„Die Zeit – ihr könnt sie nicht sehen, anfassen oder hören. Was ihr mit der Zeit macht, ist eure Sache. Doch ihr könnt sie opfern und mit uns durch die Zeit reisen“: So begann das neue Theaterstück „Die blaue Tür“ der Theatergruppe TaTheMu der Eugen-Neter-Schule, die im Franziskussaal auf dem Waldhof eine umjubelte Premiere feierte.
Theater aus ganz besonderem Blickwinkel, direkt und authentisch, voller Spielfreude und Intensität ist schon seit vielen Jahren Tradition bei den regelmäßigen Produktionen der Theatergruppe TaTheMu der Eugen-Neter-Schule, ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. „TaTheMu“ bedeutet Tanz, Theater, Musik.
Alle zwei Jahre bringt die Theatergruppe ein neues Stück auf die Bühne. Ein paar Jahre konnte das wegen Corona nicht stattfinden. Mit einem selbst geschriebenen Theaterstück namens „Die blaue Tür“ im Gepäck verzauberte TaTheMu nunmehr die Zuschauer bei ihrer Aufführung im voll besetzten Franziskussaal. Die Lehrerinnen Katrin Krieger, Gabriele Frede und Gabriele Herberich haben das Stück in zwei Jahren zusammen mit 19 Schülern der Berufsschulstufe Kl 10, 11 und 12 entwickelt – auch die Choreographie. Sie haben Impressionen gesammelt, Videos aus der Epoche angeschaut, Musik gehört, zu der sich die Schüler frei bewegt haben. Entstanden ist eine mitreißende Musikreise durch die Zeit.
Das von der Theatergruppe selbst entwickelte Stück erzählt von einem ganz normalen Freitagmorgen in der Eugen-Neter-Schule. Die Schüler gehen in den Musikraum. Alle sind gut gelaunt – bis ein Schüler plötzlich entdeckt, dass die blaue Tür, die sonst immer verschlossen ist, offensteht. Wer kann da schon widerstehen? Alle folgen dem Lichtstrahl und damit beginnt das Abenteuer ihres Lebens. Mit viel Elan und höchster Konzentration hat die pfiffige Theater-Bande bei ihrem Auftritt im Franziskussaal das Stück auf die Bühne gestellt.
Die Reise begann in den 50er Jahren mit einem fetzigen „Jailhouse Rock“ (Elvis Presley) – und alle im Publikum klatschen begeistert mit. Als dann auch noch der vor kurzem verstorbene Harry Belafonte mit seinem „Banana Boat Song“ (1956) zu Trommelwirbeln die Bühne eroberte, gab es kein Halten mehr. Ab jetzt wurde nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Saal Party gefeiert. Mit „San Francisco“, Flower Power, Love and Peace tanzte die TaTheMu-Gruppe durch die 60er. Auch beim Udo-Jürgens-Schlager „Griechischer Wein“ aus dem Jahr 1974 sangen und tanzten alle im Saal mit.
Mit einer faszinierenden Schwarzlicht-Performance läutete TaTheMu die 80er ein. Für einen echten Gänsehautmoment sorgte die Gruppe mit dem Marius Müller-Westernhagen Lied „Freiheit“ (1989), zu Video-Bildern von Menschen, die nach der deutschen Wiedervereinigung die Berliner Mauer niederrissen und die Grenze überschritten. Zum Rückblick auf die 90er mit dem Backstreet Boys-Song „Everybody rock your body“ schwenkten die fröhlich Party feiernden Zuschauer bunte Knicklichter.
Berührend war der Solo-Auftritt von Sebastian mit dem Lied von James Blunt „You are beautiful“ (2005), bei dessen Auftritt Filmsequenzen seiner Mitspieler zeigten, wie schön sie alle sind. Beim Pop-Song „Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“ von Andreas Bourani zur Fußballweltmeisterschaft 2014 stimmten alle im Saal mit ein. Mit stehendem Beifall forderte das Publikum immer wieder „Zugabe!“
„Das war ein wunderschöner, unvergesslicher Abend und ihr jungen Schauspieler wart einfach sensationell“, schwärmte Schulleiterin Silvia Challal. „Ihr seid echte Kracher“, lobte Alexandra von Gropper, Vorsitzende des Elternbeirats und Fördervereins der Schule, die agile Theatergruppe. Sie habe noch nie ein Publikum erlebt, das so abgeht wie an diesem Abend.
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