Mannheim. Mit einem Benefizkonzert im Rosengarten hat die alevitische Gemeinde Rhein-Neckar ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Noch im vergangenenJahr seien sie guter Laune gewesen, ein großes Festzu feiern, stellten die beiden Moderatoren Deniz Anar und PinarCelik eingangs fest. Doch mit dem 6. Februar dieses Jahres sei das komplett anders geworden: Das Erdbeben im Südosten der Türkei und im Norden Syriens habe alles verändert. Deshalb begann die Veranstaltung miteiner Schweigeminute, alle Einnahmen des Abends wurden an die Opfer dieser Katastrophe gespendet.
Alle Redner des Abends erinnerten an die Opfer. Besonders eindrucksvoll war die Schilderung des Vorsitzenden der alevitischen Gemeinde, BarisYilmaz: „Ich wurde in Maras (eigentlich: Kahramanmaras) im Südosten der Türkei geboren. Die Stadt ist weg. Meine Kindheit und meine Jugend, die ich dort erlebte, ist ausgelöscht.“ Yilmaz unterstrich, dass die alevitische Gemeinde eine Einrichtung mit Menschen und vor allem für Menschen sei, die für ein Miteinander unabhängig von Glauben und Aussehen eintreten.
„Zusammenleben in Vielfalt“
Andere Redner wie die baden-württembergische Staatssekretärin Ute Leidig aus dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, Baubürgermeister Ralf Eisenhauer oder Jörn Rebholz, Leiter des Bereichs Integration und Weiterbildung im Sozialdezernat der Stadtverwaltung Ludwigshafen, betonten das hohe Ansehen, das die Aleviten in Baden-Württemberg, aber auch in ganz Deutschland genießen. Sie stünden für ein kulturelles Miteinander auf verschiedensten Ebenen. Mannheim stehe für ein „Zusammenleben in Vielfalt“, sagte auch Oberbürgermeister Peter Kurz in einer eingeblendeten Videobotschaft.
Cem Cantekin, der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit und alevitischen Religionsunterricht betonte, dass die Aleviten fest verankert in der Gesellschaft seien und sich auch hier verbunden fühlen. Er kritisierte die Äußerungen von CDU-Chef Friedrich Merz, der nach den Krawallen in der Silvesternacht in Berlin eine stärkere Präsenz des Rechtsstaats an Brennpunkt-Orten gefordert und auch von Lehrerinnen gesprochen hatte, die verbale Gewalt an Schulen erfahren würden. Wenn dies geschehe, würden sich die Väter Kritik verbitten, anstatt „die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtzuweisen“. Cantekin zeigte sich schließlich aber versöhnlich: „Bei uns in Mannem wird net so geredt“, stellte er in lupenreinem Kurpfälzisch unter dem Beifall der Gäste fest.
Dann gab es aber doch noch etwas zu feiern. Die alevitische Gemeinde hat einen Bauantrag für ein neues Gemeindezentrum am Neuen Messplatz eingereicht. Einen ersten Einblick gab ein Video. Die Architektin Özlem Taskiran erklärte, dass wohl im Sommer die Baugenehmigung seitens der Stadterteilt werde, so dass im Sommer 2024 die ersten Bauarbeiten beginnen können. Taskiran zeigte einen ambitioniertenZeitplan auf: „Wenn alles gut geht und es keine Lieferschwierigkeitengibt, sind wir im Sommer 2026 fertig und können das Gemeindehaus in Betrieb nehmen.“ Nach einer Pause nahm das Benefizkonzert, das mit großem Applaus belohnt wurde, mit Arif Sag, Aynur, Kardes Türküler und Türküler Sevdamiz Fahrt auf.
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