Veranstaltungen

Das sind die Attraktion der Mannheimer Oktobermess

Am Samstag wird auf dem Neuen Meßplatz die Oktobermess eröffnet. 20 Imbiss- und Fahrgeschäfte gibt es. Doch viele Aussteller leiden unter einem Problem

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Das „Europa-Rad“, mit seiner Gesamthöhe von 55 Metern eines der weltweit größten, transportablen Riesenräder der Welt, hat geschlossene Kabinen und bietet einen tollen Ausblick. © Christoph Blüthner

Mannheim. Der fahrbare Maiskolben wird gerade abgespritzt, der Stand mit mexikanischen Spezialitäten gründlich geputzt, am Autoscooter hört man lautes Hämmern, an vielen Stellen rangieren noch Zugmaschinen und an der Achterbahn „Wilde Maus“ hebt ein Autokran schwere Teile empor. Aber das „Europa-Rad“, eines der höchsten transportablen Riesenräder der Welt, steht schon fertig montiert. Es überragt mit seinen 55 Metern fast alles auf dem Neuen Meßplatz, der bereit ist für die bis 9. Oktober dauernde Oktobermess.

Höher ist nur der Turm des Kettenfliegers „Around the World XL“ mit seinen 60 Metern. Aber auch eine Riesenrutsche ist neu im Programm oder das Laufgeschäft „Krumm- & Schief-Bau“, eine Jux-Baustelle mit besonderen Herausforderungen. „Es wird richtig etwas geboten“, freut sich daher Bürgermeister Michael Grötsch, der die Oktobermess am Samstag, 24. September um 17 Uhr offiziell eröffnen wird. Zuvor, ab etwa 13.30 Uhr, ziehen die Schausteller begleitet von der Guggemusik „Newwlfezza“ vom Wasserturm über Planken und Breite Straße bis zur Kurpfalzbrücke, verteilen dabei Freifahr-Chips und Plüschtiere.

Erstmals auf der Mannheimer Mess: Das Laufgeschäft „Krumm & Schief-Bau“ wird gerade aufgebaut. © Christoph Blüthner

Es ist also alles wieder wie vor der Corona-Pandemie – fast. Schon die Maimess war ja ohne Zugangsbeschränkungen und andere Corona-Auflagen gelaufen und hatte 234 000 Besucher angelockt – ein Rekord, so Bürgermeister Grötsch zufrieden. Und auch jetzt ist er überzeugt, „dass das Konzept stimmt und wir es schaffen, dass Mannheim mit der Oktoberfest wieder ein Besuchermagnet für die gesamte Region wird“, so der Bürgermeister. Für ihn jedenfalls besteht kein Zweifel, dass die Mess „ein Traditionsfest mit Zukunft“ ist.

Vier Betriebe haben abgesagt

Allerdings gebe es „weiter große Herausforderungen“, räumte er ein. Und damit sei nicht nur die Corona-Pandemie gemeint, „die ja nach wie vor da ist – auch wenn wir erheblich bessere Perspektiven als vor einem Jahr haben“, so Grötsch. „Die Zeiten sind nach wie vor schwer für uns“, meinte auch Stephan Schuster, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes. Als größtes Problem nannte er den Mitarbeitermangel. „Fehlendes Personal ist überall ein sehr großes Thema“, so Schuster.

Vier Betriebe, die bereits einen Vertrag für die Mannheimer Mess hatten, haben kurzfristig wieder abgesagt – Fahr- und Laufgeschäfte ebenso wie Imbissbetriebe. Das sei aber noch „minimal“, erklärt Geschäftsführerin Christine Igel, Chefin der städtischen Tochtergesellschaft Event & Promotion Mannheim (EPM), die für Messen, Märkte und Außenwerbung zuständig ist. „Es gibt Städte, da hat jeder sechste Schausteller trotz Vertrag die Veranstaltung nicht angefahren“, weiß Igel von einer Tagung der Veranstaltungsbranche. Daher sei sie stolz darauf, dass es „dank hoher Motivation in meinem Team und guten Zusammenwirken mit den Schaustellern“ gelungen sei, genügend Teilnehmer für die Oktobermess zu gewinnen.

„Bei den enormen Spritkosten scheut mancher Kollege eine weite Anfahrt mit vielen Lkw“, weiß Schuster. Dagegen habe sich die Corona-Pandemie, die ja ein Veranstaltungsverbot für die Branche mit sich brachte, doch nicht so negativ ausgewirkt wie befürchtet. Schuster weiß zumindest aus der Region nur von einem Betrieb, der ganz aufgegeben hat. „Es war der Inhaber eines Imbisswagens – der ha sich ganz umorientiert“, so Schuster. Die hohen Energiekosten spielten zwar ebenso eine Rolle, aber die Schausteller hätten ohnehin schon stets versucht, so gut es gehe Kosten einzusparen und früh komplett auf LEG-Leuchten gesetzt. Abschalten müssen die Betriebe auf der Mess ihre Leuchtreklamen – im Gegensatz zum Einzelhandel – nicht. Nach der Energiesparverordnung sind „kurzzeitige Beleuchtungen zu Kulturveranstaltungen und Volksfesten“ von den Verboten ausgenommen.

Riesenrad mit LED-Videodisplay

Besonders hell und weithin sichtbar strahlen wird auf dem Neuen Meßplatz das Riesenrad „Europa“ des Bonner Schaustellers Willi Kipp. Bei ihm drehen sich 42 modern gestaltete, geschlossene Gondeln zu je sechs Personen. Die Radspeichen sind von der Sonne bis zum Radkranz vollständig durch ein hochauflösendes LED-Videodisplay beleuchtet, das für ein funkelndes Lichtermeer mit faszinierenden Farbspielen sorgt – aber dennoch ein Zertifikat für Klimaneutralität hat.

Insgesamt zählt die Oktobermess rund 120 Imbiss- und Fahrgeschäfte – „das sind 20 mehr als auf der Maimess, aber noch nicht ganz das Niveau, das wir vor Corona hatten“, erklärt Igel. Es mache aber auch keinen Sinn, zu viele gleichartige Anbieter nach Mannheim zu holen, nur um eine hohe Zahl zu erreichen. „Es geht uns um einen guten Mix, und den haben wir erreicht: Wir machen den Meßplatz zu einer tollen Erlebniswelt“, verspricht Igel.

Was es aber – wie im Mai, damals wegen des Ukrainekriegs – nicht geben wird, ist ein Feuerwerk. „Wir haben das abgewogen und setzen jetzt noch mal aus“, erklärt Bürgermeister Grötsch. An der Tradition wolle man aber festhalten. „Wir sind der festen Überzeugung, dass es zur Mess gehört, und wollen es ab 2023 wieder machen“, kündigt Igel an.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen