Mannheim-Waldhof: Massive Lärmbelastung durch Bahn-Ausbau?

Kann der Bahnhof Waldhof durch einen Eisenbahntunnel auf einer möglichen Neubaustrecke Mannheim-Karlsruhe vom Durchgangsverkehr entlastet werden? Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) warb vor dem Bezirksbeirat des Stadtteils im Kulturhaus Waldhof kürzlich für diese Zukunftsvision - und stieß dabei auf einhellige Skepsis der Stadtteilvertreter. „Blauäugig“ sei dies, kritisierte Spechts Parteifreund, CDU-Altstadtrat Konrad Schlichter.

Im Deutschlandplan nicht drin

Denn im Deutschlandplan der DB komme so ein Tunnel nicht vor, so Schlichter. Statt mit einer Entlastung sei mit dem genauen Gegenteil zu rechnen: Zu den heute 170 Personenfernzügen würden nach Fertigstellung der Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt 130 bis 180 Züge dazu kommen, der Durchgangsverkehr würde sich auf 300 bis 350 Personenfernzüge verdoppeln. Hinzu kämen 280 Güterzüge.

„Wir sprechen eigentlich von zwei Projekten: von der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim sowie von einer Ausbau- und Neubaustrecke Mannheim-Karlsruhe inklusive Knoten Mannheim“, erklärte der Erste Bürgermeister Specht. Auf der Strecke Frankfurt-Mannheim plant die Deutsche Bahn AG eine neue zweigleisige Strecke, die künftig tagsüber vom Personenfernverkehr und nachts vom Güterverkehr genutzt werden soll.

Zwischen Lorsch und Lampertheim in Südhessen komme diese Neubaustrecke nach derzeitigem Planungsstand im Mannheimer Norden in Höhe Blumenau aus einem Tunnel und schließe an die Riedbahn an. Die Stadt hatte bereits vor zwei Jahren gefordert, hieran anschließend auch einen Bahntunnel durch das Mannheimer Stadtgebiet zu prüfen. Specht: „Ein Gutachten hat gezeigt, dass ein solcher Tunnel möglich wäre.“ Jetzt gehe es darum, die beiden Projekte zeitlich zusammenzubinden.

Zur aktuellen Ausbauplanung Bahnhof Mannheim-Waldhof erklärte der Specht: „Um eine Bedienung der Östlichen Riedbahn während der Bundesgartenschau 2023 zu ermöglichen, wird der Ausbau des Bahnsteigs C in einem ersten Bauabschnitt vorgezogen.“ Dadurch biete sich die Möglichkeit, die S-Bahn im Mannheimer Norden auszubauen. Die barrierefreie Erschließung erfolge dann im zweiten Bauabschnitt. „Das ist ein Quantensprung gegenüber der ursprünglichen Planung und verhindert auch, dass der Bahnhof Mannheim-Waldhof zugemacht wird“, sagte Specht.

Bezirksbeiräte und Stadträte im Saal konnten die Begeisterung Spechts nicht teilen. „Das bringt alle drei Verkehre überirdisch: S-Bahn, ICE und Güterverkehr“, bemängelt Gerald Unger (Linke). Peter Stegmaier und Sabine Seifert (beide SPD) fürchten, dass Personen- und Güterverkehr nicht getrennt werden können und dadurch „massive Lärmbelastungen für die Bürger“ entstehen.