Prognosen auch für alle Stadtteile - Stadt rechnet mit stark wachsender Bevölkerung

Bevölkerungszahl in Mannheim soll bis 2040 auf 338.215 steigen

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Steffen Mack
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Noch vor der Pandemie tummeln sich die Menschen beim Stadtfest 2019 auf den Planken vor dem Wasserturm. © Tröster

Mannheim. Mannheim wächst und wächst. Für 2040 rechnet die Stadt mit 338 215 Einwohnern, das wären 5,7 Prozent mehr als 2020. Die Prognosen, die am Donnerstag dem Hauptausschuss vorgelegt werden, stützen sich etwa auf Geburtenzahlen, Altersstruktur und Umzüge. Zwischen den Stadtteilen sind die Unterschiede indes immens. Hier Näheres über die ersten und letzten Fünf auf der Skala.

Franklin

Ein Spaziergang oder eine Fahrradtour durch die gewaltige Baustellen-Landschaft lassen es erahnen: Franklin ist beim Bevölkerungswachstum der Spitzenreiter schlechthin. Die Einwohnerzahl, die Ende vergangenen Jahres bei 3444 lag, soll bis 2040 auf 7747 wachsen – ein gigantisches Plus von 124,9 Prozent. Allerdings muss man auch bedenken, dass Franklin als einziger Stadtteil quasi komplett aus einer früheren Militärfläche besteht, die nach dem Truppenabzug der USA frei wurde. Hier gibt es also keine ältere Stammbevölkerung, die etwa bei der Sterbestatistik zu berücksichtigen wäre.

Wobei das Konversionsviertel nun in allen Altersgruppen stark wächst. Abgesehen von den 25- bis 35-Jährigen liegen die städtischen Prognosen jeweils im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich. Bis zum Jahr 2040 sollen aber auch hier – wie in ganz Mannheim – die 65- bis 80-Jährigen den stärksten Zuwachs bekommen. Damit dürfte der momentan mit einem Altersschnitt von 30,6 Jahren mit Abstand jüngste Stadtteil sich zwar dem Durchschnitt etwas annähern, aber dennoch seine Spitzenstellung in Sachen Jugend bewahren.

Käfertal-Süd

Konversionsflächen mit künftiger Wohnbebauung gibt es zwar auch in Käfertal-Süd, so wie am Nordrand von Spinelli geplant. Doch gehörte der Stadtteil schon in den vergangenen zehn Jahren zu den am stärksten wachsenden. Zum Stichtag 31.12.2020 lebten hier 9710 Menschen. Nach Abschluss der Bundesgartenschau 2023 wird ein weiterer Zuwachs erwartet. Einen Höchststand dürfte die Einwohnerzahl 2027 erreichen, ehe sie sich nach der Prognose der Stadtverwaltung bis zum Jahr 2040 auf voraussichtlich 11 344 einpendeln wird. Auf zwei Jahrzehnte gerechnet, würde das ein Plus von 16,8 Prozent bedeuten. Das wäre im Quervergleich der insgesamt 38 Mannheimer Stadtteile der drittbeste Platz – immer vorausgesetzt, dass Bevölkerungswachstum als Gewinn begriffen wird. Aber das tut man in aller Regel, weil Kommunen mit stagnierenden oder sinkenden Einwohnerzahlen mit vielfältigen strukturellen Problemen zu kämpfen haben.

Auch Käfertal-Süd ist ein vergleichsweise junger Stadtteil, „der bis 2040 merklich altern wird“, wie es im Bericht heißt. Hier soll ebenfalls die Gruppe der 65- bis 80-Jährigen langfristig am stärksten zulegen.

Wallstadt

Zu den nur fünf Stadtteilen, denen ein Bevölkerungsrückgang prognostiziert wird, gehört Wallstadt. Dabei ist die Einwohnerzahl hier durch eifriges Bauen zuletzt deutlich gestiegen, Ende 2020 lag sie bei 7896. So soll es weitergehen, doch 2026 rechnet die Stadtverwaltung dann mit einer Trendwende und einem Rückgang auf 7822 Menschen bis zum Jahr 2040. Das würde dann unter dem Strich aber nur einem leichten Minus von 0,9 Prozent entsprechen. Das gehört bei derartigen Hochrechnungen noch fast zu vernachlässigbaren Fehlermargen, die Wallstädter müssen sich deswegen nicht grämen.

Eher Grund zur Sorge könnte ihnen allerdings ihre Altersstruktur bereiten. Schon heute ist jeder Sechste, der in Wallstadt lebt, zwischen 65 und 80 Jahre alt. 2040 wird es dann – natürlich nur sofern sich die Prognose bewahrheiten sollte – jeder Fünfte sein. Während die „Gruppe der Hochaltrigen stabil“ bleibe, heißt es im städtischen Bericht, würden die Jahrgänge der Anfang bis Ende 50-Jährigen stark abnehmen. Insgesamt bedeute dies, dass die grafische Darstellung des Bevölkerungsspektrums sich der Form einer Säule nähere.

