Mannheim. Es ist ein Anruf, wie man ihn im Urlaub auf keinen Fall bekommen will. Eine Frau aus Mannheim, die anonym bleiben möchte, erholt sich im Schwarzwald, als ihr Handy klingelt. „Die Feuerwehr schlägt gerade Ihre Tür ein!“, berichtet aufgeregt eine Nachbarin. Im Hintergrund ist großer Radau zu hören, dann Stille. Schließlich eine Männerstimme: „Da ist nichts.“ Die Leserin beschließt, sofort zurückzufahren. Ihre Nachbarin verspricht, vor der aufgebrochenen Wohnung zu warten.
Als die Urlauberin zwei Stunden später eintrifft, ist auch der Hausverwalter da. Er hat eine Sicherheitsfirma verständigt, deren Mitarbeiter sich bereits um eine provisorische Reparatur der Tür bemüht. Die Mieterin wählt eine von der Polizei hinterlassene Telefonnummer. „Da meldete sich ein freundlicher Beamter“, erzählt die Frau später dem „Mannheimer Morgen“. „Er meinte, eigentlich sei das Sichern der Wohnung ja ihre Aufgabe. Aber weil ich doch so eine nette, zuverlässige Nachbarin hätte . . .“
Von dem Polizisten erfährt die Mieterin, was passiert ist. Demnach haben diejenigen, die ein Stockwerk unter ihr wohnen, auf dem Balkon gegrillt. Eine Pflegedienst-Mitarbeiterin, die in dem Haus in der Nähe des Nationaltheaters zu tun hatte, sah nur den Rauch aufsteigen und alarmierte die Feuerwehr. Die dann die falsche Tür aufbrach, ehe sie feststellte, dass es keinen Brand gab.
Eine Verwechslung?
Die Leserin hält eine Verwechslung für möglich: Eigentlich wohnen die grillenden Nachbarn im Erdgeschoss. Doch da der Hinterhof des Hauses deutlich tiefer liegt, sieht es von dort aus wie die erste Etage. Bekommt dann jemand „Feuer im ersten Stock“ gesagt und stürmt von der Straßenseite aus das Treppenhaus hinauf, landet er vor der falschen Wohnung. Dass sich die Feuerwehrleute ihrer Sache recht sicher gewesen sein müssen, legen auch Aussagen von Nachbarn nahe, wonach mehrere Minuten mit aller Gewalt auf die Tür eingedroschen wurde.
Eine Feuerwehr-Mitarbeiterin habe ihr aber mittlerweile versichert, es handele sich keineswegs um eine Verwechslung, berichtet die Mieterin. Die Rauchentwicklung hätte demnach klar auf ihre Wohnung hingedeutet. Auf ihre Frage, warum man nicht mit Leitern auf ihren Balkon im ersten Stock geklettert sei, habe die Frau von der Feuerwehr argumentiert, zur Bergung von etwaigen Personen an der Brandstelle sei das Eindringen über die Tür besser.
Das Gespräch sei nett gewesen, sagt die Mieterin. „Ich bin jetzt froh, dass überhaupt mal jemand von der Feuerwehr mit mir gesprochen hat.“ Nach dem Vorfall vom 10. Juni habe sie es sechs Wochen lang vergeblich mit Mails und Anrufen versucht. „Mal hieß es, der Einsatzbericht sei noch nicht fertig, dann, der Kollege sei im Urlaub.“ Sie habe sich ziemlich hingehalten gefühlt. Nun hofft die Frau, dass sie nicht nur bald eine neue Tür (da läuft die Schadensabwicklung über den Hausverwalter), sondern auch die in ihrer Wohnung entstandenen Schäden am Parkett und am Putz ersetzt bekommt.
Reparatur dauert fünf Stunden
Davon ist laut Stadtsprecherin Désirée Leisner fest auszugehen. Die Schäden seien der Versicherung gemeldet worden. Wie lange diese für die Regulierung braucht, kann Leisner nicht sagen. Dass die Mannheimer Feuerwehr irrtümlich eine Tür aufbreche, komme „schätzungsweise alle 20 Jahre“ mal vor. Wobei auch hier gar kein Irrtum vorliege: „Der Einsatzleiter erkannte ,Gefahr im Verzug’ und musste handeln.“ Dass die Wohnung von keinem Brand betroffen gewesen sei, habe sich ja erst nach Eindringen herausgestellt.
Bei „Gefahr im Verzug“ müssten zwar häufiger Türen geöffnet werden. Doch Schäden seien dabei die Ausnahme, so die Sprecherin. „Bei einem Großteil der Einsätze wird nur das Türschloss geöffnet und anschließend ein neuer Schließzylinder eingebaut.“ Seien die Betroffenen nicht vor Ort, würden sie per Infozettel informiert und könnten den Schlüssel bei der Polizei abholen.
Der Mann von der Sicherheitsfirma, der die Tür der Leserin notdürftig reparierte, sagte ihr indes, das sei in Mannheim nach Polizei- und Feuerwehreinsätzen quasi sein täglich Brot. Eine so ramponierte Tür habe er aber noch nie gesehen. Er brauchte mehr als fünf Stunden dafür.
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