Zauberweltmeister – damit wurde es in Südkorea nichts. Dennoch geht’s für Ryan Hayashi (45) gerade im Internet durch die Decke. Bei Twitter, YouTube, Facebook und Co. wird der Wahl-Mannheimer hoch gehandelt. Nur wenige Tage nach dem Ausstrahlen einer amerikanischen Talentshow haben sich mehr als vier Millionen Menschen den Magier im Netz angeschaut. Andere Zahlen verblüffen ebenfalls: 2010 trat der Karatelehrer als Samurai-Schwertkämpfer in der Talentsuchshow „Britain’s Got Talent“ auf. Mehr als 50 Millionen Zugriffe stehen bis heute zu Buche. Den achten Platz bei der „Weltmeisterschaft der Zauberkunst“ in der Hafenstadt Busan kann Ryan Hayashi da gut verschmerzen, wenngleich er mit einem Platz unter den Top drei geliebäugelt hatte. Doch die Konkurrenz aus Asien sei zu gut gewesen. Bei dem jüngsten TV-Auftritt in den USA jedenfalls überzeugte er Zuschauer und Verantwortliche so, dass er von der Produktionsfirma noch im September 2018 zu einem Gastauftritt in Las Vegas eingeladen wurde und dort seine Zaubershow präsentieren darf.
„Ich kann nicht begreifen, was da gerade abgeht“, sagt Hayashi im Gespräch mit dieser Zeitung. Den Durchbruch als Samurai und Magier hatte er viel früher geplant. Immerhin war er mehrfach „Europameister der Zauberkunst“. Nach diversen internationalen Auftritten lief es bestens für den gebürtigen Kanadier, der über Japan vor 18 Jahren der Liebe wegen nach Mannheim kam. Zwischen 2008 und 2010 trat er in 19 Live-Sendungen auf. Alleine 2010 sahen seine Show-Acts, in denen er mit verbundenen Augen mit seinem Samurai-Schwert hantierte, geschätzte 56 Millionen Fernsehzuschauer. Die Auftritte bei „Das Supertalent“ (RTL) und „Galileo“ (Pro Sieben) sorgten in Deutschland für Furore.
Tradition, die unterhält
„In Mannheim erkannte mich damals jeder auf der Straße“, erinnert er sich. Doch die sich anbahnende Wirtschaftskrise 2008 machte seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Die Buchungen blieben aus. Vorbei war es mit einer internationalen Karriere. So konzentrierte sich der damals 35-Jährige auf sein Privatleben, arbeitete als Englisch-Dozent an der Universität Mannheim sowie als Sprachtrainer bei der BASF und betrieb seine Passion nur noch als Hobby.
Ausgerechnet jetzt, zehn Jahre später, könnte sich für Hayashi, der acht Sprachen beherrscht, eine Tür öffnen und eine Weltkarriere anbahnen – als Samurai-Magier. In seiner Kunst vereint er Traditionen einer Jahrtausende alten Kultur mit elektrisierender Unterhaltung. Vielleicht hat die Welt genau auf diese Kombination gewartet? Zaubertricks mit Karten und Münzen gehören ja eigentlich zum alten Eisen, oder? Bei diesen Zaubernummern gehe es eher um das Drumherum, um die Illusion. Doch bei Hayashi kommt noch mehr dazu: „Ein guter Magier muss nicht nur die Technik beherrschen, er muss sein Publikum in seinen Bann ziehen, die Seele des Publikums erreichen“, sagt der Mannheimer im Interview. Und genau das kann Ryan Hayashi, wie seine Auftritt beweisen, sehr gut – und dazu noch mit einer gehörigen Portion Selbstironie.
Auslöser für den späten Karriereschub könnte jetzt der Auftritt Anfang Juli bei „Penn & Teller: Fool Us“ sein. Bei der derzeit angesagtesten Talentshow in den USA müssen zwei Magier-Legenden überzeugt werden. Sie dürfen keinen Trick durchschauen. Die Karten- und Münz-Show von Hayashi durchschauten sie nicht und drückten am Ende den Buzzer.
„Bester Auftritt meines Lebens“
Ryan Hayashi freut sich über die vielleicht letzte Chance – und das mit 45 Jahren: „Es war der beste Auftritt meines Lebens“, sagt er. Seine beiden populären Magier-Freunde – die Ehrlich-Brothers – haben den Durchbruch bereits vor einigen Jahren geschafft. Sie halten stetig Kontakt mit ihm und drücken ihm natürlich die Daumen. Längst füllen sie weltweit die Stadien und Hallen mit tausenden von Besuchern.
Mit einer perfekten Performance auf dem Strip in Las Vegas in den USA könnte Hayashi davon vielleicht auch schon bald träumen. Eines stellt der Magier aber doch noch klar: „Egal, was in den kommenden Monaten noch alles passieren wird: Mannheim wird meine zweite Heimat bleiben. Ich liebe die Stadt und die Menschen hier. Daran wird sich nichts ändern.“
Ryan Hayashi: Von Kanada über Tokio nach Mannheim
- Ryan Hayashi wurde 1973 in Kanada geboren. Er begann seine Ausbildung in den Kampfkünsten im Alter von neun Jahren. Von 1992 bis 1997 studierte er an der Carleton University in Ottawa Sprachen und Linguistik.
- Von 1998 bis 2000 lebte er in Tokio und unterrichtete dort Englisch. Er widmete sich in dieser Zeit intensiv dem Karatetraining und wurde am Welthauptsitz der Japan Karate Association (JKA) von den weltweit ranghöchsten Meistern ausgebildet.
- 2000 zog er nach Mannheim um, wo er seitdem als Universitätsdozent und Englischlehrer arbeitet. Neben seiner Lehrtätigkeit führen ihn seine Auftritte auf Reisen um die ganze Welt. In Mannheim betreibt er seit 2015 seine eigene Schule für traditionelles, japanisches Karate, das Hayashi Dojo, im T6-Quadrat.
- Hayashi ist WKA-Weltmeister in der Sparte Waffen-Kata. Er nahm an den WKA (World Kickboxing and Karate Association) Kampfsport-Weltmeisterschaften in Karlsruhe teil.
- Früh kam er mit der Zauberkunst in Berührung und verfolgte seit 1981, also mit acht Jahren, das Ziel eines Magiers und Mentalisten.
- Im Internet unter www.hayashi-samurai.com.
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