Das große, weiße Wettbewerbszelt scheint gerade aufzuwachen. Die ersten Nachwuchsmathematiker schleichen in ihren gelben "Explore Science"-Shirts zwischen Kabeltrommeln und leeren Tische umher, platzieren ihre Laptops, beginnen ihre Modelle aufzubauen und beißen zwischendurch noch einmal ins Frühstücksbrötchen. Hauptsache mit den selbst entwickelten Verschlüsselungsmethoden die Jury überzeugen - das ist heute der Plan. Einen Weg finden, um Texte geschickt zu ver- und entschlüsseln, so lautete die Aufgabe.
Eine Ecke weiter steht Frühsport auf dem Programm. Leoni, Leonie und Katharina sind die ersten Läuferinnen beim großen "Matheatlon"-Finaltag für die dritten bis fünften Klassen. Auf die Frage, was sie denn so früh am Morgen in Sporthosen und mit Startnummern im Luisenpark machen, antwortet Leoni: "Gut rechnen und schnell sprinten." Peng! Da fällt das Startsignal und die Drei rennen los. 400 Meter liegen vor ihnen. Doch anstatt üblicher Metall-Hürden aus dem Sportunterricht bestehen die Hindernisse dieses Mal aus Aufgaben, die die Junior-Mathematiker auf dem Weg lösen müssen. "Mathematik mit Sport verbinden und den Kindern zeigen, dass Sport auch viel mit Mathe zu tun hat, das ist unser Ziel," erklärt Rudolf Kellermann, Pressesprecher des Forschungszentrums Matheon der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Außer Atem kommen die drei Läuferinnen der Alfred-Delp-Schule Ludwigshafen und der Wallstadt-Grundschule Mannheim im Ziel an. Zwei Häkchen und ein Kreuz haben sie gesammelt. Fast alles richtig!
Superkristall aus bunten Kugeln
Mittlerweile ist auch das Wettbewerbszelt hellwach. Zwischen Notenblättern, Zahlenrädern, Löcherkarten, Legobausteinen und aufgeregten Schüler bahnt sich die Jury ihren Weg. Die Mission: Die beste Verschlüsselungsidee finden und mit Geldpreisen auszeichnen.
Pauline, Franziska und Lena vom Ludwig-Frank-Gymnasium haben mit ihrer Idee gleich noch ein bisschen EM-Stimmung ins Wettbewerbszelt geholt. "Wir haben sozusagen eine Europa-Verschlüsselungsmethode gebaut," erzählt Franziska und zeigt auf die runde Drehscheibe mit bunten Flaggen der europäischen Länder. Je nachdem, bei welcher Flagge das Rad stehenbleibt, wird der Buchstabe mit dem ersten, zweiten, dritten oder vierten Buchstaben des Ländernamens ersetzt. "Wir haben auch ein Leerzeichen und weitere Schwierigkeitsstufen eingebaut," sagt Pauline. Die 15-Jährigen sind zum ersten Mal beim Wettbewerb im Luisenpark dabei. "Mit Mathe können wir eigentlich ganz gut leben und finden es gar nicht so abscheulich wie alle anderen," meint Franziska - ihre Freundinnen nicken zustimmend.
Neben Mathe in Zeichensystemen und Mathe in Verbindung mit Sport möchte Daniela Dehler zeigen, dass "Mathe auch eine wichtige Rolle in der Chemie spielt". Die Chemielehrerin des Carl-Bosch-Gymnasiums in Ludwigshafen baut mit Fünftklässlern des Bunsen-Gymnasiums in Heidelberg ein Riesenkristall. Mit einer Heißklebepistole sitzt sie zwischen Farbbechern und schmutzigen Zeitungsresten und klebt mit den Schülern bunte Wattekugeln zu einer dichten Kugelpackung zusammen. Aus den vielen kleinen Kristallen entsteht am Ende ein großer. "Wie die Salzkristalle in der Küche eben", sagt Dehler. Mathe zum Anfassen - live und in Farbe eben.
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