Feudenheim

Die teils aberwitzigen Summen, die mittlerweile für Immobilien in Feudenheim aufgerufen werden, zeugen zwar vom großen Interesse an einer Wohnung oder einem Haus dort. Das muss aber keineswegs ein Wachstum des Stadtteils zur Folge haben. Im Gegenteil: Die Einwohnerzahl ist hier schon seit längerem leicht rückläufig, zum Stichtag 31. Dezember 2020 lag sie bei 13 928. Für 2022 bis 2027 prognostiziert die Stadtverwaltung einen Anstieg „durch vielfältige Wohnbauprojekte“. Danach soll es wie in Wallstadt wieder in die andere Richtung gehen. Für 2040 wurden dann 13 779 Einwohner errechnet, das würde ein – ebenfalls nicht dramatisches – Minus von 1,1 Prozent bedeuten.

„Der Bevölkerungsrückgang in Feudenheim ergibt sich insbesondere durch die Verluste in der größten Altersgruppe der 35- bis 65-Jährigen“, steht im Bericht. Dafür würden die 65- bis 80-Jährigen immer mehr, während der Anteil der noch Älteren abnehme. Bei Minderjährigen und bei jungen Erwachsenen unter 25 rechnen die Statistiker in dem Stadtteil mit Zugewinnen, doch die fielen im städtischen Vergleich unterdurchschnittlich aus.



Vogelstang

Als wellenförmig, aber tendenziell rückläufig wird die Bevölkerungsentwicklung auf der Vogel-stang beschrieben. Nach einem Tiefstand im Jahr 2018 wurde wieder ein Anstieg verzeichnet, zum 31. Dezember 2020 waren in dem Stadtteil 12 553 Menschen gemeldet. Bis 2026 prognostiziert die Stadt nun wieder einen Rückgang, dann eine Zunahme, und 2040 soll die Einwohnerzahl bei 12 280 liegen – das wäre im Zwei-Jahrzehnte-Vergleich ein Minus von 2,2 Prozent. Doch da die Vogelstang vergleichsweise groß ist, würde das in ganz Mannheim den höchsten Bevölkerungsrückgang in absoluten Zahlen bedeuten.

Die Vogelstang sei aktuell auch der Stadtteil mit den höchsten Anteilen 65- bis 80-Jähriger sowie noch Älterer, heißt es im Bericht. Die Zahl der Senioren werde sich zwar verringern, aber ebenso die der 35- bis 65-Jährigen. Die erwarteten Zuwächse bei den Minderjährigen und den 18- bis unter 25-Jährigen könnten dies nicht kompensieren. Aber dass die Quote Jüngerer hier überhaupt steigt, ist für die Vogelstang doch auch keine schlechte Nachricht. Und, wie gesagt, wellenförmig ist die Entwicklung hier schon die meiste Zeit gewesen.

Waldhof-Ost

„Einmal Waldhof, immer Waldhof!“ Was die SVW-Fans im Carl-Benz-Stadion begeistert skandieren, lässt sich womöglich auch bezogen auf die Stadtteile anstimmen. Allerdings nicht unbedingt in der Art, dass wer einmal dort lebt, nicht mehr wegkommt. Sondern, dass sie auch Zugezogene anlocken können. So ist in den vergangenen zehn Jahren die Einwohnerzahl in Waldhof-Ost deutlich angestiegen. Zuletzt gab es einen geringfügigen Rückgang, Ende 2020 lebten hier 8258 Menschen. Für 20 Jahre später werden 9365 prognostiziert. Dieses Plus von 13,4 Prozent stützt sich im Wesentlichen auf die Bau-Aktivitäten der städtischen Wohnungsgesellschaft GBG.

Bis auf die 25- bis 35-Jährigen, die auch hier weniger werden, sollen alle anderen Altersgruppen hinzugewinnen. Und die stärksten Zuwächse stehen in Waldhof-Ost ebenfalls den 65- bis 80-Jährigen bevor. Gleichzeitig soll es hier aber auch im Jahre 2040 noch viele Minderjährige und junge Erwachsene geben. Ihr Anteil steigt laut Prognose klar überdurchschnittlich an.

Gartenstadt

Komplettiert werden die in östlichen Stadtteilen erwarteten Bevölkerungseinbußen von der Gartenstadt. Aufgerundet kommt sie wie die Vogelstang auf ein Minus von 2,2, stünde aber ab der zweiten Stelle hinter dem Komma noch schlechter da. In den vergangenen zehn Jahren ist die Einwohnerzahl nahezu kontinuierlich gesunken, Ende 2020 lag sie bei 10 284. Nach einem weiteren leichten Rückgang wird ab 2027 wieder ein geringfügiges Wachstum erwartet. Die Prognose für 2040 liegt bei 10 056 Menschen. Interessant sei, dass sich die Gartenstadt ganz anders entwickle als die stark wachsenden Stadtteile Waldhof-West und -Ost sowie Luzenberg, mit denen sie ja einen Stadtbezirk bilde, heißt es in dem Bericht.

