Die Einzelhandelslandschaft im Mannheimer Norden ist gestern durch ein Beben erschüttert worden: Nach Informationen des "MM" schließt der Warenhaus-Riese Real seinen Markt in der Sandhofer Amselstraße zum Februar 2016. 113 Mitarbeiter sind derzeit dort beschäftigt, sie verlieren ihre Arbeitsplätze. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte die Schließung, als Grund nannte er die Kündigung des Mietvertrages durch den Immobilien-Eigentümer.
Seit Tagen Gerüchte
Gerüchte über bevorstehende Kündigungen und das baldige Ende für die Real-Filiale geistern schon tagelang durch die sozialen Netzwerke. Davon aufgeschreckt meldete sich gestern ML-Stadtrat Roland Weiß beim "MM", gleichzeitig schickte seine Fraktion auch eine Anfrage an die Verwaltung, ob dort vielleicht irgendetwas Konkretes zu dem lauten Rumoren bekannt sei. "Wir sind jedenfalls besorgt", so Weiß in einem Telefonat mit dem "MM".
Ein weiteres Telefonat mit Markus Jablonski, Sprecher des Warenhaus-Unternehmens, brachte schließlich Gewissheit: "Ja, das stimmt", gab Jablonski auf Anfrage unserer Zeitung unumwunden zu. Der Mietvertrag für das 7664 Quadratmeter große Warenhaus laufe aus, "wir wollten am Standort bleiben, wir haben uns mehrfach um eine Verlängerung bemüht - leider ohne jeden Erfolg". Man sei sich über die Konditionen nicht einig geworden, der Vermieter habe schließlich den Vertrag mit Real gekündigt.
Die 113 Frauen und Männer bei Real erfuhren in einer Betriebsversammlung vom bevorstehenden Aus: "Wir sind geschockt und viele haben Angst", sagte uns eine Mitarbeiterin. "Wir wissen nicht, was werden soll. Viele haben Familien zu ernähren, da geht es einem ganz furchtbar." Sie selbst ist seit fast 25 Jahren in dem Haus beschäftigt, "und jetzt das . . .".
Seit September 1971 gibt es den Markt an der Amselstraße, wie es in Mannheim weitergeht, wo Real ja in der Spreewaldallee einen zweiten großen Standort unterhält, konnte Unternehmens-Sprecher Jablonski nicht sagen: "Wir sind von der Entwicklung sehr überrascht, das war alles sehr kurzfristig."
Nach Informationen des "MM" wird bei der Bauverwaltung der Stadt eine Voranfrage des Eigentümers der Immobilie geprüft, in dem es um die Umwandlung des Anwesens in ein Fachmarktzentrum mit mehreren kleineren Märkten geht - unter anderem könnte Rewe als möglicher neuer Mieter im Gespräch sein. "Zu Interessenten können wir nichts sagen", so eine Stadtsprecherin, "das Vorhaben wird bei uns baurechtlich geprüft, aber auch im Hinblick auf seine Verträglichkeit mit dem Zentrenkonzept", eine Entscheidung sei bisher nicht gefallen.
Stadt und ver.di eingeschaltet
Was die 113 Frauen und Männer betrifft, die durch die Schließung ihre Arbeitsplätze verlieren, sei die Stadt in Kontakt mit der Marktleitung und mit zukünftigen Interessenten - das Ziel: so vielen Menschen wie möglich neue Jobs zu vermitteln.
Darum kämpft auch die Gewerkschaft ver.di - Sabine Möller, die für den Handel zuständige Sekretärin: "Das ist natürlich eine Riesen-Katastrophe für die Beschäftigten dort, die Leute sind jetzt doch alle wie vor den Kopf gestoßen." Die Gewerkschaft werde umgehend Gespräche mit dem Betriebsrat führen, es gehe zunächst darum, einen Interessenausgleich und einen guten Sozialplan für die Menschen zu verhandeln. "Die Kollegen bekommen von uns jede mögliche Unterstützung - aber sie brauchen vor allem eins: anständige neue Arbeitsplätze".
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