Soziales

Abschied am Beginn des Lebens: Rückbildung für Sternenmamas in Mannheim

Wenn die Kinder der anderen leben, nur das eigene nicht: In Mannheim starten Kurse für Betroffene, die ihr Kind durch Fehl- oder Totgeburt, in den ersten Lebenstagen oder späten Schwangerschaftsabbruch verloren haben

Von 
Lea Seethaler
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Die Hand eines toten Neugeborenen liegt in den Händen seiner Eltern. © DPA

Mannheim. ,,Und wenn Du Dich getröstet hast, wirst Du froh sein, mich gekannt zu haben.“ Mit diesem Zitat aus der ,Der kleine Prinz' von Antoine de Saint-Exupéry laden die Beraterinnen des Sozialdienst Katholischer Frauen ab 19. September Betroffene zu einem neuen Rückbildungskurs für Sternenmütter ein. Als Sternenmütter werden Frauen bezeichnet, die ihr Kind etwa durch eine Fehlgeburt, eine Totgeburt, einen späten Schwangerschaftsabbruch oder in den ersten Lebenstagen verloren haben. An genau sie richtet sich dieser Kurs.

Verlust nach Fehl- oder Totgeburt: SKF Mannheim bietet Rückbildungskurse für Frauen an

Es gibt neben der Rückbildung auch Raum für Austausch und Gespräch. „Immer wieder berichten mir Frauen in der Einzelberatung, dass sie sich alleine fühlen“, sagt Sozialpädagogin Martina Merz-Richardson, die gemeinsam mit Hebamme Maria Winkler die Kurse leitet. Es sei wichtig, die Botschaft „Du bist nicht allein“ und gleichzeitig auch „Trau dich in die Gruppe“, zu vermitteln, berichtet sie.

Rückbildungskurse nach Fehl- oder Totgeburt oder Schwangerschaftsabbruch: Große Nachfrage durch Mannheimerinnen

Der Kurs findet in den Räumen des Sozialdienst Katholischer Frauen Mannheim in B 5, 20 statt. Vor der Teilnahme wird ein telefonisches Vorgespräch geführt. Bei Interesse können Martina Merz-Richardson (Tel: 0621 120 80 13, Mail: martina.merz-richardson@skf-mannheim.de) und Maria Winkler (Mail: maria.winkler@skf-mannheim.de) direkt erreicht werden.

Aus der Klinik ohne Kind: Beratung auch für Verlust nach Schwangerschaftsabbruch in Mannheim

Wenn ein Kind nicht lebend zur Welt kommt, kann das für Betroffene physisch, aber auch psychisch sehr belastend sein. Obwohl der frühe Tod eines Kindes, ein sogenanntes Sternenkind, für viele Schwangere traurige Realität wird, ist es nach wie vor gesellschaftlich ein Tabuthema. Viele Frauen sprechen zuerst über das Thema, wenn eine andere Frau über ihren Verlust spricht. Oft meinen die Frauen auch, Schuld bei sich suchen zu müssen, denken, sie und ihr Körper hätten „versagt“, so Merz-Richardson.

Ablauf einer Zuspruchfeier in Mannheim: Mut machen steht im Fokus

Zuletzt hatte das Mannheimer Team auch eine Zuspruchfeier, als Ergänzung zu den Gedenkfeiern für verstorbene Kinder, die es auch in Mannheim zwischen Oktober und Dezember gibt, organisiert. „Es gibt große Unsicherheit und ein großes Tabu nach dem frühen Verlust eines Kindes“, so Merz-Richardson. „Allen, denen es ähnlich geht, könnte eine besondere Unterstützung guttun, waren wir sicher. Denn nach dem Verlust machen sich viele Eltern auch Sorgen um das, was kommen wird“, beschrieb Merz-Richardson damals die Motivation für die Feier. Die Zuspruchfeier signalisiere auch Aufbruch, sei sehr wichtig für die Betroffenen: „Wir möchten, dass Eltern sich die Zeit nehmen, auf sich zu schauen und neue Kraft zu tanken“, so die Sozialpädagogin.

Mannheimer Beratungsstelle Pränataldiagnostik steht Frauen bei Entscheidung "Schwangerschaftsabruch ja oder nein?" bedingungslos bei

Nebenbei managen sie und ihre Kolleginnen noch eine in Baden-Württemberg gerade vier mal existierende Beratungsstelle „Pränataldiagnostik“ in Mannheim. Das Land ist Vorreiter, „viele kommen auch aus anderen Städten zu uns“, sagt Merz-Richardson. „Wir beraten auch zu Spätabbruch und der damit verbundenen Frage ja oder nein“, beschreibt sie. „Egal um welche Entscheidung es geht“, sagt sie, „wir signalisieren den Betroffenen immer: Wir halten das mit euch aus. Egal, wie ihr euch entscheidet. Wir sind für euch da.“

Unterstützt werden die Rückbildungs-Kurse durch das Sozialministerium Baden-Württemberg. Aktuelle Termine sowie weitere Angebote für Sterneneltern www.pnd-beratung.de

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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