Fußball - Sportler der Arbeitstherapeutischen Werkstätte (ATW) spielen bei der Deutschen Meisterschaft / Prominenter Besuch

ATW-Kicker kämpfen um den Pokal

Von 
Isabel Gebhardt
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© Rittelmann

Einmal bei der Deutschen Fußballmeisterschaft mitspielen - dieser Traum erfüllt sich für die Mannschaft der Arbeitstherapeutischen Werkstätten (ATW), wenn in der nächsten Woche die Meisterschaft für behinderte Menschen ausgetragen wird. Die ATW-Kicker konnten sich als Vertreter des Landes Baden-Württemberg für das Turnier qualifizieren und kämpfen nun um den Titel. Beim letzten Training vor dem großen Turnier stattet den Spielern gestern eine Delegation der "Sepp Herberger"-Stiftung des Deutschen Fußballbundes, die die Meisterschaft vor zwölf Jahren ins Leben gerufen hat, einen Motivationsbesuch ab.

Der stellvertretende Vorsitzende Tobias Wrzesinski überreicht gemeinsam mit den Kuratoriumsmitgliedern Ronny Zimmermann, Präsident des badischen Fußballverbandes, und Michael Herberger, dem Urgroßneffen von Sepp Herberger, neue Trainingsbälle für die Mannschaft. Auch Feldhockey-Olympiasiegerin Fanny Rinne begleitet die Delegation zum Abschlusstraining. Sie überbringt im Namen der Stadt die besten Wünsche für das bevorstehende Turnier.

"Dass wir irgendwann bei einem solchen Turnier teilnehmen können, das haben wir uns bei der Gründung der Fußballmannschaft vor sechs Jahren nicht träumen lassen", erklärt Werkstattleiter Claus Kilian. Damals habe man die Fußballgruppe als arbeitsbegleitende Maßnahme ins Leben gerufen. Mit Hilfe der beiden Trainer Mario Scheffler und Manuel Hartmann, die beide bei den ATW arbeiten, konnte eine Mannschaft aufgebaut werden. Das sei jedoch nicht immer einfach gewesen. "Unsere Spieler sind aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen mit Medikamenten belastet. Sie reagieren viel sensibler auf ihr Umfeld", macht Gruppenleiter Ralf Theobald den Unterschied zu Vereinsmannschaften deutlich.

Schon über 30 Pokale gewonnen

Trotzdem konnte die Gruppe schnell Erfolge feiern. "Wir haben vor einigen Jahren eine Vitrine für unsere Pokale anfertigen lassen, doch mittlerweile passen alle unsere Trophäen gar nicht mehr hinein - es sind schon so viele, mindestens 30 Stück", freut sich Kilian über den Erfolg seiner Mannschaft.

Doch der Spaß stehe immer im Vordergrund, betont der Werkstattleiter. "Der Sport hilft Menschen mit psychischer Erkrankung, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Leider wird oft nicht wahrgenommen, dass Menschen mit Handicap auch Probleme haben, sich in der Gesellschaft zu bewegen", erklärt er.

Dass die Mannschaft innerhalb kürzester Zeit so erfolgreich werden konnte, hänge auch mit der Kooperation mit dem VfL Kurpfalz-Neckarau zusammen. "Die Zusammenarbeit ist für alle positiv", freut sich Theobald. Zwei Mal pro Woche dürfe die Mannschaft den Vereinsplatz zum Training nutzen, im Gegenzug kümmern sich die ATW-Beschäftigten um den Rasen und pflegen das Grundstück.

Zwölf Spieler werden die ATW bei der Deutschen Meisterschaft, die in Kamen-Kaiserau ausgetragen wird, vertreten. Schon im letzten Jahr konnte sich die Mannschaft für das dreitägige Turnier qualifizieren und erreichte damals den zehnten Rang. "In diesem Jahr wollen wir uns verbessern. Unser Ziel ist eine einstellige Platzierung", erklärt Mannschaftskapitän Torsten Jakobi.

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