Als Rolf Remmele im Alter von drei Jahren in die Hessische Straße zieht, gibt es nur wenige Häuser in der Umgebung: „Es gab viel freies Gelände, ich habe als Kind auf der Straße Fußball gespielt, Autos fuhren fast keine“, erinnert sich der Waldhöfer. Vom neuen Zuhause war der Junge anfangs aber nicht begeistert: „Ich bin ausgebüxt und dahin zurück, wo ich auf die Welt kam.“
Geboren wurde Rolf Remmele ein paar Straßen weiter im Sandgewann, unweit des Fußballplatzes des MFC Phönix 02. „Das Grundprinzip meines Vaters war, lieber Steine und Ziegel zu kaufen als einen Fotoapparat, deshalb gibt es fast keine Bilder von früher“, erklärt der heute 63-Jährige schmunzelnd. Inzwischen hat sich sein Viertel verändert: Auf der Straße ist viel Verkehr, und seit 2016 fährt die Stadtbahn Nord durch den Vorort. „Das war die einschneidenste Veränderung“, sagt Ehefrau Angelika Remmele.
Damals und heute gehören die Benz-Baracken zum Waldhof. Hier – im Osten des Stadtteils – gibt es Straßennamen wie „Frohe Zuversicht“, „Kleiner Anfang“ oder „Neues Leben“. Die nach dem nahe gelegenen Benz-Werk benannten Bauten sind durch eine Serie im Privatfernsehen bekanntgeworden und haben für die Remmeles zu Unrecht einen schlechten Ruf: „Ich bin da groß geworden, meine Freunde haben dort gelebt, wir waren normale und glückliche Kinder.“ Die Dokumentation aus dem als schwierig geltenden Viertel sei überzogen. Freilich sei es dort schon früher klein und eng gewesen: „Die Polizei hat sich nicht getraut, reinzugehen. Aber das waren richtige Freunde, auf die man sich verlassen kann, nett und locker.“
Vom Straßenfußball mit den Kindern aus den Benz-Baracken kommt Rolf Remmele schließlich in der C-Jugend zum SV Waldhof: „Meine Eltern hatten damals nicht das nötige Kleingeld, um mir den Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Jemand hat das für mich bezahlt, obwohl er selbst nicht viel Geld hatte“, sagt Rolf Remmele dankbar. In den 70er Jahren schafft er es sogar zum Profi beim SVW: „Ich bekam eine Aufwandsentschädigung, wir waren sehr sparsam.“
Remmele macht bei BBC eine Ausbildung zum Maschinenschlosser: „Wir hatten mittags aber immer Training, da machte BBC nicht mit. Ich bin dann zu Bopp & Reuther gewechselt.“ Von 1972 bis 1978 ist Remmele im Profi-Kader des SVW, wechselt dann nach Ladenburg, Neckarau und Viernheim: „Bis 1993 war ich Spielertrainer in einem jugoslawischen Verein in Mannheim.“ Ein schwerer Motorradunfall, der Rolf Remmele fast das Leben kostet, verändert sein Leben: „Aber ich habe es geschafft, dank meiner Frau und den Kindern.“ Noch heute lebt die Familie eng zusammen: Die Remmeles ziehen nach dem Unfall in das Haus Nummer 35 gegenüber, der 39-jährige Sohn wohnt im alten Gebäude Nummer 28, die 41-jährige Tochter zieht aufs Grundstück der Eltern.
Kennengelernt haben sich die Remmeles übrigens beim Flipper-Spielen im Clubhaus des SVW. Angelika Remmele spielt damals Handball: „Wir waren sofort zusammen und sind seit 42 Jahren verheiratet“, sagt die 65-Jährige stolz. „Rolf war erst 17, hatte aber einen langen Bart und sah älter aus“, erzählt die begeisterte Handtaschen-Sammlerin.
Tochter Saskia wird Prinzessin
Dass Rolf Remmele Präsident des Carneval Clubs Waldhof (CCW) wird, hätte er sich nie vorstellen können: „Ich war ein Fasnachtshasser.“ Als Tochter Saskia 2002 Vereinsprinzessin des CCW wird, ändert sich alles. Rolf Remmele begleitet sie zu den Terminen: „Und nach der Kampagne habe ich weitergemacht.“
Vom Programmplaner und Elferrat kommt er zum Posten des Präsidenten: „Da war der CCW fast tot, aber jetzt steht er sehr gut da“, freut sich Remmele über die zahlreichen aktiven Mitglieder. Seine Erwerbsunfähigkeit durch den Unfall habe ihm ermöglicht, in Kindergärten und Schulen Nachwuchs zu finden. „Wir haben jetzt sieben Garden.“ Auch sein Amt als zweiter Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt übernimmt er mit viel Herzblut.
Die Straßenbahn vor der Tür ist für das Paar ein Gewinn: „Sie ist leise, der Bus war lauter“, sagt Rolf Remmele. Der begeisterte Radfahrer kurvt aber lieber mit dem E-Bike und beiden Enkeln durchs Viertel. Neben der Familie schätzen die Remmeles auch den Zusammenhalt im Quartier: „Der ist astrein“, lobt der Fasnachter. „Man kennt sich, auch vier oder fünf Straßen weiter“, pflichtet Angelika Remmele ihm bei.
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