Energiewende

Agri-Photovoltaik in Mannheim: Knappes Land effektiv nutzen

Bei der Energiewende kann die Agri-Photovoltaik mit ihrer Doppelnutzung von Land zur Energieerzeugung und für die Landwirtschaft ein wichtiger Bestandteil sein. Dies war der Tenor einer CDU-Podiumsdiskussion in Sandhofen.

Von 
Sylvia Osthues
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Eine Agri-Photovoltaik in Kressbronn am Bodensee spannt sich hier schützend über Obstbäume. © dpa

Mannheim. Um die Möglichkeiten der Agri-Photovoltaik in Mannheim ging es bei der Podiumsdiskussion, zu der die CDU Mannheim in die SKV-Halle in Sandhofen eingeladen hatte und zu der auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk gekommen war.

Mit Blick auf den Ausbau einer dezentralen Energieerzeugung, könne gerade wegen knapper Flächen und dichter Besiedelung in Mannheim die „Doppelnutzung“ landwirtschaftlicher Flächen durch Agri-Photovoltaik (Agri PV) ein Teil der Lösung sein, erklärte Stadtrat Alexander Fleck nach Begrüßung der zahlreichen Gäste.

Photovoltaik-Module reduzieren Pflanzenschutzmittel

Die Ausweisung des Flächennutzungsplans Windenergie ist bei der Mehrheit der Bevölkerung und anfangs auch bei den Landwirten im Norden Mannheims auf großen Widerstand gestoßen. Daraufhin brachte Energieversorger MVV und später auch die Mannheimer Stadtverwaltung Freiflächenphotovoltaik als Alternative ins Spiel. Hierfür sollen im Stadtgebiet etwa 30 Hektar zur Verfügung gestellt werden.

„Doch dies würde das Aus für viele landwirtschaftliche Betriebe mit nur wenig Fläche in Mannheim bedeuten, da sie diese Flächen schon heute nicht mehr wirtschaftlich für die Landwirtschaft nutzen können“, warnte Wilken Mampel. Der Bezirksbeirat und Landwirt hatte vor drei Jahren das Thema Agri PV nach Mannheim gebracht.

Zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung verdeutlichte Oliver Hörnle vom Fraunhofer Institut für Solarenergiesysteme mit einem Vortrag über die „Potenziale und Vorteile dualer Landnutzung“ anhand von Pilotprojekten in Baden Württemberg die „Chance durch Agri PV für Landwirtschaft und Energiewende“.

Die Diskussionsrunde in der SKV-Halle. © Sylvia Osthues

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) betonte: „Energiewende ist das Thema, nach dem Kernkraftausstieg müssen wir auf erneuerbare Energien setzen.“ Mit Photovoltaik seien in erster Linie Gebäude zu bestücken und schon bebaute Flächen. „Doch wir können nicht auf landwirtschaftliche Flächen in Krisenzeiten verzichten“, meinte der Minister. Die ersten Erkenntnisse des Fraunhofer Instituts seien „prima“: „Photovoltaik-Module reduzieren Pflanzenschutzmittel und bieten zugleich Schutz vor Regen, Hagel, und Sonnenstrahlung“, sagte er.

Auf die Frage von Moderator Christopher Siebler nach einer Förderung von Agri PV-Anlagen erklärte der Minister: „Agri-Photovoltaik ermöglicht es, gleichzeitig Nahrungsmittel und erneuerbaren Strom zu produzieren, rechnet sich somit von allein.“

Stadt prüft Flächen im Mannheimer Norden

Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht widersprach: „Wir brauchen die Unterstützung des Landes, weil sich nicht alle Photovoltaik-Anlagen allein rechnen.“ Energieerzeugung sei wichtig für Mannheim, insbesondere erneuerbare Energien. „Wir brauchen alles und das möglichst schnell: Windkraft, Agri Photovoltaik und Wasserstoff; aber wir brauchen auch den Austausch von Vor- und Nachteilen“, betonte Specht. Seiner Ansicht nach gibt es im Norden „gute Voraussetzungen für Agri PV“. Die Stadt werde, intensiv prüfen, ob geeignete Freiflächen oder Ausgleichsflächen vorhanden sind - abgelegene Flächen, wie beispielsweise hinter Ikea.

Auch Andrea Molkenthin-Kessler vom NABU ist für Agri PV: „Für uns ist ganz klar, jede aufgesparte Kilowattstunde und jede erneuerbare Energie ist wichtig, auch Windenergie“, erklärte sie.

MVV-Vorstand Hansjörg Roll betonte: „Die MVV hat erneuerbare Energien zur Regel gemacht - so auch das Thema Agri Photovoltaik.“ Der Energieversorger habe aber in Mannheim noch keine dafür geeignete Freifläche gefunden. „Aber wir müssen das hinkriegen: Wichtig ist, auf richtiger Fläche und nicht ständig hinterfragen“, so Roll.

Landwirte kritisierten „lange Lieferzeiten und Schwierigkeiten bei der Genehmigung von Photovoltaik-Anlagen“. Sie wiesen auf die „Riesenkonkurrenz in nächster Nachbarschaft“ hin. Deshalb forderte Landwirt Mampel:„Wir dürfen nicht vergessen, die Bevölkerung mitzunehmen, nur wenn es gelingt, die Landwirte mit ins Boot zu nehmen, kann eine Einigung erzielt werden.“

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