Waldhof - Gemeinschaftszentrum Ost öffnet nach fast einjähriger Pause Kleiderkammer und Servicebüro / Arbeiterwohlfahrt als Träger

Ort der Begegnung und Hilfe

Von 
Bertram Bähr
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Stehen in Kleiderkammer und Servicebüro als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung (v.l.): Erika Mussinger, Bianca Best und Christa Klemmer. © Bähr

Wer im Navigationsdienst Google Maps die „Frohe Zuversicht 5-7“ eingibt, sieht auf der Karte: „Biotopia Kleiderkammer“. Die gibt es allerdings schon lange nicht mehr. Der Träger der Einrichtung, eben Biotopia, zog sich Ende 2017 zurück. Seitdem hat die Stelle geschlossen – oder vielmehr: sie hatte geschlossen. Denn inzwischen konnte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) die Lücke füllen, die sich im Januar diesen Jahres aufgetan hatte. Und so erfüllt die Kleiderkammer seit 1. Dezember wieder ihren eigentlichen Zweck.

„Bei uns ist es immer kuschelig“, lacht Christa Klemmer – und deutet auf die Sessel im Nebenraum der Kleiderkammer. Gemeinsam mit Erika Mussinger und Bianca Best steht die Awo-Mitarbeiterin als Ansprechpartnerin im Gemeinschaftszentrum Waldhof-Ost zur Verfügung. Auch das Servicebüro hat nach knapp einjähriger Pause wieder geöffnet. Allerdings fehlen dort noch die Computer, Anfang Januar soll es soweit sein.

Arbeiten an neuem Konzept

In den Haushaltsberatungen vor etwa einem Jahr hatten sich die Fraktionen von CDU und ML/Freie Wähler dafür eingesetzt, die Angebote im Stadtteil wieder zur Verfügung zustellen – und damit einem dringenden Wunsch aus der Bevölkerung entsprochen. Allerdings musste der Bezirksbeirat im Juli nachhaken, weil bis zu diesem Zeitpunkt nichts geschehen war.

Zunächst verkündete das städtische Jugendamt, Servicebüro und Kleiderkammer sollten „temporär“ wieder eröffnet werden. Im Oktober teilte der kommissarische Leiter der Behörde, Peter Schäfer, dem Bezirksbeirat mit: Beide Angebote sollen in ein neues, noch zu erarbeitendes Konzept überführt werden. „Vielen herzlichen Dank“ – das war die erste Reaktion von Bezirksbeirätin Gudrun Müller (ML). Denn schließlich hatte die Befürchtung im Raum gestanden, die Übergangslösung werde nicht auf Dauer greifen.

So ist zwar jetzt klar, dass sowohl Kleiderkammer als auch Servicebüro eine feste Einrichtung bleiben sollen. Ob dazu aber auch die Bücherei wieder gehören wird, das stehe noch nicht fest, betont Stadtsprecherin Beate Klehr-Merkl bei dem Vor-Ort-Termin auf dem Waldhof. Die im Jugendamt für Soziale Dienste zuständige Petra Bärnert teilt mit, in welche Richtung es gehen könnte. Man wolle die Bücherei zu einem „offenen Ort der Begegnung“ für den Stadtteil machen – als Arbeitsschwerpunkte sind Lese- und Sprachförderung im Gespräch.

Das Konzept, das den strukturellen Veränderungen in der Bevölkerung Rechnung tragen und den Fokus auf Jugendhilfe legen soll, werde derzeit erarbeitet und danach sowohl mit den jugendpolitischen Sprechern der Fraktionen als auch den Bezirksbeiräten diskutiert, sagt Klehr-Merkl. Zu klären wird auch sein, ob die Awo weiterhin die Trägerschaft übernimmt. „Wir freuen uns, mitwirken zu können“, so Awo-Vertreterin Stefanie Reutter.

Ihre drei Mitarbeiterinnen sehen ihre berufliche Tätigkeit, die sie schon für Biotopia ausgeübt haben, als Berufung. Gerade im Servicebüro sei der Hilfebedarf hoch, berichtet Erika Massinger. So hat sie in der Vergangenheit beispielsweise Migranten ins Jobcenter begleitet oder Ratsuchenden beim Ausfüllen von Anträgen geholfen. Die seien oft in absolut unverständlichem Deutsch abgefasst. Auch wenn sie es eigentlich nicht lustig findet, lacht sie: „Oft verstehen die Beamten auf den Behörden selbst nicht, um was es geht.“

Bei dem zu erarbeitenden Konzept geht es auch darum, wie andere bestehende Einrichtungen eingebunden werden können. Allein in dem langgestreckten, zweistöckigen Bau der „Frohen Zuversicht 5-7“ sind neben Kleiderkammer und Servicebüro unter anderem Nähstube, Seniorencafé, Süd-Ost-Europa-Mission, Kindermittagstisch und eine Schülergruppe beheimatet, die Mittagessen und Nachmittagsaktivitäten anbietet. Außerdem hat hier der städtische „Gemeinwesen“-Mitarbeiter Michael Bähr sein Büro.

Öffnungszeiten und Angebote

Die Kleiderkammer hat mittwochs, 12.30 bis 15 Uhr, geöffnet. Gegen Bedürftigkeitsnachweis kostenlos abgegeben werden bis zu zehn Teile pro Person.

Spendenannahme ist dienstags und donnerstags, 9 bis 12.30 Uhr. Neben Kleidung werden Spielsachen, kleine Haushaltsgegenstände oder Elektrokleingeräte angenommen.

Das Servicebüro wird zurzeit noch mit der technischen Infrastruktur ausgestattet. Danach hat es, voraussichtlich ab Januar 2019, an drei Tagen wöchentlich geöffnet: montags, 10 bis 12, dienstags, 12 bis 14 und donnerstags, 10 bis 12 Uhr.

Die Mitarbeiter des Servicebüros helfen Ratsuchenden unter anderem dabei, Formulare oder Anträge für Behörden auszufüllen. bhr

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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