Förderschulen

14 neue Lehrerstellen für die Mannheimer Förderschulen

Von 
Alexander Schreiber
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Thomas Orth (rechts) bei der Kundgebung. © bILD. aLEXANDER sCHREIBER

Die Eugen-Neter-Schule (ENS) und Hermann-Gutzmann-Schule (HGS) dürfen beide jeweils sieben weitere Stellen mit Lehrkräften besetzen. Das bestätigte Arnulf Amberg, Direktor des Staatlichen Schulamts Mannheim, am Rande einer Kundgebung des Elternbeirats der HGS am Freitag vor der Gutzmann-Schule im Stadtteil Gartenstadt. Dem Schulamt bleiben noch knapp sechs Wochen bis zum Schulstart am 13. September, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.

Die Leiterinnen und Leiter beider Schulen hatten kürzlich die Eltern darüber informiert, dass eine Kürzung der Lehrangebote drohe, sollten keine zusätzlichen Stellen verfügbar gemacht werden (wir berichteten). Dass das Kultusministerium die neuen Stellen für die beiden Mannheimer Förderschulen nun bewilligt hat, ist wohl vor allem auf die öffentliche und politische Lobbyarbeit der Elternvertreter zurückzuführen.

Lob und Kritik

So hatte Thomas Orth, Elternbeiratsvorsitzender der HGS, beim Mannheimer Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei (SPD) und Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne) um Unterstützung gebeten. Grunert habe geantwortet, „dass er nicht zuständig sei“, so Orth, der den Bürgermeister für mangelnde Unterstützung kritisierte. In einer E-Mail an Fritz Sütterlin, den stellvertretenden Vorsitzenden des Elternbeirats der ENS, schrieb das Kultusministerium, dass unter anderem sein Schreiben an das Ministerium Anlass gewesen sei, „die Situation gemeinsam mit dem zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe, dem Staatlichen Schulamt Mannheim sowie mit der Schulleitung eingehend zu beleuchten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen“.

Für Fulst-Blei, der nach Orths Anfrage der baden-württembergischen Kultusministern Theresa Schober (Grüne) geschrieben hatte, fand Orth lobende Worte. „Da ist doch jemand, dem was an Bildungsgerechtigkeit liegt.“ Fulst-Blei war bei der Kundgebung anwesend. Er findet es „gut, dass man doch noch reagiert hat“. Gleichzeitig nannte er den Vorgang einen „Skandal. Die Sonderpädagogikfachkräfte jetzt noch zu bekommen, halte ich für einen schlechten Scherz. Es hätte früher passieren müssen. Da hätte man den Eltern viel erspart, und wir hätten heute eine ganz andere Fachkräfteplanungssicherheit für die Schulen.“

Bei den 14 Stellen handelt es sich um auf ein Jahr befristete Vertretungsstellen (siehe Infobox). Sütterlin nannte die Stellen eine „Beruhigungspille“, auch Orth bemängelte die Lösung als nicht nachhaltig genug. Beide forderten, dass den Schulen mehr Planstellen zugesprochen werden, also feste, unbefristete Stellen. „Wir können euch heute schon versprechen, nächstes Jahr stehen wir wieder hier“, sagte Orth.

Ungewöhnliches Ausmaß

Dass Schulen fehlende Stellen noch spät mit Vertretungsstellen besetzen, ist laut HGS-Rektor Gerhard Heuschmid zwar nicht ungewöhnlich. Unüblich sei allerdings das Ausmaß in diesem Jahr „Es ist ein Unterschied, ob ein oder zwei Stellen zu besetzen sind, oder sieben oder acht“, sagte er. An der HGS drohte der Ganztagesunterricht für Grundschülerinnen und Grundschüler auszufallen. Dies soll nun verhindert werden – vorausgesetzt, für die Stellen finden sich genügend Bewerberinnen und Bewerber. An der ENS würde es nach aktueller Planung zukünftig nur noch drei statt vier Tagen mit Nachmittagsunterricht geben, erklärte Sütterlin und berief sich dabei auf ein Telefonat mit ENS-Schulleiterin Silvia Challal.

Thomas Orths Sorgen um den Unterricht an der HGS im neuen Schuljahr werden vorerst bleiben. „Wir haben keine Lehrer. Wen wollen sie denn einstellen? Was passiert, wenn die Lehrerstellen nicht besetzt sind? Ich finde das sehr, sehr mutig vom Schulamt, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen“, sagte er mit Blick auf das Ziel, alle Stellen noch rechtzeitig zu besetzen. Orth dankte aber auch Amberg und dem Schulamt für die Zusammenarbeit. „Es zeigt uns doch, hier wird mit Hochdruck an dem Problem gearbeitet.“

Stellenvergabe

Zuständig für die Verteilung von Lehrerstellen sind die 21 Schulämter. Wie viele Stellen sie verteilen dürfen, entscheidet das Regierungspräsidium, das wiederum dem Kultusministerium unterstellt ist.

Dabei werden unbefristete Plan- und befristete Vertretungsstellen unterschieden. Vertretungsstellen werden etwa dann besetzt, wenn Lehrer in Planstellen aufgrund von Krankheit oder Schwangerschaft ausfallen.

Die 14 Stellen für die beiden Mannheimer Schulen sind auf ein Schuljahr befristet. Das bedeutet, dass Beschäftigte in diesen Stellen in den Sommerferien 2022 kein Gehalt bekämen. lex

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