Protest

200 Mannheimer demonstieren gegen hohe Mieten und Verdränung in der Neckarstadt

Von 
Sylvia Osthues
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Rund 200 Menschen haben am Samstag demonstriert. © Sylvia Osthues

Mannheim. Der angespannte Wohnungsmarkt hat am Samstag trotz Regen zahlreiche Menschen auf die Straße getrieben. Unter dem Motto „Deine Miete – Ihre Profite! Bezahlbarer Wohnraum für alle“ haben sie in der Neckarstadt für einen Kurswechsel bei der Wohnungspolitik demonstriert. Veranstalter und Polizei sprachen von rund 200 Teilnehmern. Initiator der Demo war ein Bündnis aus Offenem Stadtteil Treffen (OST), Mieterverein, dem linken Zentrum „ewwe longt’s“ und der linksjugend solid.

Bei der Auftaktkundgebung auf dem Alten Meßplatz kritisierte Lennard Songo (OST) vor allem die Wohnungspolitik der Stadt. Sie mache gemeinsame Sache mit den Spekulanten. Diese profitierten von den steigenden Mieten – von den Verantwortlichen der Stadt geduldet oder gar gefördert. „Was bleibt, ist die Wut“, sagte Songo. Darum wollten sie mobilmachen und ihren Ärger und Unverständnis auf die Straße bringen: „Gemeinsam und laut!“

Karl Heinz Paskuda (Mieterverein) stellte fest: „In Mannheim fehlen 21 000 preiswerte Wohnungen.“ Menschen mit geringem bis mittlerem Einkommen würden aus dem Jungbusch und der Neckarstadt verdrängt. Ein „örtlicher kleiner Immobilienhai“ habe in diesen Stadtteilen in wenigen Jahren circa 70 Häuser aufgekauft, renoviert und fordere nun 12 bis 15 Euro Kaltmiete. „Was bundesweit nur Kopfschütteln hervorruft, ist die Tatsache, dass er diese Aufkäufe in institutioneller Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung erledigt.“

Außerdem habe die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG in den letzten Jahren 800 preiswerte Wohnungen vernichtet und plane jetzt, weiteren preiswerten Wohnraum am Adolf-Damaschke-Ring abzureißen. „Ihr müsst kämpfen und ganz viel Druck machen!“ forderte er die Demonstranten auf.

Die Teilnehmenden liefen durch die Neckarstadt-West zum Neumarkt und wieder zurück zum Alten Meßplatz. „Neckarstadt für alle“ und „Spekulanten, Eure Zeit ist um – das Gespenst der Enteignung geht um“, stand auf Plakaten. Begleitet von Anfeuerungen aus einem Lautsprecher skandierten die Demonstranten „Hoch mit den Löhnen, runter mit der Miete!“ und „Wenn alle sich wehren, ist keiner allein“.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Forderung nach einem Kurswechsel in der Mieten- und Wohnungspolitik: Mietenstopp, keine Umwandlungen in Eigentum und Enteignungen großer Immobilienkonzerne. Entsprechend war auf Transparenten zu lesen: „Hausbesitzer enteignen! Wohnraum vergesellschaften“, „Enteignung ist die halbe Miete“ oder „Kampf der Wohnungsnot = Kampf dem Kapital“.

Linda Kiefer vom linken Zentrum „ewwe longt‘s“ glaubt, „dass alle Neckarstädter betroffen sind von Mieterhöhungen“. „Viele können keine bezahlbare Wohnung finden“, bedauerte die 28-Jährige. Als Student ist auch Daniel Siormanolakis von hohen Mieten betroffen. „Die Stadt sollte es eigentlich allen ermöglichen, in schöner Lage zu wohnen“, meinte der 20-Jährige.

„Gemeinsam gegen Verdrängung“ steht auf dem Transparent von Solveigh und Rudolf Schrimpf. „Wir machen mit, weil wir selbst betroffen waren“, so Rudolf Schrimpf. Ihr Wohnhaus in der Waldhofstraße 8 sollte verkauft werden. „Letztendlich haben wir es geschafft, in eigener Initiative das Haus selbst zu erwerben, mit Hilfe von Verwandten, Freunden und Gönnern.“

Freie Autorin

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