Sommerkurs an der Popakademie

"Lasst die Musik sprechen!"

Lesedauer: 

Die Band Rauma UNO hat sich während des "Summer Camps" an der Popakademie gegründet und spielt hier gerade zum letzten Mal zusammen.

© cst

Internationale Sommerkurse sind inzwischen fester Bestandteil im akademischen Jahr vieler Hochschulen. Auch an der Popakademie. Dort versammelten sich Studenten gerade zum achten "International Summer Camp (ISC)".

"Ich möchte vor allem verschiedene Musikgenres erleben und so viel wie möglich mitnehmen, um es dann in meine Musik einzubauen", sagt der 19-jährige Sam Moran. Der aus Köln stammende Deutsch-Kanadier möchte sich jetzt nach dem Abi zunächst als Straßenmusiker durchschlagen. Er ist einer der externen Camp-Teilnehmer, an die sich das Ferienangebot genauso richtet wie an Studierende der Popakademie und deren Partnerhochschulen.

Ein internationales Netzwerk

"Das Thema Internationalisierung hat für die Popakademie einen hohen Stellenwert", erklärt Catherine Galliou, Managerin für Internationalisierung. In erster Linie gehe es darum, über die deutschen Landesgrenzen hinaus ein Netzwerk für die Studierenden zu schaffen. "Das ISC ist ein wichtiger Baustein, doch im Gegensatz zu anderen internationalen Projekten können bei uns auch Externe teilnehmen", sagt Galliou. Zudem könnten junge Musikern einen Blick hinter die Kulissen wagen und sich untereinander austauschen - und das auf internationalem Niveau.

Die Beweggründe der Teilnehmer sind vielfältig. Der 21-jährige Eric Rutherford studiert Urban Popular Music am Columbia College in Chicago, eine Partnerhochschule der Popakademie. Für seinen ersten Europa-Aufenthalt hat er sich vorgenommen, die Kunst des Songschreibens zu verbessern. Der 26-jährige Patrik Falk von der Linneaus University in Växjö, Schweden, ist vor allem an den musikalischen Unterschieden der einzelnen Länder interessiert und möchte das Camp zum Üben und Auftreten nutzen. Er sei gespannt, was man innerhalb einer Woche erreichen kann.

Wie muss man sich solch einen musikalischen Sommerkurs eigentlich vorstellen? "In diesem Jahr haben wir 55 Teilnehmer",sagt Galliou. Sie freut sich über die internationale Mischung, die meisten kommen dieses Mal jedoch aus dem deutschsprachigen Raum. Außerdem haben sich Teilnehmer von den Partnerhochschulen in England, USA, Norwegen und Holland auf den Weg gemacht, um für sieben Tage im Austausch mit den anderen Musikern die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Wegen den örtlichen Gegebenheiten mit acht optimal ausgestatteten Proberäumen wurden acht Sommercamp-Bands gegründet, denen über die gesamte Zeit ein Coach zur Seite stand. Bereits im Bandnamen zeigten sich die künstlerische Potenziale. Es entstanden Namen wie Why Not Schnaitzel, Cream G's, I see Unicorns, Hot Pot oder etwa rauma UNO. In den Morgenstunden bestand die Möglichkeit, an Einzel-Coachings für Gesang, Instrumentalunterricht oder Songwriting teilzunehmen. Der Rest des Tages stand dann ganz im Zeichen der gegründeten Bands: Hier wurden Songs neu geschrieben oder mitgebrachte Werke gemeinschaftlich aufgepimpt.

Persönliche Momente

Die Teilnehmer können wertvolle Erfahrungen mit an ihre Heimat-Hochschulen nehmen. "Das Sommercamp hat viele schöne Momente hervorgebracht", schwärmt zum Beispiel Rutherford aus Chicago. Sein persönliches Schlüsselerlebnis hatte er, nachdem seine Band I see Unicorns den ersten Song fertig geschrieben hatte und die einzelnen Fähigkeiten der Musiker sich im Gesamtwerk widerspiegelten: ein wahrer Gänsehaut-Moment.

Patriks Moment war beinahe spiritueller Natur, als er mit Songwriting-Coach Michelle Leonard eben noch an den Worten für seinen Song feilte, um einen Moment später sich und seiner Musik beim Spielen selbst näher zu kommen. Für ihn eröffnete sich ein Weg, der ihm bis dahin verschlossen schien.

Auch der Kölner Sam erlebte während der Woche einen besonderen Moment, als seine Band beim Songschreiben ins Stocken geriet - und eine spontane Jam-Session kreatives Potenzial freisetzte. Das Ergebnis war ein fertiger Song in weniger als einer Stunde. "Pures Adrenalin war das", sagt Sam grinsend.

Das Abschlusskonzert stellte für alle Teilnehmenden einen Höhepunkt dar. Der Öffentlichkeit ihre erarbeiteten Projekte vorzustellen und im Dialog mit dem Publikum wertvolles Feedback zu bekommen, das ist für jeden jungen Künstler etwas Besonderes. Mit den Worten "Lasst die Musik sprechen" fasste der künstlerische Leiter der Popakademie Udo Dahmen die Woche zusammen. Für die Teilnehmer ein treffender Satz.

Auch Eric, Patrik und Sam haben ihr persönliches Fazit gezogen. Der Schwede Patrik, der als Kopfmensch anreiste, möchte künftig mehr aus dem Bauch heraus entscheiden und im Winter für ein weiteres Musikcamp nach Mannheim zurückkehren. Eric aus Chicago möchte dem Melodieaufbau mehr Zeit widmen und geschmeidigere Töne anstimmen. Für Sam war das Sommercamp ein Augenöffner, er entwickelte sich vom Einzelkämpfer zum Teamplayer. Drei Erlebnisse, doch verbindet sie dieselbe Sprache - die Musik.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen