Nikolas Löbel steht mit Grillbesteck vor einem großen Grill, rechts unten klar zu erkennen: ein Sixpack (Sechser-Träger) der Marke Eichbaum. So wirbt der Mannheimer CDU-Bundestagskandidat auf Plakaten und in einer Zeitungsanzeige für seine Wahlkampfaktion "Grill den Löbel". Was die Frage aufwirft: Unterstützt die Mannheimer Brauerei Eichbaum den CDU-Kandidaten im Wahlkampf?
Ein Gedanke, den die Brauerei vehement von sich weist: "Eichbaum ist stets um politische Neutralität bemüht. Uns war nicht bekannt, dass in der Zeitungsanzeige ein Eichbaum-Sechser-Träger abgebildet ist. Auch sind wir der Auffassung, dass die Abbildung zustimmungspflichtig ist", lautet die schriftliche Stellungnahme der Brauerei auf Anfrage dieser Zeitung. Löbel bestätigt auf Anfrage, dass er die Produktplatzierung ohne das Wissen des Unternehmens vorgenommen habe: "Das war eine Entscheidung, die ich selbst getroffen habe. Mir ist auch überhaupt nicht klar, ob ich das vorher hätte abklären müssen." Dass er mit einer solchen Produktplatzierung Werbung für die Brauerei macht und den Anschein erwecken könne, auch diese unterstütze ihn als Politiker, das sei dem CDU-Kandidaten nicht in den Sinn gekommen: "Das ist keine Werbung für Eichbaum. Das ist eine Einladung für eine Grillparty und zu einer solchen bringt man etwas mit", sagt Löbel und betont: "Und weil ich hier in Mannheim bin, bringe ich Eichbaum-Bier mit." Eine Vereinbarung zwischen ihm und der Brauerei, zum Beispiel über Vergünstigungen beim Kauf des Bieres, habe es nicht gegeben, betont Löbel: "Das Bier kaufe ich selbst bei mir an der Aral-Tankstelle um die Ecke."
Gespräch über Unterlassung?
Es habe aber sehr wohl ein Gespräch zwischen der Brauerei und dem CDU-Kandidaten bezüglich der Bier-Abbildung gegeben. Laut Eichbaum habe man bereits vor längerer Zeit mit Löbel Kontakt aufgenommen: "Bezüglich der Unterlassung der Abbildung des Eichbaum-Six-Pack hat ein Gespräch mit Herrn Löbel stattgefunden", teilt Eichbaum-Geschäftsführer Jochen Keilbach schriftlich mit. Zudem habe sich der CDU-Kandidat gestern telefonisch beim Unternehmen gemeldet und um Entschuldigung gebeten. Von beiden Aussagen zeigt sich Löbel überrascht: Er habe weder eine Unterlassungs-Bitte erhalten noch habe er gestern Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen: "Ich hatte vor längerer Zeit einmal mit Eichbaum gesprochen, aber von der Bitte um Unterlassung weiß ich nichts." Er werde seine Anzeigen und Plakate daher auch weiterhin in dieser Form - mit Eichbaum-Produktplatzierung - drucken lassen.
Aus den Reihen seiner politischen Konkurrenten kommt einstimmig Kritik: "Dass ein Kandidat mit einem Unternehmen Werbung macht, das hat ein Geschmäckle", sagt Stefan Rebmann (SPD) und fügt hinzu: "Wenn Eichbaum nichts davon wusste, ist das sehr problematisch, denn es wird der Eindruck erweckt, dass das Unternehmen die Aktion unterstützt." Er selbst sei schon von Leuten auf die Plakate angesprochen worden, die die Verbindung von Werbung und Politik problematisch fänden.
Auch Florian Kußmann (FDP) ist klar in seiner Bewertung der Anzeige: "Wenn man gemeinsam auf einem Plakat ist, macht Löbel Werbung für Eichbaum und Eichbaum Werbung für Löbel." Er selbst sei davon ausgegangen, dass die Brauerei mit Löbel eine Vereinbarung getroffen habe. Gökay Akbulut (Die Linke) sieht problematisch, "dass Eichbaum dadurch mit den politischen Inhalten der CDU verbunden wird." "Auch ich trinke gerne Bier", sagt die Linken-Politikerin.
Auch Grünen-Kandidat Gerhard Schick zeigt sich verwundert. Laut Schick habe der Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier bereits im Mai 2017 eine Anfrage bei der Brauerei gestellt, mit der Frage, "ob denn mit dieser Mannheimer Biermarke Parteipolitik gemacht werden soll". Daraufhin habe der Marketing-Leiter der Brauerei betont, dass es einer Zustimmung bei einer solchen Abbildung bedarf und man das das Gespräch mit dem CDU-Kandidaten suchen werde. "Nachdem Herr Löbel nun Zeitungsanzeigen mit eben diesem Motiv schaltet, scheint hier wohl nun das Einverständnis der Brauerei vorzuliegen", glaubt Schick und nennt die Anzeige eine "merkwürdige Verknüpfung von Bier- und Wahlwerbung". Die Wähler müssten letztlich aber selbst entscheiden, "ob sie nicht lieber eine klare Grenze zwischen Politik und Business wollen."
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