Konzert

Apache-Fans verwandeln Kreuzung in Mega-Straßenparty

Super-Sound und ein guter Blick auf die großen Monitore macht´s möglich: Zaungäste genießen auf der Kreuzung vor dem Mannheimer Barockschloss trotz des Sichtschutz-Zauns ein „Gratiskonzert“ von Apache 207

Von 
Valerie Gerards
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Guter Sound und beste Stimmung auf der Straße vor dem Schloss: Die Studentinnen Liliane, Anica und Hermine sind als Zaungäste dabei. © Valerie Gerards

Mannheim. Volksfeststimmung herrscht am Samstagabend auf der Kreuzung Bismarck- und Kurpfalzstraße vor dem Mannheimer Barockschloss. Rund 2000 Fans und Schaulustige habe sich hier eingefunden, um dem Gesang des deutschen Rappers Apache 207 zu lauschen, der im Innenhof des Schlosses ein Open-Air-Konzert vor 13 500 Zuhörern gibt - ausverkauftes Haus. Die Stimmung unter denen, die keine Karte mehr ergattert haben oder sich die Karten nicht leisten konnten oder wollten, ist gelöst. „Die Tickets waren zu teuer, wir sind Studentinnen“, sagen Liliane, Anica und Hermine. Vielfach tanzen und singen sie mit. Viele Gesichter strahlen pure Freude aus.

Es ist schon bemerkenswert, wie der Ludwigshafener Apache 207 die Massen inzwischen mobilisiert. Auch für Sonntagabend ist sein zweites Konzert im Ehrenhof des Barockschlosses längst ausverkauft. Zum Vergleich: Am Freitagabend bei Rock-Legende Alice Cooper und Schauspiel-Megastar Johnny Depp und ihren „The Hollywood Vampires“ sind in Mainz lediglich 7500 Zuschauer zugegen.

Zoom auf x3 und dann los: Apache-Fans und ihre Handys. Erinnerungsvideos sind dank großer Monitore auch für Zaungäste möglich. © Valerie Gerards

Am Einlass bilden sich vor dem Konzert lange Schlangen. Diese reichen teilweise die gesamte Schlossbreite entlang. Zwei Bierwagen und mehr als ein Dutzend Dixi-Toiletten sorgen dafür, dass keine Kehle trocken bleiben und bei einem gewissen Druck die Botanik aufgesucht werden muss. Logistisch wirkt das mehr als ausgereift.

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Anders als bei den Glücklichen, denen Einlass gewährt wird, haben die 2000 Menschen hinter der Bauzaun-Absperrung mit Sichtbehinderungen zu kämpfen. Die Bauzäune sind auch noch verhangen, sodass der direkte Blick auf die Bühne nicht möglich ist. Wer sein Handy über die Absperrung hält, um ein Foto vom Innenhof zu machen, wird vom Sicherheitspersonal darauf hingewiesen, dass das nicht erlaubt sei. Das wirkt irgendwie wie die typische deutsche Engstirnigkeit - man nimmt niemandem etwas weg, aber trotzdem wird einem dieses Erinnerungsfoto nicht gegönnt. Damit das auch während des Konzerts so bleibt, bildet das Sicherheitspersonal eine weitere Sperrlinie und damit fast so etwas wie einen Fotograben vor der Bühne - nur halt in diesem Fall vor schwarzer Plane.

Handyvideos als Erinnerung

Aufgrund der zwei großen Monitore links und rechts der Bühne können die Zaungäste das Konzert aber dennoch gut miterleben. Kein Wunder also, dass mit Konzertbeginn nicht nur im Innenhof massenhaft das Handy gezückt wird, um diesen großen Apache 207-Abend für die Nachwelt festzuhalten. Immer wieder schwebt nach den pyrotechnischen Darbietungen ein leichter Hauch von Schwefel aus dem Innenhof herüber.

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Die Leute stehen da längst in Massen bis zum Ende der Straßenbahnhaltestelle in der Kurpfalzstraße und teilweise noch weiter in Richtung Stadthaus - dort wo die Polizei die Straße schon nicht mehr abgesperrt hat. Über ihnen auf dem Gebäude des Landgerichts überwachen wie auch auf dem Schlossdach Polizisten die Lage, die laut Polizeisprecher Michael Schnell durchweg positiv ist. Um die 40 Einsatzkräfte sind im Einsatz. „Innerhalb des Einlassprozederes ist alles friedlich abgelaufen, eine friedliche und ausgelassene Stimmung. Auch mit der Sperrung der Bismarckstraße kam es zu den veranstaltungstypischen Verkehrsbeeinträchtigungen“, sagt Schnell. Selbst der zwischenzeitlich einsetzende Nieselregen trübt die Stimmung nicht.

Auf der Bühne Disco, hinter der Absperrung Stehkonzert. © Valerie Gerards

Wer seinen Zaungast-Abend geplant hat, kommt mitunter mit Campingstühlen oder Picknickdecken zum Konzert. So wie Corinna Burkhardt, die mit ihren beiden sechs- und zehnjährigen Kindern mit Bollerwagen und Campingstühlen zur Kreuzung vor dem Barockschloss gekommen ist. So lässt sich der Abend völlig entspannt und ohne Rückenschmerzen durch das lange Stehen verleben. Kinder, die noch nicht so viel Sitz- und Stehfleisch haben, spielen mit einem Fußball auf den Straßenbahnschienen oder rennen herum und spielen Fangen. So wird die gelöste Stimmung auch zu einem Fest für die Kurzen.

Getränke zum Selbstkostenpreis

Die Flaschensammler kommen an diesem Abend ebenfalls gut zum Zug. Wenn schon die Sicht auf das Konzert eingeschränkt ist, so haben „die Draußen“ doch den Vorteil, ihre Getränke kostengünstig mitbringen zu können - und das machen sie massenhaft. Wer dennoch eine Devotionalie von diesem Abend mitnehmen möchte, der muss nur den Pfandbecher von den Bierwagen behalten. Der ist mit dem Konterfei von Apache bedruckt und neben den zahlreichen Fotos und Videos auf dem Handy ein tolles Erinnerungsstück an einen Mega-Konzertabend vor dem Barockschloss.

Freie Autorin

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