Ein Hauptgrund dürfte die Altersstruktur in der Gartenstadt sein, schon jetzt ist jeder vierte Bewohner 65 Jahre oder älter. Bis 2040 soll der Anteil sogar noch weiter zunehmen. Optimistisch stimmt dagegen, dass die Statistiker trotz der insgesamt sinkenden Einwohnerzahl klare Zuwächse bei den Minderjährigen errechnet haben. Diese fallen anteilig sogar fast so hoch aus wie im städtischen Schnitt.

Neckarstadt-Nordost

Auch die Neckarstadt-Nordost verdankt ihren zweiten Platz bei den Bevölkerungsprognose vor allem früheren US-Militärflächen, speziell Turley. Von aktuell 5507 soll die Einwohnerzahl in dem Stadtteil bis zum Jahr 2040 um 22,9 Prozent auf 6769 steigen. Zuletzt hatte hier vor allem das große Bauprojekt Centro Verde auf einem einstigen Kasernengelände für viele Zuzüge gesorgt.

Vom hohen Wachstum profitieren voraussichtlich alle Altersgruppen überdurchschnittlich, nur bei den 25- bis 35-Jährigen werden geringfügige Verluste erwartet. „Sicherlich auch bedingt durch die hohe Wohnbautätigkeit leben bereits viele Kinder in der Neckarstadt-Nordost“, steht im 120-seitigen Prognosebericht der Stadtverwaltung (online zu finden unter https://bit.ly/3bWPpBu, sechster Tagesordnungspunkt). „Zukünftig wird die Zahl der Minderjährigen sogar noch weiter zunehmen.“ Vergleichsweise wenige seien dagegen die derzeit in dem Stadtteil lebenden 65- bis 80-Jährigen, heißt es. Gerade weil das so ist, ergibt sich dann aber auch in der Neckarstadt-Nordost bei dieser Altersgruppe bis 2040 der prozentual stärkste Anstieg.

Hochstätt

Ohne den auf der Hochstätt lebenden Menschen zu nahe treten zu wollen: Im Ranking der am stärksten wachsenden Mannheimer Stadtteile hätte sie vielleicht nicht jeder unter den ersten Fünf vermutet. Schon von 2009 bis 2017 stieg die Einwohnerzahl kontinuierlich an, danach sank sie wieder und lag zum Stichtag 31. Dezember 2020 bei 3120. In den folgenden beiden Jahrzehnten wird nun erneut ein Anstieg auf 3495 prognostiziert, ein Plus von zwölf Prozent. Aufgrund der vergleichsweise geringen Bevölkerungszahl müsse dies jedoch „vorsichtig interpretiert werden“, heißt es im städtischen Bericht. Bedeutet: Bei niedrigen absoluten Zahlen fallen prozentuale Schwankungen schnell stärker oder schwächer aus.

Die Hochstätt ist ein sehr junger Stadtteil, mehr als Viertel dort sind Minderjährige. Auch der erwartete Bevölkerungszuwachs stützt sich im Wesentlichen auf die hohe Geburtenrate. Auf Dauer soll der Anteil der Jüngsten aber hier ebenfalls kontinuierlich zurückgehen, während alle anderen Altersgruppen zulegen.

Herzogenried

Das Schlusslicht dürfte für viele überraschend kommen: Der Stadtteil, dem in den nächsten 20 Jahren der prozentual stärkste Bevölkerungsschwund vorausgesagt wird, ist das Herzogenried. Seit 2009 schwankt die Einwohnerzahl hier immer, zum Stichtag 31. Dezember 2020 lag sie bei 7464. Nun rechnet man mit einem Rückgang bis 2026 bei anschließender Stagnation. Nach den städtischen Zahlen, mit spezieller Software in Relation gesetzt, ergibt sich bis 2040 unterm Strich ein Minus von 3,1 Prozent, das mit Abstand größte. Wegen der geringen absoluten Zahlen handelt es sich hier aber nur um 250 Menschen. Angesichts der laut Prognosen um mehr als 18 000 steigenden Gesamteinwohnerzahl Mannheims dürfte sich das verschmerzen lassen.

„Der Bevölkerungsrückgang im Herzogenried entfällt praktisch komplett auf die jüngeren Altersgruppen, in den Altersgruppen der Älteren gibt es dagegen einen zumindest geringfügigen Anstieg“, steht im städtischen Prognosebericht. Stelle man die Altersstrukturen dann in einem Baumdiagramm dar, nehme diese noch deutlicher als bisher die Form einer Säule an.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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