Breite Straße: Ehemalige Filiale wird abgerissen / Bausubstanz zu marode für einen Umbau / Möbelhaus soll erst 2011 eröffnen

Bagger nagen am Karstadt-Haus

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Roger Scholl

Das neue Jahr wird auf der Breiten Straße mit dem Brüllen von Bagger-Motoren "eingeläutet": Neben der ehemaligen Prinz-Filiale, die immer noch als abgenagtes Betongerippe vor sich hindämmert, soll nun auch das frühere Karstadt-Haus in K 1 abgerissen werden. Schon im Februar 2010 fressen sich - so die neuen Zeitpläne - die stählernen Zähne in das alte Gemäuer am Neckartor. Die Bausubstanz dort sei, das habe man beim Entkernen bemerken müssen, deutlich zu marode, als dass man sie mit wirtschaftlicher Vernunft zu einem Mömax-Standort umbauen könne, hieß es bei NH-Immobilien, die das Projekt im Auftrag der Lutz-Gruppe betreut. Der Branchenriese will nun bis 2011 ein nagelneues Möbelhaus am Neckartor hochziehen.

In T 1 eine Handels-Ruine, durch deren aufgebrochene Mauern der Wind pfeift, dort vorne in K 1 die Tristesse einer lange verlassenen Handelslage - alles kein Zustand, den sich der Handel in der Breiten Straße wünscht. Vorne am Neckartor soll sich das bald ändern. Dr. Rudolf Christa, der das Objekt bei NH-Immobilien betreut: "Wir stellen noch im Januar einen Abriss-Antrag für das Haus", die "sehr schlechte" Substanz in dem betagten Bau mache die ursprünglichen Planungen zunichte: "Es ist einfach nicht sinnvoll, dort nur umzubauen, wie wir das zunächst vorhatten." Denn eigentlich hätte Mömax - ein Unternehmen der österreichischen Lutz-Gruppe, zu der auch Möbel Mann gehört - schon im Frühjahr 2010 dort ein innerstädtisches Möbelhaus eröffnen wollen. "Der Termin verschiebt sich jetzt wohl um ein Jahr", bei den anderen Kerndaten des Projekts bleibe es hingegen: "Ins Untergeschoss kommt eine Tiefgarage mit 87 Plätzen", darüber soll sich auf den folgenden drei Geschossen der Möbelmarkt mit rund 8000 Quadratmetern erstrecken. Darauf wiederum baut man eine weitere Etage - allerdings mit deutlich größerer Geschosshöhe - , hier bringt Mömax das Lager für den Mitnahme-Möbelmarkt unter. Das Unternehmen glaube an den Standort K 1, "man will sich dort längerfristig engagieren, daher auch der Neubau".

Weiter vorne rosten in T 1 seit über einem Jahr nun schon die Betonarmierungen am früheren Prinz-Haus vor sich hin, eine hässliche Zahnlücke im Werbe-Lächeln der Lage. Projektentwickler Marcus Blumenthal kann verstehen, dass die Nachbarschaft nicht gerade erfreut ist über den unansehnlichen Dauerzustand im Quadrat: "Klar, wir hoffen aber noch in dieser Woche auf die Zusage der Banken", das mündliche Okay der Kreditinstitute für die Finanzierung des Vorhabens hat er nach eigenen Angaben schon bekommen. Das stand freilich von Anfang an unter keinem guten Stern, erst wollten sich partout keine Mieter finden für das Handelshaus, das dort eigentlich entstehen sollte, dann brach auch noch die Finanzkrise über das Projekt herein.

Wenn aber erst mal letzte Detailfragen um eine Tiefgaragenzufahrt mit den Nachbarn geklärt seien, sei man auch guter Dinge, noch im Januar mit dem Abriss beginnen zu können und dann im Jahr darauf, also 2011, zwei City-Hotels der Accor-Gruppe an gleicher Stelle zu eröffnen. Dann hinkt Blumenthal mehr als ein Jahr seinen ursprünglichen Planungen hinterher.

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