Bauprojekt

Bauprojekt: Stadt plant mit EU-Förderung 12,6 Millionen Euro teures Haus für Existenzgründer / Pläne stoßen auf Protest vor Ort Künstler ziehen bald in ein eigenes Kreativzentrum

Von 
Anke Philipp
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Design, Fotografie, Mode, IT/Spiele, Film und Kunsthandwerk: Spätestens ab 2014 bekommen Kreative am Verbindungskanal eine neue Adresse. Die Stadt plant in direkter Nachbarschaft zu Popakademie und Musikpark für 12,6 Millionen Euro das nächste Existenzgründerzentrum, in dem auch eine kommunale Galerie Künstlern aus der Region Platz bietet.

Und während man im Rathaus froh ist, das Ganze mit Hilfe von EU-Geldern endlich anzuschieben, stößt das Millionenvorhaben vor Ort auf Skepsis. Hoch her ging es daher dieser Tage im örtlichen Quartiergremium, als Jürgen Münch vom Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung die Pläne erläuterte. Um das Projekt voranzutreiben, hatte die Stadt zwei Grundstücke an der Hafenstraße (Yaman- und Durferrit-Gebäude, wir berichteten) erworben. Nun liegt ein grobes Raumprogramm auf der Basis einer Machbarkeitsstudie vor, die das Architekturbüro Schmucker für das gesamte Areal am Verbindungskanal erstellt hatte.

Demnach will man das Yaman-Gebäude - die denkmalgeschützte Fassade und das Durferrit-Haus sollen erhalten werden - auf sieben Stockwerke ausbauen. Sowohl junge als auch etablierte Firmen könnten künftig dort ihre Dienste anbieten. Eine kommunale Galerie (700 Quadratmeter, sechs Ausstellungen im Jahr), Showrooms (3000 Quadratmeter) und andere Ausstellungsflächen ergänzen das Angebot. Als Verbindungsglied ist im Innenhof eine Gastronomie (234 Quadratmeter) verknüpft mit Eventflächen, gläserner Galerie und Auftrittsmöglichkeiten geplant. Parkplätze sind an der Neckarvorlandstraße vorgesehen. Projektträger ist der Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung, Betreiberin die Musikpark Mannheim GmbH. Das endgültige Aussehen wird ein Architekturwettbewerb erbringen. Die Stadt verspricht sich 200 neue Arbeitsplätze, so Jürgen Münch, der auch auf enge Zielvorgaben des EU-Förderprogramms hinwies.

Bewohner beklagen Alleingang Was ist aber mit Besucherparkplätzen, gibt es eine Verknüpfung zum Quartiersplatz, wo bleibt der versprochene Spielplatz, wann wird die Promenade aufgemöbelt? Das wollten die Bürger wissen. Sie warnten vor einer sozialen Spaltung: Auf der "reichen Seite der Hafenstraße" würden Millionen investiert, auf der "armen Quartierseite" könnten die Bewohner von so manchem sozial-integrativen Projekt nur träumen. "Der Jungbusch besteht nicht nur aus Künstlern, man muss doch Dinge gemeinsam entwickeln, um Akzeptanz zu schaffen", ließen sie ihrem Frust über Alleingänge der Stadt freien Lauf. Integratives Planen und Handeln sei Usus im Stadtteil. Dass im Rathaus immer wieder Einzelprojekte ohne Bezug zum Umfeld geplant würden, nannten Bewohner "ernüchternd" und "erbärmlich".

Jürgen Münch verwies auf den rein wirtschaftlichen Förderansatz der EU-Programme und hob die Zuständigkeit der Wirtschaftsförderung hervor. "Dafür haben wir bei der Verwaltungsreform nicht die Ämter verknüpft, Wirtschaft, Soziales und Kultur in ein Dezernat gepackt", kritisierte SPD-Stadtrat Ulrich Schäfer das Vorgehen. Politik und Stadt müssten lernen, vernetzt zu denken und integriert zu handeln. Bei allem Frust gab es aber auch positive Nachrichten: Kauffmannmühlen-Besitzer Reinhard Suhl kündigte nach langem Hin und Her an, mit dem Wohnungsbau in Mühlensilo und Hallengebäude im Frühjahr zu beginnen. Die Stadt forderte er auf, mit ihm über eine Tiefgarage unter allen Neubauten an der Hafenstraße zu verhandeln.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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