SV Waldhof

Beetz zur Finanzierung eines neuen Waldhof-Stadions bereit

Von 
Steffen Mack
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Das Carl-Benz-Stadion (hier im September 2021 bei der Partie gegen Halle) wurde von der Stadt 2019 für 3,6 Millionen Euro drittligatauglich gemacht. © Michael Ruffler/PIX

Mannheim. Was die Zukunftsfähigkeit des Carl-Benz-Stadions angeht, kommen nun doch einige Fakten auf den Tisch. Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp sagt im Gespräch mit dem „MM“ erstmals öffentlich, dass Präsident und Mäzen Bernd Beetz bereit wäre, an einem anderen Standort einen Neubau zu finanzieren. Zudem teilt die Stadt auf Anfrage Details zum kurzfristigen Sanierungsbedarf ab Montag mit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was genau muss im Carl-Benz-Stadion aktuell gemacht werden?

Laut Fachbereichsleiter Uwe Kaliske besteht nur in zwei Bereichen akuter Handlungsbedarf: Bei der Flutlichtanlage müssten ausgefallen Strahler repariert oder ersetzt werden. Zudem seien wegen verschärfter Brandschutzauflagen unter anderem Schaltschränke zu ertüchtigen. Die voraussichtlichen Kosten beziffert Kaliske mit etwa 150 000 Euro. Und er betont: „Das Stadion ist vollumfänglich betriebssicher.“

Wie schätzt der SV Waldhof den Sanierungsbedarf ein?

Es sei gut, dass jetzt beim Flutlicht und beim Brandschutz zumindest das Nötigste geschehe, so Kompp. „Das wird allerdings bei Weitem nicht ausreichen.“ Speziell bei der Stromversorgung müsse dringend etwas getan werden. Hier habe der TÜV im vergangenen Jahr dem Stadion sogar kurz vor einer Heimpartie die Betriebssicherheit abgesprochen, weil ein Notstromaggregat abgesackt sei. Nur mit größter Kraftanstrengung habe man eine Absage vermeiden können. Aber sich von Spiel zu Spiel weiter mit Notstromersatzaggregaten behelfen zu müssen, sei natürlich keine nachhaltige und vor allem eine sehr teure Lösung.

Wie viel dürfte eine Sanierung insgesamt kosten?

Kompp geht im ersten Schritt von mehr als 20 Millionen Euro aus, unabhängig von der Spielklasse. Bei einem Aufstieg in die Zweite oder gar die Erste Liga wären die Kosten noch sehr viel höher. Kaliske will da keine Summe nennen: „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen.“ Eine sachliche Diskussion sei erst mit Kostenschätzungen für alle Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen auch im Aufstiegsfall möglich. Diese werde man am 2. Juni im Sportausschuss vorlegen.

Was sagt der Verein zu diesem Zeitplan?

„Es macht schon Sinn, erst einmal die Gutachten abzuwarten“, sagt Kompp. „Allerdings sollten wir aufpassen, dass wir uns nicht bis zurück in den Amateurfußball diskutieren.“ Er hätte gern zumindest erste Erkenntnisse erfahren, um von Vereinsseite ergänzende Hinweise geben zu können, falls etwas nicht berücksichtigt sei. Bisher fänden auch wirtschaftliche Aspekte keine Beachtung, „ob Profifußball in diesem Stadion überhaupt dauerhaft möglich ist“. Zudem würde sich der Geschäftsführer ein nicht nur auf 17 bis 19 Heimspiele pro Jahr beschränktes Nutzungskonzept wünschen.

Wie könnte denn die Finanzierung eines Neubaus ablaufen?

„Die Familie Beetz wäre bereit, den Bau eines neuen Stadions an einem anderen Standort zu finanzieren“, so Kompp. Als Größenordnung halte er etwa 60 Millionen für realistisch. Details dieser möglichen „Win-Win-Win Situation für Stadt, Anwohner und Verein“, müssten natürlich erst besprochen werden. Die Bereitschaft dazu habe man den Verantwortlichen schon vor Monaten unterbreitet. Von Neubau-Befürwortern wird auch vorgeschlagen, die Kommune könne dann – wie beim Bau der SAP Arena – nach und nach Geld zurückzahlen.

Wie ist die Haltung der Stadt zum Angebot von Beetz?

Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer hat gerade wieder betont: „Die Zukunft des Mannheimer Fußballs sehen wir im Carl-Benz-Stadion – und nirgendwo sonst im Stadtgebiet.“

Würde sich der SV Waldhof denn auch einer Sanierung beteiligen?

Die müsse natürlich die Stadt als Eigentümerin finanzieren, so Kompp. „Wir sind hier dann lediglich in der Rolle des Mieters und Betreibers.“

Wo könnte denn ein neues Stadion entstehen

Aus dieser Debatte will sich Kompp heraushalten, das sei Sache der Kommunalpolitik und der Stadtplanung. CDU und Mannheimer Liste, die bisher als einzige Fraktionen im Gemeinderat einen Neubau befürworten, haben das Bösfeld vorgeschlagen. Doch das kommt laut Stadt aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen nicht in Frage. Der Fan-Dachverband PRO Waldhof hat den Luzenberg ins Spiel gebracht – aber nur, falls eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions ausscheidet.

Fast 30 Jahre alt

Das Carl-Benz-Stadion wurde 1993 gebaut und am 25. Februar 1994 in Betrieb genommen.

Das offizielle Fassungsvermögen beträgt heute 24 302 Zuschauer, die Zahl der Sitzplätze liegt bei 13 657.

Das Stadion gehört der Stadt, der SV Waldhof hat es von ihr gemietet.

2019 hat die Spielbetriebs-GmbH auf der Nordseite auch ihre Geschäftsstelle eingerichtet und zwischen Haupt- und Gästetribüne einen VIP-Turm aus Containern gebaut.

Nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 investierte die Stadt insgesamt 3,6 Millionen Euro ins Stadion, unter anderem für einen neuen Rasen, Rasenheizung, Akustik und Licht. sma

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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