Show - 6000 Zuschauer träumen und fliegen mit den Ehrlich Brothers in der SAP-Arena

6000 Zuschauer träumen und fliegen mit den Ehrlich Brothers in der SAP-Arena

Von 
Markus Mertens
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Gemeinsam mit Andreas (l.) und Chris Ehrlich darf Kinderreporterin Eva in der Mannheimer SAP-Arena von der Bühne strahlen. © Markus Mertens

Mannheim. „Dream & Fly“ – so lautet das Motto dieser Show: Träumen und Fliegen. Es sind diese unausgesprochenen Ur-Wünsche, mit denen die Ehrlich Brothers Chris und Andreas begeistern, nach den Wehen der Corona-Pandemie aber vor allem wieder ein Zeichen des Staunens setzen wollen. Keine leichte Aufgabe nach mehr als zwei Jahren, in denen körperliche Zurückhaltung und soziale Distanz notwendig waren. Und so greife ich auf eine Begleitung zurück, die besser als jede Zweite beurteilen kann, ob die Zauber-Brüder ihrem Auftrag nach kindlicher Faszination in der Mannheimer SAP Arena tatsächlich gerecht werden: die zehnjährige Eva.

Junge Magie-Kennerin Eva

Zwei Tourneen der Ehrlich Brothers hat die junge Magie-Kennerin schon erlebt, sich immer wieder die großen Fragen des Wie und Warum gestellt – und darf die beiden Protagonisten nun kurzerhand selbst treffen. Noch bevor der erste Trick vollführt, die erste Illusion präsentiert wurde, nehmen sich Chris und Andreas Ehrlich die Zeit für ein Gespräch hinter den Kulissen und beantworten geduldig die Fragen der jungen Reporterin. Von Andreas’ allererstem Zauberlehrer Don Alfredo erfährt Eva da nicht weniger als von einem verzweifelten Chris, der seinen Schüleraustausch in Frankreich nur retten konnte, weil der eigene Bruder mit ein paar kreativen Kartentricks unterstützte.

Privat wird das kurze Interview sogar, als die Jungs verraten, dass sie sich eigentlich sehr lieb haben und sich nur aus spontanem Reiz so oft auf der Bühne ärgern. Und es trotz all der Erfolge immer geschafft haben, sich den Spaß an der eigenen Kunst zu erhalten. Nachdem sie ihrem gut vorbereiteten Gast noch ganz exklusiv ein Kunststück beigebracht haben, den später auch die Arena lernen darf, beantworten sie dann noch die härteste Frage, nämlich die nach der wohl schwersten Nummer: dem fliegenden Lamborghini.

Doch so weit ist der Abend an dieser Stelle freilich noch nicht. Denn 6000 Zuschauer haben gerade erst Platz genommen, um endlich wieder erkunden zu dürfen, was Eva in diesen Stunden schon weiß: Wie sehr Magie Freude schenken kann. Dass die beiden Brüder der kleinen Jule ein Kuscheltier zaubern können, mag auf den ersten Blick vielleicht wenig spektakulär daherkommen. Doch wenn Chris Ehrlich den schmerzlich vermissten Teddy peu à peu hinter einer gekritzelten Schnecke hervorzaubert und das Mädchen ihren Kuschelfreund kurz darauf in Armen halten kann, fangen Augen plötzlich an zu leuchten. Auch Eva sagt mir: „Das ist doch echte Zauberei, wenn man Menschen glücklich macht.“ Ganz, als hätten sich die Ehrlich Brothers ihre Worte zum Prinzip auserkoren, geschieht genau das. Um die Chronologie des eigenen Werks auch historisch zu spiegeln, gehören zwar auch martialische Illusionen wie die Riesensäge weiterhin fest zum Programm – doch heute haben selbst die abgetrennten Beine von Andreas Ehrlich auf dem Hoverboard zu „Gangnam Style“ ihren Humorfaktor für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Ohnehin darf man die Vielfalt des hier Dargebotenen in der deutschen Magierszene weitgehend als beispiellos betrachten. Von Chris’ klassischen Kartentricks über einfachere Raumillusionen bis hin zur gezeichneten Liebesgeschichte, die sich schließlich in einer Metallkugel auf der Bühne in die Wirklichkeit übersetzt, lebt der Abend von einer ganz natürlichen Dramaturgie, die über jeden Vorwurf von Überfrachtung und Kommerz weit erhaben ist. Zumal die Ehrlichs immer wieder bewusst den Weg ins Publikum suchen und ihre Show damit proaktiv auf die spontane Kraft der zahlreichen Fans verlagern. Selbst die auserwählte Bella staunt nicht schlecht, als Andreas Ehrlich nicht nur ihre Lieblingsblume errät, sondern ihr Selbige gleich noch hinter dem Kopf zum Vorschein bringt. Auch das neunjährige Geburtstagskind Enrico ist die schrankenlose Begeisterung anzusehen, als er das Fanshirt mit Süßigkeiten vollgeladen bekommt, und gleich noch die riesige Marshmallow-Kanone beäugen darf.

Ein Quantum Leichtigkeit

Während schließlich so mancher Routinier noch darüber nachgrübelt, wie Chris Ehrlich seit Jahren 5 Euro-Scheine mit einem bloßen Falten in 100 Euro-Noten verwandelt, macht auch die sonst nur schwer zu beeindruckende Eva große Augen, als zum Finale zuerst die beiden Brüder und schließlich der goldene Show-Lamborghini durch die Lüfte schweben. Der Jubel kennt spätestens zu diesem Zeitpunkt keine Grenzen mehr. Denn die Menge in Mannheim ist nicht nur verzaubert: Sie hat mit den Ehrlich Brothers – vom Grundschulkind bis zum Senioren – wieder ein Quantum Leichtigkeit gelernt und die Beschwernisse des Alltags kurzerhand vergessen. Ein Kunststück, das die Brüder spätestens bei ihrem nächsten Gastspiel im Januar 2023 auch in der SAP Arena wiederholen wollen.

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