Sicherheit - Lange Schlange bei der ersten Codieraktion des Fahrrad-Clubs / Experte pocht auf bundesweit einheitlicher Regelung

„Abschreckung und Schutz“

Von 
Natalie Magri
Lesedauer: 
Zum Schluss der Fahrrad-Codierung gibt’s den Aufkleber, der Diebe abschrecken soll. © Mager

Andreas Reichl steht mit seinem Rad weit hinten in der Schlange. Bei den Codierungsaktionen der Polizei sei es zwar schneller gegangen – doch Reichl steht gerne an, schließlich ist er vom Nutzen der Codierung fest überzeugt: „Mir wurde einmal ein Rad gestohlen, und es wurde aufgrund der Codierung wieder gefunden.“ Auch Stephanie Schrick lässt ihr Rad mit einem personalisierten Code versehen. Sie hofft, dass ihr Rad dadurch leichter gefunden werden kann. „Abschreckung und Schutz“ – das seien weitere Gründe, warum sie zu der Aktion des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Mannheim gekommen ist.

Bis Ende 2017 hatte die Polizei in Baden-Württemberg Fahrradcodierungen zur Diebstahl-Prävention vorgenommen, diesen Service mit Beginn dieses Jahres aber eingestellt. „Das ist keine polizeiliche Aufgabe“, sagt Norbert Schätzle, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mannheim. Auf die Frage, ob dies eine Folge des gekürzten Budgets beim Polizeipräsidium sei (wir berichteten), antwortet Schätzle: „Nein, überhaupt nicht.“

Prägung erleichtert Zuordnung

Nun hat der ADFC Mannheim die Aufgabe übernommen. „Wir versuchen, diese Lücke zu schließen“, sagt Gerd Hüttmann, Kreisverbandssprecher des ADFC. 4500 Euro sei das vorerst für drei Monate vom Frankfurter ADFC geliehene Codiergerät wert, erklärt Roman Deuster, Pressereferent des ADFC in Mannheim. „Wir wissen nicht, wie sich die Nachfrage entwickelt, wenn die Leute dafür bezahlen müssen“, sagt Hüttmann, denn das Angebot der Polizei war kostenfrei. Beim ADFC kostet es für Nichtmitglieder 15, für Mitglieder acht Euro. Ziel sei es, die Kosten innerhalb eines Jahres wieder hereinzuholen, erläutert ADFC-Mitglied Markus Schlegel.

Obwohl die Anzahl der Raddiebstähle im Stadtgebiet 2017 nach einem stetigen Anstieg in den Vorjahren erstmals wieder zurückgegangen ist, herrschte bei der gestrigen Codieraktion in der Fahrradwerkstatt des Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof reger Andrang. „Eigentlich ist es eine gute Sache – wenn ich ein teureres Rad hätte, würde ich es codieren lassen“, sagt Josephine König, Besitzerin eines Gebrauchtrades im Wert von 100 Euro.

Andreas Bjedov, Verkehrsreferent des baden-württembergischen Innenministeriums, sagt auf Anfrage, dass die Zuordnung der Räder durch die Codierung zwar leichter sei. Aber diese müsse dann bundesweit einheitlich geregelt werden. Manche Hersteller lehnen eine Codierung aus Stabilitätsgründen ab und drohen mit dem Wegfall der Garantie. Bei einer bundeseinheitlichen Codierung müssten auch datenschutzrechtliche Konsequenzen überdacht werden. Die Polizei würde im Falle einer Anzeige sowieso nach Rahmennummer und besonderen Merkmalen des gestohlenen Fahrrades fahnden.

Mögliche Gefahren

Nico Netzer, Gründer der Mannheimer Fahrradwerkstatt Basement Bikes, weist auf mögliche Gefahren des Codierens hin: Die Unterschiede in Qualität und Materialstärke seien bei Fahrradrahmen so unterschiedlich, dass man keine allgemeine Aussage treffen könne, ob es durch die Codierung zu einer Beschädigung kommen würde. „Bei einem leichten Sportrad würde ich aufs Codieren verzichten, ein stabiles, eher schweres Rad verkraftet das sicher besser“, sagt Netzer und zeigt eine Alternative auf: „Fahrräder über die vorhandene Rahmennummer zu registrieren wäre eine Möglichkeit, diese Schwierigkeiten zu umgehen.“

Fahrradcodierung

  • Der nächste Termin zur Fahrradcodierung ist am Samstag, 15. September, zwischen neun und zwölf Uhr im ADFC-Gebrauchtradmarkt.
  • Fahrradbesitzer werden gebeten, ihren Personalausweis und den Kaufbeleg mit Rahmennummer mitzubringen. Fehlt der Kaufbeleg, muss eine eidesstattliche Erklärung abgegeben werden.
  • Die Codierung eines Fahrrades kostet regulär 15 Euro, für ADFC-Mitglieder acht Euro. E-Bike-Akkus können separat für eine Gebühr in Höhe von fünf Euro codiert werden.
  • Die Fahrradcodierung wird am Sattelstützrohr per Nadeltechnik vorgenommen.
  • Beim Codiervorgang prägt eine Nadel die Information zwei bis drei Mikrometer tief in das Material.
  • Danach wird die Stelle noch mit einem Aufkleber versehen, der der Abschreckung dienen soll.
  • Im personalisierten Code sind jeweils Ortskennzeichen, Kreis, Straße und Hausnummer sowie die Initialen des Besitzers und das Jahr der Codierung vorhanden. 

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen