Mannheim. Schon zur offiziellen Eröffnung am Samstagmittag war der Andrang im Vortragssaal groß, wo Bloomaul Joachim Schäfer mit seinen damals geschriebenen Songs "Das ist die Schau, Schau, Schau, Schau Bundesgartenschau" sowie "Badetag" an die große Veranstaltung und das damalige Lebensgefühl erinnerte. Daran knüpfen viele Exponate der Ausstellung von einer Gondoletta über ein Aerobus-Modell aus dem Mannheimer Nahverkehrsmuseum bis zum Kostüm des Jägers aus Kurpfalz an. So präsentiert das Marchivum vielfältige Exponate wie 3D-Objekte, Fotos, Plakate, Ton- und Filmaufnahmen. Neben Objekten aus dem eigenen Bestand werden Leihgaben anderer Häuser sowie viele Schenkungen von Mannheimer Bürgern gezeigt, die zahlreiche Souvenirs zur Verfügung stellten.
Oberbürgermeister Peter Kurz gratulierte dem Marchivum zu dieser ersten eigenen Ausstellung seit dem Umzug im März 2018 in die Neckarstadt. Sie lasse "die Atmosphäre von 1975 wieder aufleben", so der Oberbürgermeister. Er nannte die Gartenschau 1975 "ein generationenprägendes Ereignis": "Es ist allen Mannheimern, die damals gelebt haben, noch präsent", betonte er. Bewusst stellt das von Andreas Mix und Andreas Schenk geleitete Ausstellungsteam vom Marchivum aber neben nostalgischen Erinnerungen an Veranstaltungen und Blumenschauen das Ereignis von 1975 in einen größeren Zusammenhang - nämlich von 1907 bis 2023. Für Andreas Mix markiert die Veranstaltung von 1975 "eine Zeitenwende der Stadtgeschichte, den Aufbruch in die Moderne". Für Schenk war es "mehr als eine Blumenschau, mehr als ein großes Event, mehr als ein Festival im Grünen - es war der urbane Aufbruch Mannheims", wie er hervorhob. Die Bundesgartenschau des Jahres 1975 sei nicht nur eine populäre Leistungsschau des Gartenbaus, sondern auch ein Ereignis, das mit den beiden Stadtparks und einer Reihe von markanten Gebäuden die Entwicklung Mannheims nachhaltig prägte, so Schenk.
20 Spielplätze entstanden neu, "alle sehr populär und gut angenommen", so Andreas Mix. Einer, das Höhlenlabyrinth im Herzogenried, wird nach Entwürfen einer Schulklasse erstellt - eine frühe Form der Partizipation, als das Wort noch nicht erfunden ist. Unvergessen das Ballgebirge "Babbelplast": Die auf der Freizeitwiese im Luisenpark unter einem Netz aufgehäuften riesigen Bälle zum Klettern und Toben sind der Hit. Da sie nach wenigen Tagen die Luft verlieren, wird schnell eine zweite, stabilere Version angeschafft, die viele Jahre hält.
Und nicht nur die damals so beliebten Spielplätze gibt es noch heute von 1975, auch die Gondoletta, die Seebühne (wenngleich vernachlässigt) und die Multihalle (wenn auch sanierungsbedürftig). Zwei Grünflächen mit zusammen 70 Hektar bleiben der Stadt neu gestaltet erhalten, der Luisenpark (um die "Rennwiese" erweitert) und der zuvor arg heruntergekommene Herzogenriedpark. 690.000 Kubikmeter Erde werden dazu bewegt, 50.200 Quadratmeter neue Wasserflächen geschaffen, 557 Bäume gepflanzt, unzählige Blüten zum Blühen gebracht.
"Wichtige Bauten entstehen oder werden in die Wege geleitet, ganz Mannheim ändert sich", blickt Andreas Schenk zurück. Das beginnt bei den Planken, die sich 1975 zur Fußgängerzone wandeln, führt über das 1975 eröffnete Collini Center und die damals geplante, erst später realisierte Bebauung des Neckarufers Nord bis zur Errichtung des Fernmeldeturms oder dem neuen Wohngebiet Herzogenried mit Gesamtschule und Kinderhaus. "Wohnen, Bilden, Arbeiten, Erholen in der Stadt" war der, so Mix, "programmatische Anspruch". Kurz sprach von einem "gewaltigen Modernisierungsschub" für Mannheim. Auch 2023 gehe es darum, einen solchen "Qualitätssprung für die Stadt" zu schaffen, warb er für die neu geplante Gartenschau. Dafür brauche man aber "Emotionen und ein Wir-Gefühl", so Ulrich Nieß, der Marchivum-Direktor.
Zu der Ausstellung, die bis 18. August läuft, gibt es ein umfangreihes Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen und Zeitzeugengesprächen sowie eine Publikation, die für acht Euro erhältlich ist.
Die Ausstellung
- Ausstellung: „BUGA 75. Ein Fest verändert die Stadt“ bis 18. August im Marchivum im Ochsenpferchbunker, Archivplatz 1, 68169 Mannheim.
- Eröffnung: Samstag, 23. März, 13 Uhr, Eintritt ist an diesem Tag frei.
- Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr.
- Eintritt: fünf Euro, ermäßigt drei Euro. Für Jahreskarteninhaber der beiden Mannheimer Stadtparks gilt ermäßigter Eintritt.
- Freier Eintritt: Sonntag, 24. März, und Internationaler Museumstag am 19. Mai, jeweils 10 bis 18 Uhr. Um 14 und 16 Uhr findet jeweils eine kostenlose Kuratorenführung statt.
- Öffentliche Kuratorenführungen: 6.4., 21.4., 4.5., 1.6., 29.6., 14.7., 4.8., 17.8., jeweils 15 Uhr, drei Euro.
- Zeitzeugengespräche: 16. April und 16. Juli, jeweils 18 Uhr.
- Vorträge: 11. April, 18 Uhr, „Geschichte der Bundesgartenschau“, 9. Mai, 18 Uhr, „Bundesgartenschau Mannheim 2023“, 14. Mai, 18 Uhr, „Das Wunder von Mannheim“ zur Multihalle, 21. Mai, 18 Uhr, „Stadtentwicklung Mannheim“, 25. Juni, 18 Uhr, „Klimaökologie in Mannheim“, 2. Jul, 18 Uhr, Zur Gartenbauausstellung 1907, 8. August, 18 Uhr, Filmabend mit privaten Aufnahmen.
- Gruppenführungen: bis zu 25 Personen, 60 Euro zzgl. Eintritt. Anmeldung bei Hannah Serfas, E-Mail: hannah.serfas@mannheim.de, Tel. 0621 / 293-7778.
- Anfahrt: Parkplatz in der Bunsenstraße. Die Parkgebühr von drei Euro muss passend bereitgehalten werden. Behindertenparkplätze in der Fröhlichstraße. In der Nähe halten Straßenbahn (Linie 2) und Bus (Linien 53 und 60). pwr
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-buga-ausstellung-im-marchivum-freier-eintritt-am-sonntag-_arid,1422806.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html