Unterstützung - Das Akademische Auslandsamt bietet ein Tandem-Programm an / Flüchtlinge sollen leichter in den Uni-Alltag finden

Hilfe im Studium, aber auch bei den kleinen Dingen

Von 
Leonie Brinkmann
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Reem aus Syrien schaut auf dem Symbolbild während eines Vorbereitungskurses für studierende Flüchtlinge an der Freien Universität in Berlin in die Kamera. © dpa

„Man sollte ein offener Mensch sein und Interesse für andere Kulturen mitbringen“, zählt Isabelle Giraud-Bellm die einzigen Voraussetzungen auf, um ein „Social Interaction Leader“ zu werden. „Integra“ ist ein seitens des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) gefördertes Programm, das studierfähige Geflüchtete innerhalb von zehn Monaten vom Sprachenniveau B1 auf das in deutschsprachigen Studiengängen geforderte C1-Niveau bringen soll. Seit 2016 organisiert dies das Akademische Auslandsamt (AAA) der Uni Mannheim, jedes Jahr nehmen 30 Geflüchtete teil.

Um auch auf den Alltag einer Universität vorbereitet zu werden, besteht neben dem Sprachkurs das freiwillige „Welcome“-Programm. Es soll die Geflüchteten mit Studierenden, den so genannten „Social Interaction Leadern“ zusammenbringen. „Seit Beginn des Programms gab es 82 Tandems“, sagt Isabelle Giraud-Bellm, Mitarbeiterin des AAA. Damit die Tandems auch ähnliche Interessen haben, füllt jeder Teilnehmer zunächst einen Bogen aus. „So versuchen wir, keinen strikten Veganer einem absoluten Fleischliebhaber zuzuordnen“, sagt Giraud-Bellm.

Gemeinsam Ostereier bemalen

Neu sei in diesem Jahr, dass auch Gasthörer „Social Interaction Leader“ werden könnten. Wie der Name verrät, gründet sich das Programm auf drei Säulen: „‚Social’ steht für Sport und Freizeit, dafür, dass man ein Ansprechpartner in alltäglichen Belangen ist, ‚Interaction’ für den Spracherwerb, wobei man sich regelmäßig miteinander treffen sollte und ‚Leader’ für den Uni-Alltag, in den man die Geflüchteten einführen soll, dafür, dass man sie vielleicht mit in die Vorlesungen nimmt“, erzählt Giraud-Bellm.

Für das „Welcome“-Programm veranstaltet das AAA fast jeden Monat eine Veranstaltung. „Highlight dieses Jahr war der Ostereier-Workshop, bei dem wir gemeinsam Ostereier angemalt haben“, sagt Giraud-Bellm. Konstantin Werner ist von Anfang an dabei gewesen. Der 26-Jährige beginnt im kommenden Herbstsemester seinen Master im Lehramt für Politik und Wirtschaft. Nebenher studiert er, ebenso im Master, Politikwissenschaften. „2016 ist die Debatte um Flüchtlinge gerade hochgekocht und auch die Frage, wie man sie integrieren kann“, so Werner.

Für den Studierenden, der zuvor bereits am „Buddy-Programm“ der Initiative „Visum“ teilgenommen hatte, habe sich so eine gute Möglichkeit ergeben, mit Leuten in Kontakt zu kommen, erzählt er. Das Programm sei eine Verpflichtung, über die man sich bewusst sein müsse, sagt Werner.

„Du kannst ja nicht nach den zehn Monaten sagen, dass das Programm vorbei ist und den Menschen einfach links liegen lassen“, sagt er. Der 26-Jährige trifft sich noch regelmäßig mit seinen beiden Tandem-Partnern, geht mit ihnen spazieren, oder abends ein Bier trinken oder in der Mensa essen.

Besonders wichtig sei auch, kein Helfersyndrom gegenüber dem Tandem-Partner zu entwickeln: „Man muss auf eine freundschaftliche Ebene kommen, die Person an sich ernst nehmen und nicht immer fragen, ob er noch Hilfe benötigt.“ Es gehe beim „Helfen“ meist um kleinere Fragen: „Für uns ist so vieles selbstverständlich, worüber man gar nicht nachdenkt.“ So beantworte er, wie man hier Personen anspreche oder ab wann man unhöflich oder aufdringlich wirke.

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