) hat unterdessen Konsequenzen gefordert.

Staatsanwaltschaft prüft Sabotage-Vorwürfe

Wegen neuer Anzeigen und Hinweise weitet die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren ständig aus. Nachdem die Sabotage-Vorwürfe am Uniklinikum bekannt geworden waren, hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ermittlungen in diese Richtung bestätigt. "Wir haben die Vorwürfe zur Kenntnis genommen und werden sie in unsere Ermittlungen zum Klinikum mit einfließen lassen", so Andreas Grossmann.

Seit rund zwei Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft Mannheim wegen angeblicher Hygiene-Mängel am Klinikum. Seit Bekanntwerden der Hygiene-Vorwürfe gingen immer neue "Eingaben und Anzeigen" von Patienten ein. Das bestätigte Andreas Grossmann. Zur genauen Zahl wollte er keine Angaben machen. Auch die Anzeigen der beiden Profi-Sportler, die das Klinikum mit einer Infektion des Knies verlassen hatten (Ursache Staphylokokken, wir berichteten), würden in diesem Zusammenhang auf den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung geprüft.

Der Aufsichtsrat des Klinikums hatte angekündigt, die Ursachen für die Hygienemängel mit Hilfe einer Expertenkommission aufzuarbeiten. Das Präsidium will kommende Woche darüber entscheiden, wer darin vertreten sein soll. Der Kommission sollen voraussichtlich Klinikumsmitarbeiter, ein externer Hygiene-Experte und ein Fachmann für Organisationsfragen angehören.

(agp/dls/dpa)

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