Nachhaltigkeit - Initiativen der Uni Mannheim entwickeln gemeinsam mit einem Künstler wiederverwendbaren Trinkbecher

Kreativ gegen Einweg-Müll

Von 
Lisa Santos
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Mannheim. Tim Becker und Anna-Jo Krüger sitzen auf dem Ehrenhof der Universität Mannheim. Vor ihnen steht ein Thermo-Kaffeebecher. Auffällig skizziertes Design in Schwarz-Weiß, roter Deckel. Trotz seiner überschaubaren Größe von zehn Zentimetern schlummern große Hoffnungen in dem Becher. Denn die Uni Mannheim hat ein Problem, und das heißt: Müll. "Die Abfalleimer in der Uni sind jeden Tag überfüllt, weil immer mehr Einweg-Kaffeebecher verwendet werden. Das wollten wir ändern", sagt Becker.

Der 19-Jährige ist stellvertretender Vorstand der Studierendeninitiative Infinity Mannheim, die sich durch Vorträge, Workshops und verschiedene Kampagnen für Nachhaltigkeit einsetzt. Nach Angaben des Gebäudemanagements der Uni werden neben den Einwegbechern, die zirka 30 bis 40 Prozent des Gesamtmülls ausmachen, vor allem Verpackungen von Fertigessen und Flaschen weggeworfen.

Problem: Kaffee zum Mitnehmen

Das steigende Müll-Problem betrifft nicht nur die Uni oder Mannheim, sondern lässt sich mittlerweile in fast jeder größeren Stadt beobachten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Coffee-to-go ist praktisch, günstig und wird an jeder Ecke angeboten. Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass in ganz Deutschland stündlich 320 000 Einwegbecher weggeworfen werden.

Doch der zunehmende Müll sorgt nicht nur für ein unschönes Stadtbild und einen größeren Aufwand bei der Entsorgung. "Vielen ist gar nicht klar, wie sehr der Coffee-to-go unserer Umwelt schadet", sagt die 25-jährige Anna-Jo Krüger, ebenfalls Mitglied bei Infinity. Damit bezieht sie sich auf den Wasser- und Kunststoffverbrauch, der bei der Herstellung der Wegwerfbecher entsteht. Da sie von innen mit Kunststoff beschichtet sind, können die Becher aus Pappe zudem nicht von der Natur abgebaut werden. Und das obwohl der Becher im Schnitt nur 15 Minuten benutzt wird. Um dem vielen Müll entgegenzuwirken, haben deutschlandweit Städte und Umweltorganisationen Kampagnen für Mehrwegbecher gestartet.

Da es in Mannheim bislang noch keinen städtischen Mehrwegbecher gibt, haben die Studierendeninitiativen Enactus, Infinity, UniSpirit und GreenOffice bereits 2016 das Projekt "Drink it, keep it" ("Zum Trinken, zum Behalten") an der Uni Mannheim gestartet. Das Ziel: Bewusstsein für die Thematik schaffen. "Wir haben eine Umfrage gestartet und dabei herausgefunden, dass viele Studierende schon einen Mehrwegbecher haben, ihn allerdings nicht benutzen", so Krüger. Das liege vor allem daran, dass nicht jedes Café bereit sei, ein mitgebrachtes Gefäß zu befüllen. Außerdem werde der Becher oftmals zuhause vergessen oder als störend empfunden, wenn er nach der Verwendung schmutzig eingepackt werden müsse. "Schnell war klar, dass wir nicht nur einen Mehrwegbecher, sondern auch ein Pfandsystem brauchen", sagt Becker.

Gesagt, getan: Seit Ende August lässt sich nun der Thermobecher "macup" für eine Leihgebühr von fünf Euro am Campus Shop der Uni Mannheim erwerben. Er besteht aus Bambus und wurde vom Mannheimer Künstler Nick Lobo kreativ gestaltet. Nach dem Gebrauch kann man den "macup" entweder gegen einen sauberen umtauschen oder ganz zurückgeben und so sein Pfand wiederbekommen. Finanziert wird das Projekt von der Service und Marketing GmbH der Uni Mannheim. Bisher kann man den Becher an allen Kaffeeautomaten der Uni, im Café EO, im Campus Shop und in einigen umliegenden Cafés, beispielsweise in den Sammo Cafés, nachfüllen. Bei den Studierenden kommt das gut an: "Ich habe über Facebook von dem 'macup' erfahren und war sofort begeistert", sagt die 23-jährige Anglistik-Studentin Hanna Hellmuth. "Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig."

Neustart mit dem "macup"

Politik-Student Sebastian Gabel hat sich den Becher gleich am ersten Tag geholt und ist bisher höchst zufrieden. "Er ist umweltfreundlich, praktisch und das Design gefällt mir auch sehr", so der 22-Jährige. Für Infinity ist das positive Feedback die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. "Unser nächstes Ziel ist jetzt, dass man den 'macup' nicht nur beim Campus Shop annehmen und abgeben kann, sondern überall in der Uni", sagt Krüger. Langfristig könnten sie sich gut vorstellen, den Becher in ganz Mannheim einzuführen. Auch eine nachhaltige Wasserflasche sei bereits in Planung.

Der neue Kaffeebecher zum Wiederverwenden

  • Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass in Deutschland stündlich 320 000 Einwegbecher weggeworfen werden.
  • Immer mehr Städte starten Kampagnen gegen den Einweg-Müll.
  • Der Thermobecher "macup" ist seit August 2017 am Campus Shop der Uni Mannheim erhältlich. Er besteht aus Bambus und hat einen Silikon-Deckel.
  • Zu sehen sind typische Motive der Quadratestadt, beispielsweise das Schloss oder auch der Wasserturm.
  • Aktuell beschränkt sich das Pfand-system noch auf die Uni Mannheim. Langfristig soll es auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. 

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