Hochstätt - Evangelisches Eltern-Kind-Zentrum Kieselgrund gestaltet Bewegungslandschaft / Geld aus Kita-Preis als Grundstock genutzt

Bewegungslandschaft für Mannheimer Kinder auf der Hochstätt

Von 
Bertram Bähr
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Über die neue Bewegungslandschaft, die zum Toben und Spielen einlädt, freuen sich (v. l.) Claudia Hauschild, Renate Platz und Monika Graf. © Michael Ruffler

Mannheim. „Das Klettergerüst war dicht umlagert“, erinnert sich Claudia Hauschild, die Leiterin des Eltern-Kind-Zentrums Kieselgrund auf der Hochstätt. Ein paar Wochen ist das jetzt schon her, dass die Kinder ihr aufwendig neu gestaltetes Außengelände in Beschlag nehmen durften. „Vorher waren sie oft gelangweilt und standen nur herum“, erzählt die Leiterin: „Jetzt sind sie immer am Machen und Tun.“

Das gilt zwar nicht für diesen Donnerstagmittag, an dem die evangelische Kirche das erfolgreich abgeschlossene Projekt der Öffentlichkeit vorstellt. Denn Corona-bedingt können die Kinder daran nicht teilnehmen. Aber wenn sie dürfen, kraxeln sie nach Herzenslust, balancieren über einen Parcours, wuseln im Sandspielbereich herum oder tummeln sich in ihrem Kiosk. 1300 Quadratmeter groß ist der Außenspielbereich, weitere 200 Quadratmeter stehen den Krippenkindern hinter dem Gebäude zur Verfügung.

Hochstätt

Bewegungslandschaft der Kita Kieselgrund

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In dem kleinen Stadtteil Hochstätt, zwischen Rheinau und Seckenheim gelegen, sind viele Kinder „nicht sehr verwöhnt, was schöne Dinge betrifft“, stellt Claudia Hauschild fest. Umso mehr habe man ihnen ein ästhetisch ansprechendes Angebot machen wollen – mit individuell gefertigten Spielgeräten aus Holz. Rutsche und Schaukel blieben außen vor, denn die gibt es auch auf den Spielplätzen im Stadtteil. Stattdessen locken Geräte, die ihresgleichen suchen. „Der Schwerpunkt liegt auf Bewegungsförderung“, erklärt die Leiterin. Das sei für die Kinder zentral wichtig, weil sie „in sehr beengten Verhältnissen leben“.

Die Umgestaltung hat ihren Preis. Und ihren Ursprung: Im Sommer 2019 bejubelten Kinder und Erwachsene den sensationellen zweiten Platz beim Deutschen Kita-Preis – dotiert mit 10 000 Euro. Das sei der „Startschuss“ für das 150 000-Euro-Projekt gewesen, blickt Claudia Hauschild zurück.

Kinder bringen ihre Ideen ein

Neben dem städtischen Zuschuss von 94 000 Euro musste allerdings noch eine Menge Geld aufgebracht werden. An dieser Stelle kam Renate Platz, Kirchenälteste der evangelischen Gemeinde Rheinau, ins Spiel: „Ich wollte dabei mithelfen, dieses Projekt für die Kinder hier im Stadtteil zu realisieren“, betont sie.

Gesagt, getan: Sie spannte Familienkreis, Bekannte, Nachbarn mit ein, sprach Kita-Eltern, kleine und große Unternehmen, Stiftungen und den evangelischen Fundraiser Pfarrer Sebastian Carp an. Und hatte das Geld bald beisammen – obwohl sich das in Corona-Zeiten alles andere als einfach gestaltete. Weniger Gottesdienste vor Ort, weniger Taufen und Hochzeiten – und dadurch auch weniger Kollektengelder. Dennoch klappte es. Sie freut sich: „Für uns ist wirklich ein Traum wahr geworden.“

Dessen Verwirklichung auch der Holzbildhauerin Monika Graf zu verdanken ist. Ihre 1983 in Heidelberg gegründete Werkstatt Spielart bietet nicht nur benachteiligten Menschen Beschäftigung und Qualifizierung. Vor allem entwirft sie individuelle, maßgeschneiderte Lösungen unter anderem beim Bau von Spielplätzen.

Kita Kieselgrund

  • Im evangelischen Eltern-Kind-Zentrum Kieselgrund im Stadtteil Hochstätt betreuen 23 Mitarbeitende 80 Kinder aus 25 Nationen. Es gibt 60 Kita- und 20 Krippenplätze.
  • 2019 bewarb sich das Zentrum um den Deutschen Kita-Preis – und kam bei 1600 Teilnehmern auf Platz zwei.
  • Ein zentrales Kriterium der Jury war, inwieweit die Kinder mitbestimmen dürfen.
  • Das Preisgeld von 10 000 Euro diente als Grundstock für die rund 150 000 Euro teure Neugestaltung des Außengeländes. 94 000 Euro trägt die Stadt, den großen Rest warb die evangelische Gemeinde Rheinau über Spender und Sponsoren ein. 

Der Kieselgrund-Philosophie entsprechend bezog die Werkstatt Kinder und Personal in den Planungsprozess intensiv mit ein. Dazu gehörten Workshops und Gelände-Begehungen, Wunschlisten und Zeichnungen der Kinder. An Anregungen habe es nicht gefehlt, berichtet Monika Graf: „Wir sind mit einem Rucksack voller Ideen in unsere Werkstatt zurück.“ Dem Vorentwurf folgte der Plan, Ende November 2020 ging es an die Umsetzung.

Die Kinder hatten auch Spielszenen gemalt. Eigentlich hätten sie ihre Motive danach selbst in die Holzgeräte schnitzen sollen. „Das fand Corona-bedingt nicht statt“, bedauert Monika Graf. So beobachteten die Kleinen die Fachleute beim Schnitzen – und zuvor beim Aufbau, erinnert sich Claudia Hauschild: „Sie saßen auf ihren Stühlchen und schauten gebannt zu.“

Auf der Wunschliste der Kinder ganz oben stand neben dem Klettergerüst der Matschspielplatz. Den dafür gebauten Wasserlauf, so Claudia Hauschild, „haben wir bisher nur einmal ausprobieren können. Die Kinder waren hin und weg.“ Bis das Matschen permanent möglich wird, müssen sich die Kleinen noch etwas gedulden. Dann geht vielleicht auch der Wunsch in Erfüllung, den Ben beim Beteiligungsworkshop mit Kindern und Erzieherinnen Ende 2019 geäußert hat: „Unter der Brücke baggern“ und mit seinen Freunden einen Staudamm bauen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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